250 Km nordwärts geht es heute. Wir wollen die nächsten drei Tage im Kgalagadi Transfrontier Park verbringen. Der KTP ist mit seinen 38.000 km² größer als das eine oder andere Land dieser Erde und auf jeden Fall einer der größten Nationalparks der Welt. Den Park erreichen wir über eine asphaltierte Straße, die uns schon kurz nach Upington durch die wunderschöne Kalahari führt. Wikipedia lehrt uns, dass die Kalahari die weltweit sechstgrößte Wüste ist. Landläufig stellt man sich unter „Wüste“ immer eine Sandwüste vor. Das war die Kalahari bis vor 10 … 20.000 Jahren. Seither sind ihre Sanddünen aber mit dornigen Büschen und harten Grasbüscheln bewachsen. Zwischen den Pflanzen scheint aber immer der orangerote Dünensand durch.
Die Straße durchschneidet die schier unendlich anmutende Reihe von Dünen. Das Farbenschauspiel ist einzigartig: orangeroter Sand, silbrige und olivgrüne Büsche darauf, vereinzelt ein dunkelgrüner Baum, darüber der strahlendblaue Himmel mit ein paar weißen Wölkchen. Die zweieinhalb Stunden von Upington zum KTP vergehen wie im Flug und wir können uns an der Landschaft kaum sattsehen.
Gleich hinter dem Parkeingang liegt unser erstes Rest Camp im KTP: „Twee Rivieren“ . Mit seinen 31 Wohneinheiten, Tankstelle (an der ich wieder den Reifendruck ablasse), Shop, Restaurant und 24 Stunden Strom ist Twee Rivieren ein großes, gut ausgestattetes Camp.
Unsere Unterkunft ist noch nicht bezugsfertig – es ist ja noch nicht mal 12 Uhr, darum entscheiden wir spontan, den „kleinen“ (100 km) Loop zu fahren, der im Nossob-Tal beginnt, dann die Dünen zwischen den beiden Tälern quert, um dann im Auob-Tal wieder zurück zu führen. „Tal“ heißt in diesem Zusammenhang „ausgetrocknetes Flusstal, in dem alle 60 bis 100 Jahre einmal Wasser fließt, zuletzt 2000“. Im Nossobtal bewegen wir uns entlang der Grenze zu Botswana. Mal befinden wir uns in Südafrika, mal im Nachbarland Botswana.
Gleich auf dieser Runde treffen wir einige Tiere an, obwohl die Mittagszeit für Tierbeobachtungen denkbar ungünstig ist. So z.B. Strauße mit 6 Küken, eine große Herde von Springbok und Blue Wildebeest (Streifengnus). Weiter geht es mit Oryx, einem Sekretär (ein großer Greifvogel), Pantherschildkröten, einem Adler, einer (noch nicht näher bestimmten) Schlange von ca. 1,5 m Länge, einigen Steenbok, einem Southern Chanting Pale Hawk und Großtrappen. Nach einer kurzen Rast an einem Picknickplatz entdeckten wir auf der Weiterfahrt Borstenhörnchen, einige der vorhin schon gesichteten Antilopen und Erdmännchen und dazu verschiedene weitere Vögel, die wir erst noch identifizieren müssen.
Zurück im Rest Camp beziehen wir unser „Chalet“. Es ist funktional und einfach eingerichtet, stinkt aber bestialisch nach – ich vermute – dem Holzschutzmittel, mit dem die Dachbalken wohl erst vor kurzem gestrichen wurden. Der Gestank erinnert mich an alte Eisenbahnschwellen aus Holz. Es ist kaum auszuhalten!
Jetzt muss es schnell gehen. Es ist schon nach 16 Uhr und um 18 Uhr startet unser Sundowner Drive und wir wollen noch essen. Ich koche auf die Schnelle Spaghetti mit Biltong–Chakalaka – ein echtes Verlegenheitsgericht mit Chakalaka aus der Dose, das aber trotzdem einigermaßen mundet. Beim Essen besuchen uns Mangusten und verschiedene Vögel, die versuchen, etwas zu stibitzen.
Der Sundowner beginnt mit der Sichtung einer riesigen Eule in einem Baum gleich an der Straße. Bald sehen wir die „üblichen Antilopenarten“ und auch Strauße, die in der untergehenden Sonne ein hübsches Bild abgeben. Spannend wird es erstmals, als ein Schwarzdeckenschakal unseren Weg kreuzt. Wir können in eingehend beobachten. Dann erhaschen wir einen Blick auf einen Dachs, der aber gleich wieder verschwindet. Der nächste Höhepunkt der Tour ist die Sichtung einer Afrikanischen Wildkatze, die von den Scheinwerfern angestrahlt sehr gut zu sehen ist und lange in unserem Gesichtsfeld bleibt. Ganz verzückt sind wir, als wir eine Ginsterkatze mit drei Jungtieren entdecken und den Tieren beim Klettern im Baum zuschauen können. Die Jungen müssen noch sehr klein sein, denn sie tun sich noch ein wenig schwer mit der Fortbewegung auf den dünnen Ästen. Zum Schluss des game drive kommt uns noch ganz kurz ein Stachelschwein in den Suchscheinwerfer.
Zwar haben wir keine der legendären Großkatzen der Kalahari (Löwe, Leopard, Gepard) zu Gesicht bekommen, dennoch brachte uns die Pirschfahrt – so fanden wir – eine sehr schöne „Ausbeute“.
Bald nachdem wir wieder im Camp sind, machen wir uns bettfertig, denn morgen klingelt schon um 4:45 der Wecker, damit Andrea noch einmal Sterne fotografieren kann und wir uns danach früh zu unserer Fahrt nach Mata Mata aufmachen können.