Im Serengeti-Park in Niedersachsen, dem größten Safaripark Deutschlands, bewegen sich Tiere aus 16 verschiedenen Weltregionen auf 1,2 km². Die Palmwag Concession, in die wir heute eine ganztägige Safari gebucht haben, hingegen beheimatet ausschließlich Tiere, die hier heimisch sind und dies auf einer Fläche von sage und schreibe etwas über 5000 km². Daher begrüßen uns unsere beiden Guides, Ronny und Garbzeeh, mit den Worten: „Wir machen heute eine scenic tour (also eine landschaftlich schöne Tour) und wenn wir sehr viel Glück haben, dann sehen wir auch Wildtiere.“ Damit ist die Erwartungshaltung für Tiersichtungen schon mal geklärt!
Und er hat Recht: die Landschaft ist traumhaft. Rund um uns befinden sich Tafelberge, dazwischen bewegen wir uns in einem sehr bergigen Gelände mit vielen kleinen Tälern und Canyons. Kommt man über eine Kuppe, hat man wieder völlig neue Eindrücke. Das Farbspektakel der Morgensonne ist faszinierend. Es dominieren Rot- und Brauntöne mit Einsprengseln von Mintgrün und kräftigem Grün von Bäumen und Büschen, aber auch Pastelltöne unterschiedlichster Art. Ich könnte weiter in Landschaftsbeschreibungen schwelgen, so abwechslungsreich ist die Szenerie. Von Tieren ist weit und breit nichts zu sehen. Das kann aber nicht daran liegen, dass es bereits zu heiß ist, denn der Himmel ist stark bewölkt (heute Nacht hat es sogar „10 Tropfen“ geregnet), was für angenehme Temperaturen sorgt.
Aber auch die Pflanzenwelt ist interessant. Wir sehen erstmals die in der Namib endemische Wüstenpflanze „Welwitschia mirabilis“, die nur zwei Blätter hat, die aufgefasert am Boden liegen. Eine merkwürdige Pflanze, aber immerhin die Wappenpflanze Namibias. Sie kann übrigens bis zu 2000 Jahre alt werden! Wie alt wohl „unser“ blühendes Exemplar ist?
Wir freuen uns, als wir dann doch nach einer halben Stunde eine Trappenart (Rüppeltrappe) sehen, die wir noch nicht kennen . Es schließen sich aber weiterhin keine Sichtungen an. Schließlich entdecken unsere Guides zumindest Elefantenspuren, denen sie folgen. Dies jedoch ohne Erfolg. Es sind schon zwei Stunden vergangen, als wir einen „Hotspot“ ansteuern, ein Wasserloch, an dem immer wieder Tiere zu beobachten sind. Und welch ein Timing! Gerade als wir dort eintreffen, sehen wir eine Elefantenkuh mit einem Jungtier, wie sie sich der Wasserstelle nähern. Wir stehen leicht erhöht auf der anderen Seite des Trockenflusstals und können die Elis von dieser Position aus perfekt beobachten. Als sie am Wasserloch angekommen sind, studieren wir, wie sie sich mit Wasser versorgen und sogar, wie die Mutter das Junge säugt. Ein herrliches Erlebnis! Doch irgendwann setzen wir unsere Pirschfahrt fort. Die „üblichen Verdächtigen“, Springböcke und Oryx laufen uns auch immer mal wieder vor die Linse. Eine Oryxfamilie sogar mit zwei Jungtieren. Das sieht man nicht alle Tage, da die Oryx ihre Jungtiere gut versteckt halten . Die „Sichtungsfee“ meint es heute wieder einmal wirklich gut mit uns!
Um halb Elf machen wir eine Pause, um ein zweites Frühstück einzunehmen. Wir nehmen erst jetzt wahr, dass wir schon 3 1/2 Stunden unterwegs sind. Die Zeit verging wie im Flug. Es ist toll, wie wir uns mit den beiden Guides unterhalten. Sie studieren beide noch in Windhoek, erscheinen uns aber schon sehr, sehr kompetent und sie machen ihren Job richtig gut.
Kilometer für Kilometer „arbeiten“ wir uns im Reservat voran, immer in der Hoffnung, weitere Tiere zu entdecken. Es dauert nicht lange, da taucht eine Giraffe vor uns auf, später eine Vierergruppe von Giraffen. Die Kombination von wechselnden Landschaftseindrücken und gelegentlichen Sichtungen ist einzigartig.
Plötzlich empfangen wir einen Funkspruch von einem Lodgemitarbeiter, der auf der Straße einen Löwen gesehen hat. Wir drehen um, erhöhen das Tempo und begeben uns so schnell wie möglich an die besagte Stelle. Zur „Verstärkung“ kommt William, der Mitarbeiter, der den Funkspruch abgesetzt hatte, an den Sichtungsort. Die öffentliche Straße, die am Konzessionsgebiet vorbeiführt, wird von einem Trockenflusstal gequert und genau dort haben es sich drei Löwenweibchen unter einem schattenspendenden Baum bequem gemacht. William zeigt sie uns und vom Safarifahrzeug können wir sie tatsächlich gut erkennen. Wir verändern nach einigen Minuten unseren Standort, um die Tiere aus einer anderen Perspektive zu sehen. William geht zurück an sein Fahrzeug, da springen die Löwen auf. Es sind nicht nur die drei Weibchen, sondern auch noch ein Männchen und ein weiteres Löwenweibchen, wie wir nun erkennen. Kurz wird es hektisch, denn die Löwen stellen für William, der sich noch außerhalb seines Fahrzeugs befindet, eine ernsthafte Bedrohung dar. Gewarnt von unseren Guides sprintet er die wenigen Meter zu seinem Auto und begibt sich in Sicherheit. Die Löwen drehen ab und setzen sich wieder unter einen Baum.
Nach diesem Erlebnis kehren wir zur vorherigen Route zurück, machen eine Mittagspause mit einem Imbiss und Kaltgetränken an einem wunderbaren Picknick-Spot. Danach schlagen wir langsam, aber sicher nach mittlerweile 7 ½ Stunden Safari den Rückweg zur Lodge ein. Ronny meint, es sei seht selten, dass man Paviane antrifft und dass wir riesiges Glück haben, dass wir nun auch noch drei Paviane zu Gesicht bekommen. Aber die „Sichtungsfee“ setzt noch eins obendrauf! Als wir über eine Kuppe fahren, steht plötzlich eine Gruppe von neun Wüstenelefanten am Wegesrand bzw. trottet durchs lockere Buschland, während die Tiere immer wieder Grünes von den Büschen reißen und sich mit dem Rüssel ins Maul stecken. Aus der angekündigten Landschafts-Tour ist nun doch eine ausgesprochen erfolgreiche Sichtungs-Tour geworden. Beide Guides versichern uns, dass das, was wir heute erlebt haben, sehr selten vorkommt.
Mit kräftig durchgerüttelten Knochen kommen wir nach 8 ½ Stunden an die Lodge zurück. Den Sprung in den Pool haben wir jetzt wirklich nötig. Dass am Pool eine Palme steht, in der etliche Maskenweber ihre Nester gebaut haben, bzw. gerade bauen, rundet den an Sichtungen reichen Tag aufs Beste ab. Eine letzte „Sichtung“ für heute steht uns allerdings noch bevor: ein Beef-Steak auf dem Grill!