Mudumu NP und sundowner cruise auf dem Kwando

Ein sehr kühler Morgen erwartet uns, als wir wie immer früh aufstehen. Da heißt es erst einmal etwas wärmende Kleidung drüberziehen. Etwas verwunderlich, liegt doch die Tagestemperatur bei um die 35 Grad. Eine schöne Überraschung: ein weiblicher Kronenducker (eine Antilope in der Größe eines Rehs) besucht uns auf unserem Campingplatz. Sie scheint die Camper gewohnt zu sein. Vermutlich bekommt sie hier immer wieder mal den einen oder anderen Leckerbissen. So auch heute: ein paar Apfelstücke scheinen ihr gut zu schmecken. Wenngleich kein richtiges Wildtier (mehr), ist es dennoch ein schöner Auftakt in einen an Tierbeobachtungen reichen Tag.

Wir sind um 8 Uhr zu einen gamedrive in den nahe gelegenen Mudumu Nationalpark verabredet. Außer uns steigen keine weiteren Gäste ein, so genießen wir wieder einmal individuelle Betreuung durch unseren Guide namens „Diki“.

Als wir den Aussichtspunkt „hippo pool“ erreichen, sehen wir keine Flusspferde, wie der Name der Flussschleife hoffen lässt, dafür aber ein Krokodil. Bald geht es weiter – nun entlang des Kwando – immer tiefer in den Nationalpark hinein. Die Vegetation ist durch die Trockenheit der vergangenen Monate geprägt. Viele Bäume tragen schon Laub, andere schlagen gerade aus, wiederum andere sind noch kahl und warten auf Niederschläge, bevor sie austreiben. Das Gras ist fast überall vertrocknet und gelb oder fehlt ganz. Ein sandiger, staubiger Boden prägt dann die Landschaft.

Zwischen einigen grün belaubten Büschen und Bäumen erspähen wir eine Gruppe von äsenden Giraffen. Unser Guide interessiert sich aber mehr für die Fußspuren im Sand der Fahrspur. Verrückt, dass er trotz Reifenspuren die Löwenspuren entdeckt und das, obwohl er sich darauf konzentrieren muss, den Geländewagen über den holprigen Untergrund zu navigieren. Nicht nur die Spuren, sondern auch die vielen Geier auf den umliegenden Bäumen und im Himmel deuten darauf hin, dass hier in der Nacht ein Riss stattgefunden hat. Da ist der „Killer“ dann vermutlich auch nicht weit entfernt und die Hoffnung steigt ein wenig, heute Löwen oder sogar einen Leoparden zu sichten.

Leider ist dem nicht so, aber wir sind auch ganz glücklich, als im Sumpf ein Einzelgänger-Elefant steht, den wir beim Grasen in der Flussniederung beobachten können. Die nächste Elefanten-Sichtung toppt das aber noch: eine Gruppe von Elefanten kommt gerade an einem „Wasserloch mit Aussichtsplattform“ an, als wir zurück zum Geländewagen gehen, um weiterzufahren. Das Schauspiel badender Elefanten lassen wir uns selbstredend nicht entgehen. Es spritzt und platscht deutlich hörbar, als die Dickhäuter sich ins kühlende Nass begeben. Einige Elis stehen einfach nur im Wasser, andere spielen, andere tauchen vollständig unter. Zu jedem Zeitpunkt bleibt die Gruppe dicht beieinander und nimmt die Jungtiere schützend in ihre Mitte. Denn Krokodile haben es auf unvorsichtige Jungelefanten abgesehen oder beißen auch einem großen Elefantenbullen den Schwanz oder gar den Rüssel ab. Nach ca. 20 Minuten verlässt die Elefantengruppe allmählich den Fluss und zieht sich ins angrenzende Dickicht zurück. Erheiternd ist, dass es bei den Elefanten ebenso „menschelt“, wie bei uns, denn zwei ausgelassen im Wasser planschende „Teenager“ haben jeglichen Sinn für die Zeit verloren. Als sie bemerken, dass die Familie bereits davonzieht, rennen sie eilig aus dem Fluss, um ja nicht den Anschluss zu verlieren.
Wir wollen gerade den Hochsitz verlassen, als sich noch eine Pferdeantilope dem Flusslauf nähert, um zu saufen. Was für ein Glück, denn diese Antilopenart hatten wir bisher noch nicht gesehen.

