Durch den Kauriwald

Auckland/Devonport

Nebel, das gibt’s doch gar nicht! Das meint auch Mike, zumindest nicht zu dieser Jahreszeit. Doch leider verschwindet fast die komplette Landschaft darin.

Wir nehmen unser letztes Frühstück im Longhouse ein (wie immer großartig und alles „homemade“), tauschen uns nebenbei noch mit den beiden anderen Paaren (Briten), die derzeit hier logieren, über unsere Aktivitäten in der Umgebung aus und dann heißt es Abschied nehmen von John und Mike und der wohl besten Unterkunft, die wir in den vier Wochen hatten. Heutiges Ziel und damit Endstation unseres Neuseelandaufenthalts ist Auckland. Wir fahren jedoch nicht den State Highway 1 geradewegs nach Süden runter, sondern werden unsere Fahrt noch etwas „aufpeppen“, indem wir zunächst von der Eastcoast an die Westcoast wechseln. Für die Strecke von 85 km brauchen wir lediglich eine gute Stunde und freuen uns, dass sich der Nebel nach und nach lichtet und wir die Landschaft genießen können.

Der Blick auf Opononi an der Westcoast überrascht uns dann doch: der Ort liegt an einem engen Durchlass zum Meer, auf der Südseite Fels, auf der Nordseite eine riesige Düne (schade, die falsche Seite; wir können also das Sandsurfen nicht wiederholen).

Der Meereszugang bildet landeinwärts einen ca. 25 Km langen See, eigentlich könnte man fast von einem Fjord reden.

Natürlich lassen wir uns die Aussicht vom südlichen Head nicht entgehen, bevor wir unsere Fahrt nach Süden fortsetzen.

Als nächstes Etappenziel steht der Waipoua Forest auf dem Plan, einer der wenigen Kauriwälder, die es in Neuseeland noch gibt. Die ca. 40 Km bis dorthin sind eigentlich schnell zurückzulegen, doch weit gefehlt: in Waimamaku ist am Ortseingang eine Straßensperre aufgebaut und eine vollbusige Dame im Westernstyle Bardamenlook erklärt uns, dass heute Straßenfest (Thema Western; ach nee?!) im Ort sei und wir für die Durchfahrt um Wegezoll gebeten werden.

Natürlich entrichten wir diesen und fahren im Schritttempo durch eine Ansammlung von Cowboys, Sheriffs, leichten Mädchen usw. vorbei an einer Countryband und Ochs am Spieß. Cool!!! (Die Idee mit dem Wegezoll werde ich in Steinmauern für unser nächstes Straßenfest bei der Gemeindeverwaltung einreichen).

Kurz nachdem wir den Kauriwald erreicht haben, machen wir auch schon den ersten Stopp: wir wollen uns keinen Geringeren als Tane Mahuta, den Gott des Waldes, ansehen. Dies ist ein ca. 2000 Jahre alter Kauribaum, für die Maori ein Symbol von unschätzbarem Wert. Bevor wir Zugang zum Wald bekommen, müssen wir jedoch unsere Schuhe gründlich reinigen und desinfizieren. Der Verwunderung folgt schnell die Einsicht für die Notwendigkeit dieser Maßnahme: die Kauribäume sind bedroht von einem pilzartigen Krankheitserreger, der höchstwahrscheinlich durch verseuchte Landmaschinen eingeschleppt wurde. Und gegen die Seuche gibt es kein Mittel: einmal befallen, sterben die Bäume ab!

Es ist nur ein dreiminütiger Marsch durch den Urwald und dann stehen wir vor dem Gott des Waldes…und sind sprachlos! In Zahlen ausgedrückt sehen wir einen Baum mit einem Umfang von knapp 14 m, einem Durchmesser von 4,4 m, einer Höhe von 51,2 m und einem Stamm-Volumen von 244,8 m3! Aber was wir sehen, kann man nicht in Zahlen ausdrücken und auch nicht mit Bildern darstellen: dieser mächtige Baum zieht uns einfach in seinen Bann!

