Gleich nach dem Frühstück im Hotel à la Mer wird es spannend. Wird uns tatsächlich jemand zur Bootsfahrt abholen? Ja, ein Fahrer des Veranstalters wartet bereits auf uns, als wir Punkt 8:00 Uhr unser Auto bei der Werkstatt mit dem witzigen Namen „Crazy Gecko“ abgeben. (Den Namen werden wir wohl nie vergessen.) Jacques, der Inhaber der Werkstatt, ist weiterhin zuversichtlich, dass wir nach unserem Ausflug zu den Delfinen zu unserem nächsten Etappenziel aufbrechen können werden.
Der Shuttlebus, der uns nach Walvisbay bringt, sammelt noch an einigen Hotels weitere Fahrgäste ein, bis der Kleinbus brechend voll ist. Alle tragen Maske, aber dennoch ist es ein komisches Gefühl wieder in engem Kontakt mit Menschen zu sein, nachdem wir in den letzten Tagen quasi für uns alleine waren. Beim Boarding auf einen kleinen Katamaran meckern einige Leute, dass der viel zu klein sei. Also holt der Eigentümer ein größeres Exemplar her und wir begeben uns zusammen mit weiteren – sagen wir 20 – Leuten an Bord.
Kurz nach der Hafenausfahrt kommt ein Pelikan zum Boot geflogen und nimmt völlig selbstverständlich an dem Bootstrip teil. Offensichtlich ist es ein guter Bekannter und ist mit seiner Rolle hier an Bord bestens vertraut. Kaum vergehen 5 Minuten, springt eine Ohrenrobbe auf den Katamaran. Auch sie tut das nicht zum ersten Mal. Kein Wunder, denn sie wird vom Skipper mit Fischen gefüttert. Vermutlich ist das eine glückliche Robbe, denn sie bekommt täglich ihr Futter gebracht …
Wir fahren mit dem Boot die Bucht der Walvisbay ab, in der Hoffnung, Delfine, wenn nicht sogar Wale zu sehen, denn es ist gerade Wal-Saison. Allerdings bleibt es bei unserem Ausflug bei der Sichtung des Pelikans, tausender Robben, ein paar Seevögeln und dann hatten wir auch noch ein paar wenige Sekunden das Glück, Delfine zu sehen.
Trotzdem war das eine schöne Tour, nicht nur wegen der Sichtungen, sondern auch, weil wir uns sehr gut mit einem Schweizer Paar unterhielten, weil der Snack, der zur Mittagszeit serviert wurde, richtig gut war – vor allem die Austern und der Sekt – und weil der Bootseigner seinen Job verdammt gut gemacht hat. Der ist in der vierten Generation in Namibia, aber seinem Slang ist eindeutig anzuhören, dass seine Vorfahren aus Hamburg stammten.
Zurück in Swakopmund wurde es spannend. War die Reparatur erfolgreich und können wir gleich durchstarten? NEIN! Jacques sagt, dass er die Schienen, die er zur Reparatur braucht, nicht bekommen kann. Corona-bedingt hat der Hersteller der Camper-Aufbauten sein Lager leerlaufen lassen. Er könnte die Ersatzteile aber morgen bekommen. Einen ganzen Tag verlieren, das darf doch nicht sein. Da kommt Jacques mit einem „Plan B“ aus der Reserve. „Wir könnten die Rückbank ausbauen und den Kühlschrank/Gefrierer dorthin versetzen. Die Rückbank schicken wir dann irgendwann nach Windhoek“, meint Jacques. Uns gefällt der Plan, denn das würde nur 1 Stunde dauern. OK, sagt auch der Autovermieter am Telefon und es kann weitergehen. Wir werden von der Chefin in die Stadtmitte zum Einkaufen gebracht, denn wir müssen unser Vorräte wieder aufstocken. Nach einer Stunde „Einkaufsbummel“ im SPAR holt sie uns wieder ab und siehe da: unser Bushcamper ist wieder einsatzbereit. Nun mit der riesigen Kühl-/Gefrierbox hinter den Sitzen anstelle der Rückbank. Nun kann man sich während der Fahrt sogar ein Kaltgetränk von hinten holen 🙂
Weniger als 2 Stunden dauert es, bis wir an der Spitzkoppe eintreffen. Aber schon Kilometer vorher sieht man das „Matterhorn Namibias“ aufragen. Fast 1000 Meter liegt die Spitze dieses markanten Berges über der weiten umgebenden Ebene. In der Abendsonne – es ist mittlerweile ca. 17:30 Uhr – ist das ein spektakulärer Anblick. Die letzten Kilometer legen wir auf einer holprigen Pad zurück und erreichen endlich das Community-Camp. Nach der Registrierung heißt es: „sucht euch einen freien Platz“. Und das war’s. Also suchen wir einen freien Platz. Die einzelnen Campsites liegen weit verstreut im Gelände. Wir sehen keine anderen Camper und haben also freie Platzwahl. An der Stelle, die den allerbesten Sonnenuntergang verspricht, bauen wir auf, zünden ein Feuer an und bereiten das Abendessen zu. Das ist die vollkommene Namibia-Camper-Romantik: an einem so wahnsinnig schönen Ort, ganz alleine zu sein und in der freien Natur die Nacht zu verbringen: HERRLICH!