Twizel/Mt. Cook
Wir hatten es ja fast nicht zu träumen gewagt, doch morgens um 7:00 Uhr sehen wir beim Blick aus dem Fenster einen strahlend blauen Himmel mit vereinzelten Wolken. Also schnell ins Bad, Frühstücken und los geht’s. Unser erster Weg führt uns in Zentrum von Twizel, um uns bei der Tourist Info ein paar Broschüren bzgl. Rundflügen über den Südalpen zu holen. Denn das ist unser Plan für heute: entlang des türkisfarbenen Lake Pukaki ca.55 km ins Tal des Tasmanriver bis zum Mt. Cook National Park fahren und dort, wenn es das Wetter hergibt, einen Rundflug über den Dreieinhalbtausendern incl. Landung auf einem Gletscher buchen.
Während der Fahrt entlang des Sees verschlägt es uns schier die Sprache ob der intensiven Farbe, die heute noch mehr zur Geltung kommt als gestern. Und die schneebedeckten Berge sind fast wolkenfrei.
Was für ein Anblick! Einem Heli-Flug steht also nichts im Wege! Also steuern wir sofort, als wir im Ort Aoraki /Mount Cook Village ankommen, den kleinen Flughafen an, um uns nach dem nächsten Flug zu erkundigen. Und wir haben Glück: nur eine halbe Stunde Wartezeit, dann kann unser Rundflug starten. Wahnsinn! Ich will gerade nochmal ans Auto, um mir warme Klamotten und Wanderschuhe anzuziehen, als die Nachricht kommt, dass alle Flüge aufgeschoben werden, weil oben der Wind zu stark ist und ein Flug viel zu riskant wäre. Die Enttäuschung ist natürlich groß, aber man verspricht uns, uns anzurufen, sobald sich die Lage bessert. Denn untätig werden wir in der Zwischenzeit natürlich nicht rumsitzen.
Wir fahren noch 10 km weiter bis zur Endmoräne des Tasmangletschers und brechen von dort zu einer kleinen Wanderung auf. Zunächst geht es in 20 Minuten hinauf auf die Moräne, von der aus wir eine tolle Aussicht über den darunterliegenden Gletschersee, den Gletscher und die gesamte Gebirgskette zwischen Mt. Cook und Mt. Tasman haben. Der Anblick ist gigantisch! Die Berge immer noch fast wolkenfrei und auf dem Gletschersee treiben vereinzelt Eisberge (ja: EISBERGE). Leider ist, verdeutlicht durch eine Schautafel, auch gut zu erkennen, wie weit dieser Gletscher in den letzten 20 Jahren abgeschmolzen ist. Auf dem Rückweg machen wir noch einen Abstecher zum Rand des Gletschersees, um die Eisberge aus geringerer Entfernung sehen zu können. Man darf sich natürlich keine reinweißen arktischen Rieseneisberge vorstellen: diese hier sind vom eingeschlossenen Geröll eher mausgrau und ragen „nur“ ca. 20 Meter über die Wasseroberfläche. Aber immerhin.
Da wir bisher immer noch keinen Anruf von den „Helitours“ bekommen haben, fahren wir als nächstes in das Seitental des Hooker Rivers. Denn eigentlich rechnen wir auch schon gar nicht mehr mit einem Anruf, denn der Wind bläst unvermindert, zudem ziehen immer mehr Wolken auf. Ein Flug würde jetzt keinen Sinn mehr machen. Auch in diesem Tal baut sich nach knapp zwei Kilometern ein riesiger grüner Wall vor uns auf: die Endmoräne des Mueller Glacier. Wir stellen unseren Wagen auf dem großzügigen Wanderparkplatz ab, packen ein kleines Vesper ein und starten zu einer einstündigen Tour zum Kea Point. Ich hoffe ja insgeheim, dass wir die Keas, diese einzigartigen Papageien, wie schon 2012 wieder zu Gesicht bekommen. Und so wandern wir los durch eine Landschaft, die von gelbem Gras und dornigen Büschen geprägt ist, auf einen gletscherbedeckten Berg zu. Die dunklen Wolken, in die der Mt. Sefton gehüllt ist, verheißen nichts Gutes. Und so verwundert es uns kaum, dass der immer stärker werdende Wind uns nach 20 Minuten Gehzeit die ersten Regentropfen entgegenbläst. Da es zum Kea Point aber nur noch wenige Minuten sind, kehren wir natürlich nicht um. Nach kurzem Aufstieg gelangen wir wieder zu einem Aussichtspunkt über einen Gletschersee. Doch alles in Allem ist dieser Anblick eher enttäuschend: ein grauer See und der Gletscher ist nicht zu sehen, da von einem Bergvorsprung verdeckt. Zudem regnet es immer mehr und Keas lassen sich auch nicht blicken!
Auf dem Rückweg lässt der Regen wieder nach und hört schließlich ganz auf, die Sonne kommt sogar durch, sodass wir uns ein gemütliches Plätzchen für unser Picknick suchen. Um ca. 14:30 Uhr machen wir uns auf dem SH 80 auf den Heimweg nach Twizel und können uns immer noch nicht an dieser einmaligen Farbe des Lake Pukaki satt sehen.
In Twizel angekommen, steht eine unangenehme Urlaubspremiere an: ich muss zum Arzt! Bereits zwei Tage vor unserem Abflug in Deutschland ist eine fast auskurierte Erkältung wieder ausgebrochen und wird immer schlimmer. Ohren- und Halsschmerzen plagen mich seit Tagen und alle erdenklichen Mittelchen helfen nichts. Da wir in den nächsten vier Tagen in noch abgelegeneren Regionen sein werden, will ich Gewissheit haben, dass nichts Schlimmeres dahintersteckt. Im Medical Center von Twizel werde ich nach kurzer Wartezeit von Jo, einer netten Ärztin untersucht. Und sie gibt Entwarnung: kein bakterieller Infekt. Aber im HNO-Bereich ist alles zugesetzt, was der lange Flug nach NZ sicherlich mit verursacht hat. Sie empfiehlt mir ein paar Medikamente, ruft sicherheitshalber in der Apotheke an um abzuklären, ob die auch auf Lager sind und entlässt mich mit den besten Wünschen und der Empfehlung, mich zu schonen. Prima! Ab dem Nachmittag ist also Schonen angesagt: ich schlürfe eine heiße Zitrone und mache ein einstündiges Nickerchen. Danach fühle ich mich schon wieder so fit, dass ich diesen Bericht schreiben kann 😉 Jetzt machen wir uns nochmal auf den Weg ins Zentrum zum Abendessen und hoffen, dass wir ein Restaurant finden, in dem wir Internetzugang haben, um unsere Berichte online zu stellen (das soll angeblich in jedem Lokal gehen) Ob es für die Bilder reicht, wissen wir allerdings nicht! Und ob wir die nächsten Tage in Okarito und Arthurs Pass Internetzugang haben, ist auch mehr als fraglich. Also kann es gut sein, dass wir uns erst wieder am 8. Februar melden können. Wir schreiben derweil aber brav weiter…