Von der Spitzkoppe an den Brandberg

Wie der Sonnenuntergang am Abend zuvor, so ist auch der Sonnenaufgang heute Morgen ein Erlebnis inmitten dieser malerischen, rötlichen Felsen. Wir genießen jeden Moment, sogar das Geschirrspülen am Camper und rüsten uns dennoch, zeitig den einmaligen Platz zu verlassen, da wir die Gegend um die Spitzkoppe herum noch erkunden wollen.

Wir fahren kurz nach acht Uhr Richtung Bogenfelsen, eine Art natürliche „Brücke“ aus Fels und somit etwas ganz Besonderes. Auf dem Weg dorthin machen wir einen kurzen Stopp am Rockpool, einem großen Becken im Stein, das leider nur äußerst selten mit Wasser gefüllt ist. Auf dem Rückweg zum Auto staunen wir nicht schlecht über ein Hornbill-Pärchen (Toko, vielen bekannt als „Zazu“ in „König der Löwen“), das auf unserer Motorhaube herumhüpft und kräftig gegen die Windschutzscheibe klopft. Beim Näherkommen fliegen die beiden allerdings in den nächsten Baum und tun so, als ob sie kein Wässerchen trüben könnten.

Wir legen die kurze Strecke zum Felsenbogen zu Fuß zurück, obwohl die Temperatur schon mächtig ansteigt. Am Felsenbogen angelangt, stellt sich aber nicht nur dieser außergewöhnliche Fels als Attraktion heraus, denn in nächster Umgebung entdecken wir zauberhafte Blüten an dornenbewachsenen Büschen (Farbkätzchensträucher) sowie farbenprächtige namibische Felsagamen (Agama planiceps). Das männliche Reptil hat eine so eigentümliche orange-dunkelblaue Farbgebung , dass es uns eher an ein schlecht gestaltetes Plastikspielzeug erinnert, als an ein lebendiges Tier.

Vollkommen begeistert kommen wir wieder am Wagen an und fahren in Richtung Durchlass zwischen der Spitzkoppe und den Pontok-Bergen, weil wir auch den nördlichen Parkteil besichtigen wollen. Zum Glück treffen wir kurz zuvor einen einheimischen Guide (Volksstamm Damara), ein junger Mann, der sich anbietet, uns in der nächsten Stunde die bis zu 4000 Jahre alten Felsmalereien zu zeigen. Er erklärt uns nicht nur die Malereien, sondern vermittelt uns viel Hintergrundwissen inklusive der „Klick“-Sprache. Für uns absolut schleierhaft, wie man vier verschiedene Klicklaute verzögerungsfrei in den Redefluss einbauen kann. Netterweise dürfen wir sogar ein Video von seinem Sprachkurs aufnehmen.

Um die Mittagszeit verlassen wir dieses beeindruckende Gelände, und fahren nach Nordwesten zu unserem nächsten Ziel, dem Brandberg. Zwei Stunden werden wir für die Fahrt benötigen, die zunächst auf einer sehr holprigen Pad nach Uis führt. Dieser überschaubare Bergbauort (Zinn und Tantal-Abbau) hat leider keinerlei Charme. Außerdem leidet er wohl auch unter dem Corona-Einfluss, denn der kleine Supermarkt ist vollständig geschlossen. Zum Glück können wir uns an der Tankstelle mit Trinkwasser und Brennholz bevorraten. Lebensmittel benötigen wir für die nächsten zwei Tage nicht, denn auf der „White Lady Lodge“ haben wir ein Chalet mit Frühstück und Abendessen gebucht.

Schon aus weiter Entfernung konnten wir den Brandberg am Horizont ausmachten, ein gewaltiges Bergmassiv von fast runder Form (30 Kilometer Durchmesser), das seine Umgebung im Durchschnitt um fast 2.000 m überragt. Sein höchster Gipfel ist mit 2580 m der Königstein, der zugleich auch der höchste Berg Namibias ist.

Um 14:30 Uhr treffen wir in der Brandberg White Lady Lodge ein, beziehen unser Chalet und legen uns kurz darauf an den wunderschönen Pool in der gepflegten Gartenanlage. Hier lässt es sich aushalten, zumal wir wieder einmal fast die einzigen Gäste auf dem weitläufigen Gelände sind.

Auf 17 Uhr sind wir mit Calvin zum SundownerScenic-Drive verabredet. In einem uralten, offenen Merzedes-Safaribus holpern wir durch das ausgetrocknete Flusstal des Ugab. Nebenbei erläutert uns Calvin einiges über die Geologie und die Vegetation der Region. Doch es bedarf keiner großartigen Erläuterungen: der Star ist wieder einmal die Landschaft. Zum Sundowner steuert Calvin eine Erhöhung an, packt ein paar kühle Getränke ein und wir kraxeln gemeinsam auf eine kleine Felsengruppe. Von hier bewundern wir, wie die Sonne hinter dem Brandberg untergeht. Dieser Stopp bietet eine prima Gelegenheit, sich mit Calvin etwas ausführlicher zu unterhalten.

Wir lassen den Tag mit einem leckeren Dinner in der Lodge ausklingen, begleitet von einem guten Rotwein von Beyerskloof. Dann fallen wir nach einem ereignisreichen Tag müde in unser wunderbares Bett unterm Moskitonetz.

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