Der Tag beginnt vom Wetter her gesehen nicht gerade vielversprechend: fast vollständige Bewölkung am Himmel. Trotzdem verkürzen wir die Wartezeit aufs Frühstück (8:00 Uhr) mit einem Spaziergang am Strand. Clodette serviert uns ein leckeres continental breakfast mit Spinatomlett. Während sie das Essen zubereitet, versuchen wir rauszubekommen, was uns die ca. 1 ½-jährige Tochter sagen will. Was für ein Spaß! Nach herzlicher Verabschiedung machen wir uns auf den Weg zum De Hoop Nature Reserve. Zwischenzeitlich sind die Wolken verschwunden (Clodette hat Recht behalten). Die ca. 50 Km auf der gravel road bei Maximaltempo 60 km/h sind nervig. Aber auch das ist zu überstehen.
Kurz nach 11:00 Uhr kommen wir in De Hoop Opstal an, der einzigen „Wohnanlage“ im Nationalpark. Da es noch zu früh ist, unser Cottage zu beziehen, mieten wir zwei Mountainbikes und machen uns auf den Weg durchs Naturreservat. Über Stock und Stein geht es, teilweise am Vlei (See) entlang. Wir sehen diverse Wasservögel, Elen-Antilopen, Buntebok und Strauße! Cool!!!
Nur den Zugang zum Strand und der riesigen Dünenlandschaft finden wir auf den Radwegen nicht (ist ewig weit weg, wie wir später erfahren). Also beschließen wir, auf der „Straße“ zum Feriendorf zurück zu radeln. Unterwegs sind Schilder mit dem Hinweis, dass man auch für Schlangen und Schildkröten bremsen soll, aufgestellt. Kaum haben wir darüber müde gelächelt, schlängelt sich vor uns eine ca. 1 Meter lange, fette, schwarz-orange-gemusterte Schlange über die Straße! Schnell zur Kamera gegriffen und mit dem nötigen Sicherheitsabstand (wenn das mal keine Giftschlange ist…wir haben hier leider kein Netz und können daher nicht recherchieren) ein paar Bilder gemacht, bevor das Reptil auf Nimmerwiedersehen im Gebüsch verschwindet. Ab dem Moment gehe ich keinen Zentimeter mehr vom Weg ab!
Nachdem wir unser Cottage bezogen, die Trinkflaschen aufgefüllt und ein paar Strandsachen eingepackt haben, machen wir uns nun mit dem Auto auf den Weg zur Dünenlandschaft, nachdem wir ja bereits 25 Km auf den buckligen Straßen und Wegen mit dem Rad absolviert haben. Nach ca. 20 Minuten kommen wir am äußersten (östlichen) Ende der Sanddünen an und erklimmen sogleich die weißen Hügel. Vor uns breitet sich eine traumhafte Landschaft aus unendlich viel Sand und Meer auf! Phantastisch! Wolfgang nutzt eine kleine Bucht zum ersten „Bad“ (er war nur halb drin!) im Indischen Ozean, während ich ein Austernfischer-Paar mit der Kamera aufs Korn nehme.
Gegen 18:00 Uhr machen wir uns auf den Rückweg, denn wir haben für 20:00 Uhr einen Tisch im einzigen Lokal am Ort reserviert. Während der Fahrt resümieren wir, wie gelungen doch der Tag war, bei dem „Viechkram“, das wir alles gesehen haben. Es fehlen eigentlich nur noch die zwei Schildkrötenarten und die sehr seltenen Bergzebras. Aber man kann ja nicht alles haben. Kaum haben wir den Abzweig zu unserem „Feriendorf“ genommen, sehen wir sie: die Bergzebras! Eine kleine „Herde“ von sechs Tieren trottet gemütlich in der Abendsonne durch die ausgedörrte Landschaft. Was haben wir doch für ein Glück!
Ein kleiner negativer Beigeschmack des ansonsten gigantischen Tages verschafft uns der Besuch im Restaurant Fig Tree. Angefangen beim (fast) vollkommen unmotivierten Personal (man hat ja keine Konkurrenz vor Ort), über die Tatsache, dass es abends nur ein Menü zu essen gibt, das einem bei Vorspeise, Hauptgang und Nachtisch die Wahl zwischen genau zwei Alternativen bietet, bis hin zu der Erkenntnis, dass nur noch ein Hauptgang vorrätig ist (Schweinebauch), verärgert zumindest mich schon ein wenig. Nach einer Flasche guten südafrikanischen Rotweins sieht die Welt dann doch wieder besser aus.
Wir beschließen den Tag mit der Betrachtung des südlichen Sternenhimmels auf der Terrasse unseres Cottages, von Fledermäusen umflattert. Was für ein genialer Tag!
Nachtrag: die Schlange war eine giftige Puffotter! Wolfgang hat das zwischenzeitig gegoogelt.