Etosha Nationalpark

Heute fahren wir in den Etosha Nationalpark, eines der größten Schutzgebiete Afrikas und einer der Touristenmagnete und Highlights Namibias. Etosha ist etwas größer als das Bundesland Hessen und ist die Heimat großer Herden von Zebras, Gnus, Giraffen, Elefanten und verschieder Antilopenarten. Darüber hinaus gibt es hier tausende Löwen, Geparden, Leoparden und anderen Großkatzen. Ganz zu schweigen von allen anderen Tierarten, die hier zahl- und artenreich anzutreffen sind.

Wir hatten geplant über das Anderson Gate im Süden in den Park zu fahren, da es vor Kurzem im Ostteil – wie schon letztes Jahr – sehr große Brände gegeben hatte. Kurz vor dem Abflug las ich in der AZ, dass 25% des Etosha NP verbrannt seien. Für das Ökosystem ist das normal bzw. sogar erforderlich, aber es macht wenig Freude stundenlang durch verbrannte Savanne zu fahren. Den Plan, den Ostteil des Parks auszulassen, haben wir nach einigen Gesprächen mit Urlaubern, die gerade aus der Etosha kamen, verworfen. Es sei durchaus attraktiv und lohnend die Tour durch das Parkgate im Osten zu beginnen.

Für uns heißt das nun, dass wir um ca. 8 Uhr von der Ohange Lodge abreisen, einen kurzen Einkauf in Tsumeb einschieben und gegen 10:30 Uhr den Etosha NP erreichen. Bis zu unserem Camp im Park sind jetzt noch 135 Kilometer zurückzulegen. Wie viel schöner das ist, als „außen herum“ zum Südtor zu fahren, werden wir in den nächsten Stunden erfahren.

Keine Minute im Park, läuft uns schon ein Elefant über die (hier noch asphaltierte) Fahrbahn. Das ist mal ein Auftakt! Und es vergeht keine Stunde und wir sichten die lang ersehnten Großkatzen. Unter dem Schatten eines Baums liegen zwei Geparden. Wenig spektakulär, aber immerhin eine Geparden-Sichtung!  Und es geht toll weiter: große Herden von Zebras, Gnus, Springböcken säumen die pad. Und unsere Wunsch-Sichtung-Nummer-1 „Löwen“ wird wahr. In der Nähe von Springbokfontein sichten wir ein Pärchen Löwen, ein Männchen und eine Löwin ebenfalls unter einem Baum ruhend, wobei hohes Gras die Sicht beeinträchtigt. Aber immerhin: eine Löwen-Sichtung!. 2020 kam uns keine einzige Großkatze vor die Linse und heute sind es in den ersten Etosha-Stunden schon vier. So kann es weitergehen.

Angesichts der langen Distanz, die wir heute im Park zurücklegen müssen, bleiben wir weitestgehend auf der „Hauptstraße“ und fahren mit bis zu Tempo 50 km/h in den Bereichen, in denen wir keine Tiere vermuten. Immer wieder sichten wir die „üblichen Verdächtigen“ (Zebras, Springböcke, Gnus und Giraffen). Die Elefanten hier in Etosha sind nicht nur riesig, sondern auch so hellgrau, dass sie fast weiß wirken. Sie bewerfen sich zum Schutz vor der Sonne mit dem hellen kalkhaltigen Staub und so entstehen die „weißen Riesen“. Wenn sie ruhig dastehen, wirken sie fast wie Marmor-Statuen.

Als wir in Okaukuejo ankommen, buchen wir einen nightdrive, der um 19 Uhr beginnt. Es bleibt ausreichend Zeit ans Wasserloch des Camps zu gehen und danach einen Salat zuzubereiten und Boerewors zu braten.

Beim nightdrive leuchtet der Fahrer des Safari-Jeeps mit Rotlicht die Umgebung aus und findet auf der 2-stündigen Fahrt das eine oder andere Tier. Wir als „erfahrene“ Pirschfahrer können uns nicht für jedes Gnu und jeden einzelnen Springbock begeistern, aber als der guide uns am Wasserloch Gemsbokvlakte Löwen zeigt, die an einem Rhino-Kadaver fressen, sind wir begeistert. Und die wichtigste Information erhalten wir auch: er meint, die Löwen werden auch morgen früh noch an Ort und Stelle sein. Also ist unser morgiger Plan klar.

Am Wasserloch Nebrownii werden wir Zeuge eines grausamen Schauspiels. Ein Nashornbulle versucht ein junges Nashorn zu töten, weil er davon ausgeht, dass er nicht der Erzeuger dieses Nachwuchses ist, sondern ein anderer Bulle. Das ist – laut unserem guide – eine typische Verhaltensweise von Nashörnern. Es ist erschreckend anzuschauen, wie der Bulle das Kalb jagt, versucht es mit seinem Horn umzuwerfen und alles daransetzt, das Jungtier zu töten. Die flehentlichen Schreie des Kalbs rufen die Nashornmutter auf den Plan, aber man sieht, dass sie keine Chance hat, das Kalb gegen den mordlustigen Bullen zu verteidigen. Der tobende Nashornbulle kommt unserem Safarifahrzeug immer näher, so dass der guide sich nicht traut, länger am Ort dieses grausamen Schauspiels zu bleiben. Die Gefahr, dass wir vom rasenden Bullen gerammt werden, scheint ihm zu groß. (Vielleicht will er aber auch nur zeitig zurück ins Camp).

Wieder zurück im Restcamp trinken wir nach dem Schreck noch einen Absacker und fallen bald in tiefen Schlaf.

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