Nach diesen herrlichen Sichtungen geht es zurück ins Camp Kwando. Jetzt erfrischen auch wir uns im kühlenden Nass unseres Pools, lesen ein bisschen im Halbschatten hoher Bäume und freuen uns schon auf die abendliche Bootsfahrt auf dem Kwando.

Die Sundowner Cruise startet um 16:15 Uhr. Zwei französisch sprechende Schweizer Paare, die Saarländer, mit denen wir auch schon gemeinsam auf dem Kavango unterwegs waren und wir begeben uns zusammen mit dem Tourguide Alfred aufs Boot und schippern den Kwando flussaufwärts Richtung Mudumu Nationalpark.

Vom Wasser aus sieht die Landschaft anders aus, als wenn man mit dem 4×4 unterwegs ist. Wir saugen die fantastischen Eindrücke nur so in uns auf. Ins Licht der nun schon tiefer stehenden Sonne getaucht zeigt sich der Kwando und sein Ufersaum von der schönsten Seite. Kudus, Lechwe, einige Reiher, Kormorane, Schlangenhalsvögel, Bienenfresser, usw. lassen sich fotografieren.

Aber als am Botswana-Ufer des Grenzflusses einige Kaffernbüffel zu erkennen sind, sind alle begeistert. In der Buffalo Core Area hatten wir die Tiere aus einiger Entfernung gesehen, nun stehen sie recht nah am Fluss und wir können die stattlichen Exemplare genau studieren.

Eine weitere Antilopenart, die wir vermutlich schon letztes Jahr gesehen hatten, als solche aber nicht erkannt hatten, ist der Riedbock. Dank unseres Guides, Alfred, wissen wir nun, dass das keine (zu hellen) weiblichen Letschwe-Antilopen sind, sondern eben Riedböcke. Wieder was gelernt!

Der nächste Stopp gilt einem „netten“ Kroko, das träge an der Wasserlinie liegt. Obwohl es nicht gerade riesig ist, würde ich in seiner Gegenwart auf keinen Fall im Fluss baden gehen.

Nach einer Flussbiegung sehen wir plötzlich im Kwando eine große Ansammlung von Hippos. Aber viel spektakulärer: dahinter an Land steht eine Herde Elefanten! 20 … 30 Tiere sind es, die hier vom Grün der Bäume in Ufernähe fressen. Welch ein erhabener Anblick und welch ein Privileg so etwas sehen zu dürfen. Immerhin sind diese Elefanten freilebende Tiere. Die Nationalparks hier oben im Caprivi sind nicht umzäunt und alle Elefanten (und Büffel, etc.) können sich frei dorthinbewegen, wo sie mit den besten Nahrungsbedingungen rechnen. Sie ziehen nach Angola, Botswana, Simbabwe oder Sambia. Kein Zaun hält sie davon ab. Die vernetzten Nationalparks schaffen lediglich günstige Rahmenbedingungen für das Wild, sperren es aber nicht ein.

Die Zeit ist schon deutlich vorgerückt und es heißt nun, die Rückfahrt anzutreten. Alfred hat sicher schon im Sinn, welche Stelle am Fluss er ansteuert, an der wir die Sonne untergehen sehen sollen. Und tatsächlich, kurz bevor der glutrote Feuerball auf den Horizont trifft, verlangsamt er die Fahrt und biegt um eine Kurve. Wir können es kaum glauben, was uns hier erwartet: keine 30 Meter entfernt von uns steht eine Herde Elefanten im Wasser. Badende Elefanten im Sonnenuntergang am Kwando! Unglaublich schön!

Welch ein ereignisreicher Tag liegt hinter uns! Wir essen aufgewärmtes Wildgulasch (von gestern) und etwas Salat. Danach begeben wir uns auf einen Drink ans Lagerfeuer vor der Lodge auf dem Deck über dem Kwando. Dort treffen wir das Saarländer Paar wieder und tauschen unsere Afrika-Erlebnisse aus. Für unsere aktuellen Verhältnisse sehr spät, begeben wir uns um ca. 23 Uhr zur Nachtruhe in unseren Bushcamper.

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