Erster Advent – in Etosha…

…so sollte eigentlich unsere Überschrift des Tages lauten. Richtiger aber wäre „Erster Advent mit Reifenplatzer“.

Heute Morgen lief alles wie geplant: gemütliches Frühstück mit Rührei und Boerewors am Campingplatz, alles zusammenräumen und los geht’s. Gegen 9 Uhr rollen wir aus der „Palmwag Lodge and Campsite“ und fahren Richtung Nordosten über den Grootbergpass Richtung Etosha-Nationalpark. Zwischenziel zum Einkaufen und Geld abheben ist Karmanjab, ein kleines Nest  südwestlich von Etosha, mit Tankstelle, Geldautomat und zwei Läden. Erwartete Fahrzeit bis dort hin knapp zwei Stunden. Wir passieren den Pass, erfreuen uns über adventliche Gesänge aus dem Radio (Oh Tannenbaum in afrikanischen Rhythmen und Text), da platzt der linke Hinterreifen. Zum Glück sind wir auf gravel roads nie schneller als mit 80 km unterwegs, so dass der Wagen nicht ausbricht. Mitten im Nirgendwo Reifenwechseln – toll!


Wir lassen gerade das Ersatzrad runter, als ein anderer Bushcamper neben uns hält. Zwei Frauen erkundigen sich, ob sie helfen können. Wir erkennen sie wieder, weil sie die letzte Nacht auch in Palmwag auf der Campsite übernachtet haben. Wolfgang wiegelt zunächst ab, aber die toughen Mädels erwähnen, dass sie mit „sowas“ massig Erfahrung haben und schon stehen sie auch parat und packen mit an. Während des Radwechsels erzählen sie uns, dass sie für eine Schutzorganisation für die Giraffen Namibias arbeiten, somit ständig „on the Road“ sind und daher schon unzählige Male Räder wechseln mussten. Eine der Frauen stammt aus Namibia, die andere aus Neuseeland. Sofort haben wir neben dem Reifenwechsel ein zweites Gesprächsthema. Wir erfahren später, dass Reifenschäden in Namibia völlig normal sind und sehr oft vorkommen, da der Großteil der Straßen Schotterpiste ist. Nach ca. 30 Minuten können wir unsere Fahrt fortsetzen, bedanken uns herzlich bei unseren Helferinnen und fahren mit max. 65 km/h weiter nach Karmanjab. Dort erhoffen wir uns Hilfe bzgl. eines neuen Ersatzrades. Während der Fahrt telefoniert Wolfgang mit Jan, unserem Autovermieter und erklärt ihm die Lage. Kein Problem, meint Jan. In Karmanjab gibt es nur eine Tankstelle, dort werden auch Reifen gewechselt. Prima denken wir.

Als wir den Ort erreichen, sehen wir sogleich eine Tankstelle. Diese ist von allerlei Menschen belagert, die mir afrikanischen Krimskrams aufdrängen wollen und Wolfgang eine merkwürdige „Werkstatt“. Jan ist grade telefonisch nicht zu erreichen. Also kaufen wir schnell das Nötigste ein, heben Geld ab und entscheiden uns, die Fahrt ohne neues Ersatzrad fortzusetzen.
10 Minuten später, auf dem Weg zum Etosha-NP gelingt Wolfgang endlich ein Telefongespräch mit Jan. Fazit: wir waren an der falschen Tankstelle (ach, es gibt doch angeblich nur eine!), wir sollen umdrehen und bei „Jumbo“ den Reifen wechseln lassen.
Was folgt, bedient alle denkbaren Klischees: Eingang zur Werkstatt wenig vertrauenserweckend, Jumbo ist ein äußerst übergewichtiger Weißer, der aus der hintersten Ecke seines Lagers den passenden Reifen hervor kramt. Der Monteur, ein Schwarzer, wird herbeizitiert (es ist ja Sonntag), scheint aber nicht wirklich Herr der Lage. Die Werkstatt selbst … die Bilder sprechen für sich. ABER: auch wenn wir dort insgesamt zwei Stunden verbringen, uns wurde geholfen! Wir bekommen nicht nur den geplatzen Reifen ersetzt, sondern sogar noch ein neues Ersatzrad, da sich unseres bei genauem Hinsehen als vollkommen marode erweist.

Zwischenzeitlich trifft ein weiteres deutsches Paar ein, deren Reifen seltsame Ausbuchtungen aufweist. Die beiden kommen von Etosha und fahren nach Palmwag. Natürlich geben wir uns gegenseitig Tipps, bevor wir uns verabschieden.

Der Rest ist schnell erzählt: Nach gut einer Stunde erreichen wir das westliche Gate des Etosha Nationalparks. Anmeldeformaltäten werden erledigt und los geht es. Unterwegs zu unserem Camp „Olifantsrus“ bekommen wir leider nicht viel zu sehen: 7 Zebras, 3 Giraffen, zwei Gnus, Steinböckchen, ein Strauß und diverse weitere Vögel. Macht nix, gestern hatten wir dafür umso mehr Glück.

Gegen 17:45 Uhr erreichen wir das Camp, checken ein, beziehen unsere Campsite und gehen zum Wasserloch. Leider ist dort nichts los. Wolfgang zieht nach 15 Minuten weiter, um das Abendessen zuzubereiten, ich sitze im Ausguck und warte, unterhalte mich derweil mit einer netten Schwäbin, die bereits zig-mal in Namibia war und auf einmal sehen wir ein Spitzmaulnashorn, das sich dem Wasserloch nähert. Einfach imposant!

Die Sonne geht unter, der Wind frischt extrem auf. Höchste Zeit, zu unserer Campsite zurückzugehen. Dort angekommen ist das Essen fast fertig. Den Tisch noch adventlich decken und schon lassen wir uns T-Bone-Steaks mit Chackalacka-Gemüse im Kerzenschein schmecken.

Eigentlich hätten wir heute auf dem Adventsmarkt in Steinmauern Langos zubereitet und Glühwein ausgeschenkt. Ehrlich, wir vermissen das grade nicht!

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