Die morgendliche Frische eignet sich bestens für Tierbeobachtungen, daher achten wir darauf, mit dem Frühstück nicht mehr Zeit zu verbringen als notwendig. Zeitig verlassen wir das Camp und fahren die Wasserlöcher zwischen Olifantsrus und Okaukuejo an. Gleich beim ersten werden wir fündig: Kuhantilopen mit vier kleinen Kälbern stehen am Wasserloch, ein Schakal checkt ab, ob er eine Chance hat, eines der Jungen zu attackieren. Er ist sich wohl im Klaren darüber, dass er eigentlich keine Chance hat, wenn die Muttertiere die Jungen abschirmen. Zwei männliche Elenantilopen teilen sich das Wasser mit den Kuhantilopen und mehreren Oryx. Das nenne ich mal einen gelungenen Auftakt!
Auf dem Weg zum nächsten Wasserloch entdecken wir einen Steppenfalken auf einem Baumwipfel.
Und eine weitere Sichtung macht uns wirklich „happy“. Ein Honigdachs überquert die Pad und verschwindet langsam aber sicher im Gebüsch. Aber wir können ihn noch einige Zeit beobachten. Toll wenn man bedenkt, dass der Honigdachs dämmerungs- oder nachtaktiv ist und man ihn bei Tag selten zu sehen bekommt. Es hat sich also gelohnt, früh aufzustehen und aufzubrechen.
Das nächste Wasserloch heißt Ozonjuitjs M’Bari und erweist sich als Volltreffer! Bereits auf den letzten Metern vor dem Wasser sehen wir Zebras und Elefanten, die sich auf dem Weg zum kühlen Nass befinden. Dort eingetroffen, sind wir mehr als erstaunt und hellauf begeistert, welches Schauspiel sich hier darbietet. Gleichzeitig befinden sich mehrere Tierarten in teilweise sehr großer Anzahl am Wasserloch. Es ist ein stetiges Kommen und Gehen und ich zähle zu einem Zeitpunkt: über 100 Springböcke, 30 Zebras, 25 Elefanten in mehreren Gruppen, 20 Oryx, 7 Gnus, 5 Giraffen und ein Straußenpaar mit einem Dutzend Küken. Unglaublich und unbeschreiblich schön. Fast schon paradiesisch, wie die vielen Tiere auf engstem Raum beieinanderstehen und (meist) gut miteinander auskommen.
Die Elefanten demonstrieren zwischendurch ihre besondere Position, nicht den anderen Tieren gegenüber, sondern den Menschen in den „rollenden Konservendosen“: 4 große weibliche Tiere schreiten auf die 5 Autos zu und bauen sich im Abstand von etwa 30 Metern zu uns in einer Reihe auf. Die Ohren weit abgespreizt demonstrieren sie ihre Stärke.. Will heißen: kommt unseren Jungtieren bloß nicht zu nahe! Von unseren Guides in Palmwag und Brandberg wissen wir zum Glück, dass aufgestellte Ohren nur eine Warnung sind. Wenn die Dickhäuter aber die Ohren anlegen und tröten, wird’s richtig ernst. Dann heißt es DURCHSTARTEN!
Wir verhalten uns also ganz ruhig in unserem Auto und nach fünf Minuten ziehen sich die Elefantenkühe wieder gemächlich zurück mit einem abschließenden Schnauber in unsere Richtung.
Mit zunehmenden Temperaturen – das Thermometer steigt auf 35 Grad an – nehmen die Sichtungen erwartungsgemäß kontinuierlich ab. Immer wieder sehen wir dennoch größere Gruppen von Zebras und Springböcken, die Schatten unter Bäumen suchen.
Auch hier sind es nicht nur die Tiere, sondern auch die Landschaft beeindruckt uns. Riesige, unendlich erscheinende Grassavanne wechselt sich mit Busch- und Baumsavanne ab. Aber der Anblick der großen Salzpfanne toppt alles. Blendend weiß breitet sich eine 130 mal 70 Kilometer große Salzfläche vor uns aus. Apropos Größe: der gesamte Etosha Nationalpark ist laut Wikipeida in etwa so groß wie das Bundesland Hessen und damit das zweitgrößte Naturschutzgebiet Afrikas!
In Okaukuejo beziehen wir um ca. 15 Uhr unsere Campsite, fläzen uns an den Pool, dessen Erfrischung wir bitter nötig haben, machen uns „ausgehfein“ und dinieren im Restaurant. Jetzt sitzen wir am beleuchteten Wasserloch des Rest Camps und lauern auf weitere Sichtungen. Fünf Nashörner kamen bereits zum Saufen vorbei und Vögel, die wir noch nicht bestimmen konnten, machen im Lichtkegel der Scheinwerfer gewagte Flugmanöver (Nachtrag: Rotwangen Nachtschwalben). Die Vögel am Wasserloch geraten in helle Aufruhr, als ein junger Schakal aufkreuzt. Mal sehen, ob vielleicht die herbeigesehnten Löwen, von denen es hier sehr viele geben soll, noch auftauchen … Zumindest hören wir schon ihr mächtiges Gebrüll scheinbar ganz in der Nähe.
Nachtrag: zuletzt waren dann sogar 9 Nashörner gleichzeitig am Wasserloch.
Nachtrag 2: die Löwen haben die ganze Nacht bis zum Sonnenaufgang gebrüllt. Wir sind mehrmals davon wach geworden.