Augrabies Falls NP

„Asphalt ist eine sehr gute Erfindung“ stellen wir fest, als wir nach den ca. 600 Kilometern Schotterpisten der letzten Tage in Calvinia wieder auf eine glatte, asphaltierte Straße gelangen. Zugegeben: ein großer Teil der gravel roads war in recht ordentlichem Zustand, ein anderer Teil jedoch hat Mensch und Fahrzeug doch einiges abverlangt. Vor allem haben wir die waschbrettartigen Rüttelstrecken „ins Herz geschlossen“ ;-))

Nachdem wir früh am Morgen (6:55 Uhr) im Nationalpark aufgebrochen sind und nochmals gut 100 km gravel road hinter uns gebracht haben, machen wir gegen 9:00 Uhr in Calvinia einen ganz kurzen Tank- und Rast-Stopp auf unserer langen Fahrt vom Elandsberg Wilderness Rest Camp zum Augrabies Falls National Park. Hier lassen wir den Luftdruck der Autoreifen wieder hochsetzen, den wir für die Fahrten auf Schotter abgesenkt hatten.

Die nächsten ca. 400 km gehen mehr oder weniger kerzegeradeaus auf einer endlos erscheinenden Straße, die durch fast unbesiedeltes Land geht. Alle 80 bis 140 km kommt eine winzige Ortschaft. Ansonsten erstrecken sich links und rechts der Straße mal komplette Schotter- oder Sandflächen, manchmal gibt es an eine Bauschuttdeponie erinnernde Haufen von Stein- und Geröll, manchmal zieren ein paar Büsche und Grasbüschel die Felder neben der Straße. Diese Felder dienen offensichtlich der Schafzucht. Die armen Tiere, die sich hier in sengender Hitze ohne Schatten von den wenigen verdorrten Gräsern ernähren müssen! Was hier als Halbwüste oder was als Wüste zu bezeichnen ist, können wir im Moment nicht klären. Egal. Einen Vorgeschmack auf die Vegetation der Kalahari bekommen wir durch vereinzelt in der kargen Landschaft stehenden Köcherbäume, einer Aloe-Pflanze, die nur in der Northern Cape Region und in Namibia heimisch ist.

Ganz plötzlich verändert sich die Landschaft. Wir sind am Orange River (Oranje Rivier) angekommen. Der Streifen entlang des großen Flusses nennt sich auch „Green Kalahari“. Weinfelder, Baumwollpflanzen und andere landwirtschaftliche Flächen werden hier durch Bewässerung am Leben gehalten. Immer wieder säumen auch Palmen unseren Weg. Ein schönes Beispiel für eine alte Bewässerungsanlage erspähen wir in Keimoes.

Bei Augrabies hat sich der Orange River tief in einen Canyon in den Granit eingegraben. Am Eingang des Canyons stürzt er 56 Meter in einem Wasserfall in die Schlucht hinab. Da es hier in der Region schon seit drei Jahren sehr wenig Niederschläge gab und es in 2019 bisher nur 40 mm (im Februar) geregnet hat, ist der Wasserfall nicht ganz so imposant, wie auf Bildern, die wir von ihm gesehen haben. Aber dennoch ist das „Gesamtwerk“ außerordentlich: die Felsformationen, die der Fluss in Jahrtausenden beim Eingraben in den Canyon hinterlassen beeindrucken uns, genauso wie die umgebende Landschaft.

Gleich als wir hier angekommen sind, haben wir für heute ab 19 Uhr einen Nightdrive gebucht, sowie eine Safari zum Sonnenaufgang morgen um 6 Uhr. Wir essen noch geschwind im Restaurant zu Abend und treffen uns dann pünktlich um Sieben als einzige Teilnehmer der heutigen Tour mit „unserem“ Ranger. Nach dem letzten „game drive“ ohne eine einzige Sichtung (in Kagga Kamma), sind unsere Erwartungen hier nicht besonders hoch. Aber ganz schnell stellt sich heraus, dass diese Tour ein voller Erfolg wird. Gleich zu Beginn sehen wir ein Gruppe von spielenden Affen, anschließend einen Eisvogel in einem Abstand von maximal einem Meter (!!!), der geduldig minutenlang fürs Foto posiert. Kurz darauf erspähen wir Giraffen aus recht kurzer Distanz. Wir sind überglücklich diese großen, anmutigen Tiere erstmals in natura zu erleben. Aber damit nicht genug: wir sahen außerdem einen Steenbok (sehr kleine Antilope), mehrere Klippspringer (kleine Antilope), immer wieder Gemsboks (Oryxantilope), eine Eule, einige Red Hartebiests (Kuhantilope), ein Stachelschwein, eine Manguste, ein Borstenhörnchen und als wir um 22 Uhr wieder in unserer Unterkunft ankamen zuletzt noch einen Gecko in unserem Badezimmer.

Nun aber schnell ins Bett und schlafen, denn morgen klingelt der Wecker um 5:30, damit wir unsere morgendliche Pirschfahrt nicht verschlafen.

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