Corcovado Nationalpark #1

Wenn der Wecker um 5 Uhr klingelt, dann steht wieder einmal eine besondere „Aktivität“ ins Haus. Heute ist das der Besuch des Corcovado Nationalparks. Der Park ist mit seinen 424 Quadratkilometern der größte Nationalpark Costa Ricas – gegenüber dem Kruger NP (20.000 qkm) in Südafrika und der Etosha (23.000 qkm) in Namibia ist er hingegen „ein Winzling“. Allerdings kann er mit einer enormen Biodiversität aufwarten: 500 Baumarten, 140 Säugetier- und 370 Vogelarten, über 150 Orchideenarten, 120 Reptilien- und Amphibienarten und über 6000 Insektenarten gibt es hier. Wir sind gespannt, was davon wir heute zu Gesicht bekommen werden.

Um in den Park zu kommen, müssen wir mit einem Boot von Drake Bay ca. 1 Stunde bis zur Sirena Ranger Station fahren. Ohne Steg ins Boot zu steigen, bedeutet hier nicht nur nasse Füße, sondern bis zu den Oberschenkeln nass zu werden. Bei den morgendlichen Temperaturen von 27 Grad (um 7 Uhr) ist das aber kein wirkliches Problem. Nach einem Start durch die Brandung beginnt eine schnelle Fahrt über nicht allzu hohe Wellen. Wieder einmal sind wir begeistert!

Wir springen an unserem Ziel aus dem Boot ins flache Wasser, gehen ein paar Schritte an Land und müssen uns dann im Park registrieren lassen. Danach Wasserschuhe aus- und Wanderstiefel anziehen und dann kann es (endlich) losgehen.

Filipe ist unser Guide am heutigen Tag. Er ist 62 Jahre alt und von indigener Abstammung. Geboren wurde er auf einer kleinen Farm, wo heute der Nationalpark ist. Er hat ein enormes Wissen, das er mit uns teilt, nicht nur über die Tier- und Pflanzenwelt des Parks.

5 ½ Stunden gehen wir mit Filipe verschiedene Trails entlang zuerst durch einen Sekundärwald und später durch einen Primärwald. Dort wo der Río Sierpe in den Pazifik mündet, legen wir eine kurze Rast ein. Welch ein göttlicher Flecken Erde!

Wie immer ist es eine Herausforderung und es fordert eine gehörige Portion Geduld, Tiere im dichten Grün des Regenwalds auszumachen. Aber Filipe „spottet“ immer wieder Vögel, die er meist schon vom Gesang her identifiziert, aber auch das eine oder andere Säugetier. Hier eine Auswahl: Faultier, Nasenbär, Zwerg-Eichhörnchen, Nördlicher Tamandua (kleiner Ameisenbär) und sogar ein schlafender Tapir. Auch heute sind unter den Vögeln wieder einige Erstsichtungen dabei.

Als wir um 12 Uhr an der Sirena Station zum Lunch eintreffen, sind wir ganz schön geschafft. Bei der Hitze durch den Regenwald zu gehen, strengt doch sehr an. Filipe hat mit uns mehrmals die offiziellen Wege verlassen und ist mit uns querfeldein gegangen, was die Anstrengung noch steigert. Andrea hat mit dem Fotoequipment zudem noch einiges Gewicht zu tragen und das große, schwere Objektiv lange in unbequemer Position auf einen Vogel hoch oben im Geäst anzuhalten erfordert viel Kraft. Da haben wir uns das Mittagessen doch redlich verdient. Es gibt eine Riesenportion Casado (was auch sonst) mit Fleisch in Soße.

Nachdem Essen begeben wir uns auf den kurzen Weg zu den Booten. Das Einsteigen gestaltet sich bei Ebbe, die nun herrscht, noch etwas schwieriger als der Ausstieg am Morgen. Teilweise werden die Passagiere bis zu den Hüften nass! Nun beginnt ein „Ritt auf den Wellen“, denn unser Boot fährt uns – wie wir finden – sehr schnell zurück nach Drake Bay.

Wir suchen umgehend in unsere Unterkunft auf, duschen und ruhen uns bei eingeschalteter Klimaanlage erst einmal aus. Später fahren wir noch einmal für eine gute Stunde hinunter an einen ruhigen Strandabschnitt und genießen das Licht der „Blauen Stunde“ an einem palmenbestandenen Strand.

Ein kleines Abendessen nehmen wir heute im Restaurant unserer Unterkunft ein. Fischfilet-Burger vom Red Snapper dürfen es heute sein und dazu schmeckt das „Imperial“ besonders gut.

Morgen wird der Wecker nicht ganz so früh klingeln, denn unsere zweite Fahrt in den Corcovado NP wird erst um 8:00 Uhr starten.

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