Sichtungsglück am Kwando

Am östlichen Ende des Bwabwata Nationalparks befindet sich die Kwando Core Area. Wie gestern berichtet, wären wir gerne mit einem Tourguide in seinem Safari-Jeep hier hineingefahren. Geht aber aus besagten Gründen nicht, also packen wir das selbst mit unserem Bushcamper an. Das Reservat ist für lange tiefsandige Abschnitte berühmt berüchtigt. Aber wir wollen es dennoch versuchen. Umdrehen können wir schließlich immer, wenn es zu brenzlig wird.

Frühstück gibt es im Mukolo Camp ab 7:30 Uhr. Also sitzen wir um halb Acht am reichlich gedeckten Frühstückstisch und lassen es uns schmecken. Vorher hatten wir den Camper bereits startklar gemacht, so dass wir halbwegs zeitig loskommen. Bekanntlich frisst ja der frühe Vogel den Wurm, zumindest wenn es um Tiersichtungen geht.

Es dauert ca. 20 Minuten bis wir am Parkeingang eintreffen. Beauty, so heißt die Lady am Gate, registriert uns, kassiert die Eintrittsgebühr und meint, die Strecke sei ganz easy zu befahren und es geht immer geradeaus und es gibt auch nur eine Straße runter zum „horseshoe“. „Schaltet 4×4 ein und alles wird gut. Falls ihr dennoch stecken bleibt, habt ihr ja meine Telefonnummer. Es gibt zwar wenig Netzabdeckung im Park, aber es wird schon alles klappen.“

Dass Beauty die Dinge stark vereinfacht und beschönigt hat, merken wir sofort, denn die Fahrspur ist sehr sandig und schlecht befahrbar. Durch eine üppig bewachsene, grüne Landschaft quäle ich den Ford Ranger die Sandpiste entlang, immer mit dem mulmigen Gefühl, unseren Wagen gleich im Sand einzugraben. Der Wagen schaukelt dermaßen, dass man fast seekrank wird. Sehr, sehr langsam kommen wir voran – Meter für Meter geht es Richtung Süden in den Park hinein.

Bald kommen wir zu einem herrlichen Aussichtspunkt, von dem wir einen wundervollen Blick über die sumpfige Ebene des Kwando River haben. Der schmale Fluss hat zahlreiche Seitenarme und überflutet Wiesen, so dass die ganze Region mehr oder weniger Sumpfland ist. Üppiges Grün dominiert das Bild. Wir sind verzaubert von diesen Anblicken.

Weiter führt der Weg über den River-Loop. (Es gibt also doch mehr als nur einen Weg durch den Park.) Plötzlich entdecken wir Tiere in der Ferne, die wir nicht einordnen können. Für Antilopen zu klein. Was kann das sein? Wir nähern uns und der Blick durch das Fernglas klärt es auf: es sind Wildhunde, die wir erspäht haben. Das hatten wir nicht erwartet! Wildhunde sind äußerst selten anzutreffen. Die Weltnaturschutzunion bezeichnet die Art als „stark gefährdet“ und es gibt außer in Botswana nicht mehr viele von ihnen. Somit ist er eines der seltensten Großsäugetiere Afrikas geworden. Dass wir hier ein Rudel von ihnen sehen dürfen, ist schon sehr, sehr großes Glück. Wir nähern uns ihnen langsam weiter an. Für ein paar Minuten können wir das Rudel beobachten, aber irgendwann verschwindet es dann im Buschwerk und lässt uns mit offenem Mund staunend zurück.

Mittlerweile wissen wir nicht mehr, auf welcher der verschiedenen (!) Routen durch den Park wir uns befinden. Wir wollen zu einer hufeisenförmigen Flussschleife fahren, dem sog. „“Horseshoe“, und der liegt immer noch weiter südlich. Also pflügen wir weiter mit dem Camper in 4×4-Modus durch den Sand und kommen irgendwann tatsächlich an besagter Flussschleife an. Ein toller landschaftlicher Eindruck, leider ohne Elefanten.

Aber das war uns klar, weil es zu nass in der Region ist und die Elis daher nicht auf das Wasser des Flusses angewiesen sind. Obwohl wir kaum Tiere sehen, bleiben wir dennoch eine ganze Weile hier und beobachten einige Vögel bevor wir uns auf den Rückweg machen. Eine Giraffe, Kudus, Impalas, Flusspferde, Paviane und Meerkatzen sind die weitere „Ausbeute“ dieser Pirschfahrt.

Das waren tolle Sichtungen hier in der Kwando Core Area, jedoch auch hart erarbeitet angesichts der schwierigen Bedingungen der Piste.

Zwei Kilometer vor dem Parkgate, machen wir dann noch eine weitere sehr schöne Sichtung: eine männliche Rappenantilope steht weit hinten im Wald. Ein etwas seltsam anmutendes, fast schwarzes Tier mit säbelförmigem Geweih.

Nach insgesamt etwa 5 Stunden verlassen wir den Park wieder, glücklich über die Wildhundsichtung und ebenso glücklich, nicht steckengeblieben zu sein.

Kaum zurück im Camp beginnt auch schon das Nachmittagsprogramm, eine 3-stündige Bootsfahrt auf dem Kwando. Völlig unterschiedlich zum Okavango, ist der Kwando ein schmaler Fluss, der sich in einem breiten Flusstal durch Gräser, Schilf und Papyrus windet. Nach jeder Flussbiegung ergeben sich neue Ausblicke. Gleich zu Beginn der Cruise sehen wir ein Dutzend Hippos und ein Krokodil im Wasser.

Von den 440 Vogelarten der Region treffen wir gefühlt 100 an. Admire, unser Guide, nennt sie uns alle mit Namen. Einige kennen wir mittlerweile auch schon allein. Vor allem die Spinte haben es uns angetan. Verschiedene Arten dieses Vogels können wir immer wieder auf dieser Fahrt ausmachen, aber auch Eisvögel, Reiher, Kuckucksvögel, Ibisse und viele andere mehr lassen unser Herz höherschlagen.

Aber die nächste Sichtung übertrifft alles: Vier Sitatunga stehen am Ufer im Sumpf. Zwei Böcke, ein Weibchen und ein Kitz flüchten nicht, als wir uns ihnen nähern. Unser Guide kann es kaum glauben. Es ist ohnehin schon selten, dass man EINE Sitatunga antrifft, aber dass man mehrere auf einmal sieht und dass diese scheuen Antilopennicht sofort flüchten, das hat er selbst noch nie erlebt. Eine geschlagene Viertelstunde beobachten wir die seltenen Antilopen.

In der Umgebung gewittert es. Die Wolken und die untergehende Sonne zaubern fantastische Landschaftsbilder. Die vielen Vögel, die Sitatungas und die bezaubernde Flusslandschaft machten diese Bootsfahrt zu einem ganz besonderen Erlebnis.

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