Wie schon gesagt, der Tag beginnt heute früh für uns: 5:30 Uhr aufstehen, schnell in die warmen Klamotten springen (3- Lagen) und kurz vor 6.00 Uhr stehen wir für den morning drive bereit. Unser Guide, Thys (ein „Weißer“ in unserem Alter), macht dort weiter, wo wir gestern Abend aufgehört haben, beim Sternenhimmel. Wir sehen den Saturn und Thys erklärt uns, wie man am Südhimmel den Himmelspol bestimmt, also den Punkt, um den alle Sterne kreisen. Dann steigen wir wieder in den 11- Sitzer-Toyota (wieder eine Exklusiv-Tour nur für uns beide) und machen uns auf den Weg in den 800 km² (grobe Schätzung) großen National Park. Um es vorweg zu nehmen: dieser Morningdrive glänzt nicht durch atemberaubende Tiersichtungen, sondern dadurch, dass wir diese wunderbare, teils bizarre, farbige Landschaft beim „Erwachen“ erleben dürfen.
Zunächst aber bedient Wolfgang auf der linken, auf der rechten Seite die Scheinwerfer, um in der Morgendämmerung Tiere aufzuspüren. Aber außer den treuen Oryxantilopen und ein paar Vögeln machen wir keine Sichtungen. Das ist uns nach der erfolgreichen „Jagd“ vom Vorabend aber auch ziemlich egal. Wir lassen uns lieber von der wunderbaren Landschaft verzaubern, denn der stimmungsvolle Sonnenaufgang setzt die vorherrschenden Farben Orange, Gelb, Grün und Schwarz ins beste Licht. Nebenbei halten wir an besonders schönen Aussichtspunkten (Thys hat mittlerweile sogar die Hauptroute verlassen), lassen uns allerlei Wissenswertes über spezielle Pflanzen und die einzigartige Geologie dieser Region erklären und werden auf eine unscheinbare Grabstätte der San und deren Bewandtnis aufmerksam gemacht. Und wir genießen die ABSOLUTE Ruhe!
Als wir wieder auf die Hauptroute stoßen, stellen wir befremdet fest, dass wir bisher kein einziges weiteres Auto gesehen haben. Damit sprechen wir Thys aus der Seele: die meisten Gäste kommen nach Augrabies, schauen sich den spektakulären Wasserfall an und fahren dann weiter, bestenfalls mit einer Übernachtung dazwischen. Doch den Park besucht nur ein geringer Prozentsatz. SEHR SCHADE, das finden wir auch, denn allein die Landschaft verschlägt uns den Atem!
Auf dem Rückweg zum rest camp sehen wir dann doch noch diverse Tiere, u.a. wieder die scheuen Klippspringer, einen Hammerkopf (Wasservogel) und Borstenhörnchen.
Unsere Fahrt hat, wie schon am Vorabend, knapp 3 Stunden gedauert und war damit eine Stunde länger, als geplant. Scheinbar hatte Thys an uns und unserem Wissensdurst genauso viel Gefallen, wie wir an seinem Wissen. Entsprechend herzlich (mit einem saftigen Trinkgeld verbunden) fällt unser Abschied aus).
Eigentlich wollten wir den Rest des Tages im Camp faulenzend verbringen, aber wir haben „Blut geleckt“! Nach einem üppigen Frühstück um 9:30 Uhr auf der Terrasse der eigenen Unterkunft (beäugt von diversen kleinen Vögeln in der schatten spendenden Akazie) begeben wir uns also nochmals in den Park, tiefer als bisher, wandern auf den „Moonrock“, einem einzigartigen Monolithen aus grauem Granit, der sich wie ein Walfischbuckel in der Landschaft erhebt, fahren zum „Arrarat-View Point“ und zur „Echo Corner“ und sind (ich wiederhole mich) immer wieder verzaubert von dieser bizarr-schönen, einzigartigen Landschaft, die nach jeder Wegbiegung wieder ein anderes Gesicht zeigt.
Eigentlich hätten wir gerne noch die seltenen Mountain-Zebras gesehen, die wir schon einmal vor 4 Jahren im De Hope National Park kurz zu Gesicht bekamen. Und so folgen wir Thys Empfehlung, noch tiefer als bisher in den Park zu fahren. Wir sehen Kudus, Red Hartebiests … aber leider keine Mountain Zebras (diese unterscheiden sich in Gestalt und Färbung von den „normalen“ Zebras). Doch dann steht da plötzlich ein einzelner Springbock, unbeeindruckt durch unserer Anwesenheit. Nach einem kurzen Fotoshooting fahren wir weiter …
… und können es kaum glauben: zur linken ein Giraffenbulle, keine 10 Meter entfernt, zur rechten der „Rest“ der Gruppe, sage und schreibe 9 Giraffen, die wohl lieber im Hintergrund bleiben. Der Bulle lässt sich von mir und meiner Kamera überhaupt nicht aus der Ruhe bringen, so dass ich ein paar wunderbare Aufnahmen aus nächster Nähe machen kann.
Beim Verlassen des Parks sichten wir wieder die possierlichen Äffchen, die wahre Kunststücke für uns vollbringen.
In der Unterkunft angekommen kühlen wir dank Klimaanlage kurz runter (Außentemperatur 34°C), tauchen in den nahe gelegenen Pool, relaxen und machen uns kurz vor 18:00 Uhr auf den Weg zur Rezeption + Restaurant, wo wir wider Erwarten günstig Internetzugang haben, und laden die Berichte und Bilder der vergangenen 3 Tage hoch. Ich erstehe noch schnell im klitzekleinen Supermarkt einen Portwein aus hiesigem Anbau und dann machen wir es uns auf unserer kleinen Terrasse gemütlich bei gegrilltem Lamm, Kartoffeleintopf und leckerem Rotwein …