Brandberg – Palmwag

Wir wachen mal wieder vor der Zeit auf, denn um 6:45 Uhr scheint die Sonne bereits hell durch die Insektengitter. Also richten wir unsere Siebenachen, packen alles in den Camper und fahren am Haupthaus zum Frühstück vor.

Gegen halb neun machen wir uns auf den Weg ins 230 km entfernte Palmwag. Zu Beginn fahren wir in einem großen Bogen vom Ugab-Flusstal weg und dann wieder darauf zu, bis wir bemerken, dass wir den ausgetrockneten Fluss genau an der Stelle durchqueren werden, an dem wir gestern die erste Elefantengruppe entdeckt hatten. Natürlich halten wir die Augen auf, aber weit und breit ist keiner der gutmütigen Dickhäuter zu erspähen. An der „Furt“ liegt der kleine Ort Anixab. Calvin hatte ihn uns tags zuvor gezeigt und stolz berichtet, dass dort seine kleine Tochter zur Schule geht. Obwohl dieser Ort nur ca. 15-20 km von der White Lady Lodge und von Calvins Heimatdorf entfernt liegt, wohnt seine Tochter während der Schulzeit im Internat in Anixab, wie auch alle anderen Kinder aus dem weiten Umkreis. Ein Schulbussystem wäre hier nicht denkbar.

Überhaupt erstaunt uns die große Diskrepanz zwischen den Lebensumständen der Angestellten der White Lady Lodge und ihrem Arbeitsumfeld. Calvin erscheint uns als ein moderner, gut gebildeter junger Mann, wohnt aber in einem Dorf, dessen Häuser wir als Bretterhütten bezeichnen würden, allerdings mit Satelitenschüssel auf dem Wellblechdach. Die Unterkünfte in der Lodge müssen ihm fast schon wie Paläste vorkommen. Doch das sehen wir eventuell komplizierter als es ist, denn Calvin würde um nichts in der Welt von seinem Zuhause fort wollen.

Die Landschaft gibt anschließend „nicht viel her“: eine Zeit lang fahren wir durch eine Art Baumsavanne, dann wechselt die Landschaft wieder in karges Geröll. Nach ca. zwei Stunden machen wir einen Zwischenstopp in Twyfelfontein. Dies ist keine Ortschaft, sondern ein Platz, an dem man über 2500 Bilder auf über 200 Felsplatten (Felsmalereien und Steingravuren) bestaunen kann, die zwischen 2000 und 6000 Jahre alt sind. Seit 2007 ist Twyfwelfontein UNESCO-Weltkulturerbe. Unser Guide Thekla erklärt uns, dass die Gravuren entweder zu „Unterrichtszwecken“ dienten, als auch dazu, Nomaden über den ortsüblichen Tierbestand zu informieren. Wir sind beeindruckt ob der teilweise künstlerisch sehr anspruchsvollen Abbildungen, aber auch von der qualitativ hochwertigen Stätte an sich.

Ein kurzer Abstecher noch zu den Orgelfelsen ganz in der Nähe und weiter geht es unserem eigentlichen Ziel entgegen. Die Landschaft verändert sich zunehmend zum Positiven, denn wir fahren durch hügeliges/bergiges Gelände, gesäumt von spitzen und abgeplatteten Tafelbergen.

Kurz bevor wir Palmwag erreichen, glauben wir, unseren Augen nicht zu trauen: am Fahrbahnrand stehen zwei Wüstengiraffen und knabbern gelassen an den Bäumen. Und wieder einmal eine „Sichtung“ außerhalb eines Schutzgebietes. Klasse! (Das angrenzende Naturschutzgebiet ist nicht eingezäunt.) Als wir kurz darauf auch Elefantenspuren am Straßenrand entdecken, sind wir ganz aus dem Häuschen. Doch nicht immer führt eine Spur auch zum erwarteten Ziel: die Elis sind wohl irgendwo links in die Wildnis abgebogen.

Auf Grund der technischen Probleme mit dem Kühlschrank haben wir zwei Tage zuvor in Swakopmund keinen Fleischvorrat zum Grillen eingekauft. Kein Problem, denken wir, auf der Strecke müssten sich noch Gelegenheiten zum Einkauf bieten. Aber weit gefehlt, denn die Läden, die uns das Navi an der Strecke anzeigt, haben außer Dosenwürstchen und Nudeln nichts weiter zu bieten. Wir sind hier in „the middle of nowhere“.

Folglich buchen wir, in der Palmwag-Lodge angekommen, für den Abend ein Essen im Restaurant und für den darauffolgenden Morgen gleich noch ein Frühstück, denn um sieben Uhr werden wir eine Ganztages-Safaritour ins Schutzgebiet unternehmen.

Nach einer kurzen Führung des Managers durch die sehr ansprechende Anlage richten wir uns auf unserem Stellplatz schnell ein, denn der Pool lockt! Anschließend duschen und Abendessen im halboffenen Restaurant incl. Sonnenuntergang. Dazu weihnachtliche Deko! Bizarr, aber vor allem wunderschön.

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