Nach diesem phantastischen Erlebnis setzen wir unsere Fahrt durch den Kauriwald fort und sind zugleich fasziniert und erfreut darüber, dass wir ein um den anderen Baumriesen auch von der Straße aus sehen. Unvorstellbar, dass ganz Neuseeland einst komplett mit Kauribäumen bewaldet war. Leider wurden sie einst Opfer der weißen Siedler.

Wir legen noch einen weiteren Stopp im Wald ein und wandern zuerst zu den „Four Sisters“, vier mächtigen Kauribäumen, die ganz nahe beieinander wachsen.

Danach führt uns der Bushwalk zu Te Matua Ngahere, dem Vater des Waldes. Dieser Kauribaum, der zweitgrößte bzw. voluminöseste, hat einen Umfang von über 16 m. Da seine Krone aber einst abbrach, beträgt seine Gesamthöhe nur 30 m. Dies tut seiner imposanten Erscheinung jedoch keinen Abbruch!

Weiter geht unsere Fahrt an der Westcoast und was liegt da näher, als einen Badestopp einzulegen. Wir wählen Baylys Beach dafür aus, weil er nur 8 km vom State Highway 12 entfernt ist. Dieser Ort ist zugleich Zugang zum Ripiro Beach, dem längsten befahrbaren Strand Neuseelands (ca. 100km), denn in NZ dürfen Strände durchaus befahren werden und haben teilweise sogar Highway-Status.

Uns juckt es ja schon ein wenig, mit unserem Toyota Corolla auf den Strand zu brettern, aber die Vernunft siegt und wir begnügen uns mit der Zuschauerrolle und einem Sonnenbad (mittlerweile ist kein Wölkchen mehr am Himmel und wir haben 27 Grad). An ein Bad in der Tasmansee (Meeresabschnitt zwischen NZ und Australien) ist leider nicht zu denken, da viel zu gefährlich. Aber die Füße tauchen wir dann doch ein!

Wir folgen dem State Highway 12, bis er nach in Brynderwyn auf die 1 mündet und stellen fest, dass wir zu ersten Mal in NZ durch eine Gegend gefahren sind, die absolut nicht der Rede wert ist!

Gegen 18:00 Uhr knurrt uns der Magen. Kein Wunder, denn wir haben seit dem Frühstück nichts mehr gegessen. Praktisch, dass wir gerade durch das sehr touristische Örtchen Orewa fahren und so kehren wir dort bei einem Griechen (!!!) ein. Erwähnenswert ist, dass wir nur wegen der Meidung der Mautstrecke auf dem Highway durch dieses Örtchen gekommen sind. Die Gebühr für diese kurze Strecke hätte 2,30$ betragen! Ein Witz, der uns sogleich an die lächerlichen deutschen Mautbemühungen erinnert. Da wir aber keine Ahnung haben, wie und wo wir die Gebühr entrichten sollen, fahren wir eine Nebenstrecke.

Als wir in Devonport ankommen, dem Ortsteil, der Auckland City nördlich eines Meeresarmes gegenüber liegt, ist es kurz vor 20:00 Uhr, also kurz vor Sonnenuntergang. Wir beschließen, nicht gleich zu unserer Unterkunft zu fahren, sondern einen Abstecher auf den Mt. Victoria zu unternehmen, einer von ca. 60 Vulkanen, auf dem Auckland errichtet ist, um den Sonnenuntergang von dort aus zu genießen. Was für ein Anblick und welch ein toller Empfang in dieser Stadt!

Der Empfang von Karen, unserer hiesigen Vermieterin, ist genauso bemerkenswert: wir werden die nächsten drei Tage ihr Haus mitbewohnen, ein Wunderschönes altes Holzhaus, das so typisch ist für die Bebauung Devonports.

Nachdem wir uns in unserm gemütlichen Zimmer eingerichtet haben, mieten wir nochmal los für einen Spaziergang an der Waterfront, bestaunen die bunt beleuchtete Skyline von Auckland und nehmen noch ein Bierchen im „Patriot“ ein.

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