Sesriem

Erneut heißt es heute früh aufstehen! Das ist kein Problem, denn wir gehen ja auch „mit den Hühnern“ ins Bett. Immer mehr orientiert sich unser Tagesrhythmus an den Auf- und den Untergang der Sonne.

Andrew holt uns um 5:45 Uhr zu einem „educational morning walk“ ab. Also einem lehrreichen Spaziergang durch die Dünen. Hart formuliert, haben wir uns mit Fußabdrücken und Tierkot beschäftigt. In der Wüste findet das Leben nämlich weitestgehend in der Nacht statt. Am Morgen danach sieht man dann, was die Tiere hinterlassen haben. Im Sand kann man lesen wie in einem Buch. Andrew erklärt uns die Spuren von afrikanischen Maulwürfen, die Fußabdrücke der tanzenden weißen Spinne bis zu den Fußabdrücken eines Stinktiers. Es ist viel interessanter, als es sich anhört. Und man darf dabei auch nicht vergessen, in welch herrlicher Landschaft dies alles stattfindet. Nach 2 ¼ Stunden endet der lehrreiche „walk“ durch die Dünen.

Nach dem Frühstück und Zusammenpacken setzen wir unsere Tour fort, indem wir nach Norden fahren, zu unserem nächsten Ziel: Sesriem. Die Etappe ist kürzer als die vorherigen und nach 1 ½ Stunden durch eine wieder mal herrliche Wüsten-Landschaft checken wir auf unseren Campingplatz ein. Eigentlich müsste an diesem Hotspot die Hölle los sein. Volle Campingplätze und dicht gedrängte Touris sind hier der Normalfall. Aber wie auch schon an den anderen Orten, die wir besuchten, herrscht gähnende Leere. Es fühlt sich so an, als hätten wir Namibia für uns alleine. Selbst an touristischen Hochburgen treffen wir kaum auf andere Reisende. Das ist natürlich einerseits sehr schön, andererseits aber für die Namibier sehr traurig. Wir bekommen immer wieder mit, welche Auswirkungen die stockende Tourismusindustrie für die Leute hier hat. Sei es die Chefin der Kellerei und Brennerei, die mit Tränen in den Augen berichtet, wie der namibische Lockdown sie an den Rand der Existenz führt, sei es das Zimmermädchen, dem die Trinkgelder der Gäste fehlen. Man spürt, wie sehr die Menschen unter den ausbleibenden Einnahmen leiden. Für uns hat es nur den Nachteil, dass in einigen Läden die Regale nur spärlich gefüllt sind, oder dass der Rundflug, den wir hier in Sesriem gerne gemacht hätten, nicht angeboten wird, weil einfach viel zu wenig Gäste da sind.

Nach dem Check-in begeben wir uns an den Pool, den wir fast für uns alleine haben. Wäre der Campingplatz voll belegt, statt nur vier Plätze, dann wäre hier sicher ein unangenehmes Gedränge. So aber freuen wir uns über die dringend notwendige Erfrischung, denn bei 36 Grad kommen wir ganz schön ins Schwitzen.

Am späten Nachmittag setzen wir uns nochmal für 4 Kilometer kurz ins Auto und fahren zum Fuß der Elim Düne. Der Aufstieg ist sehr anstrengend, aber die Mühen werden durch eine unglaublich schöne Aussicht belohnt. Von hier oben sehen wir auf die umliegenden Dünen und auf die weite Ebene des Tsauchab-Tals. Leider fehlen mir wieder einmal die schriftstellerischen Fähigkeiten, diese Eindrücke in Worte zu fassen. Aber glaubt mir: dies sind unvergessliche Bilder und von den hier gewonnenen Eindrücken werden wir noch lange zehren.

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