Südafrikanische „Schwarzwaldhochstaße“: die Panorama Route

Ein Foriker aus dem Südafrikaforum riet uns lange vor unserer Reise zu bedenken, dass dieses Wochenende in SA verlängertes Wochenende ist und es die ersten warmen Tage nach dem Winter sein werden. Das bedeutet, dass wir mit großen Menschenmengen zu rechnen hätten. Daher sein Rat, sehr früh auf die Panorama Route aufzubrechen und sich quasi „vor der Welle der Besuchermassen“ auf die Tour zu begeben. So kommt es, dass wir bereits Punkt Sieben Uhr gesattelt und gespornt beim Frühstück erscheinen. Rainer bereitet uns „lekker“ Rührei und Spiegelei zu und überhaupt ist alles, was auf dem Buffet steht, äußerst wohlschmeckend und vieles self-made“!

Ohne viel Zeit zu verlieren, brechen wir auf, um die Aussichtspunkte an der wunderbaren Strecke, die heute vor uns liegt, anzufahren. Zunächst mutet die sehr gut ausgebaute Straße, die entlang der Abbruchkante (escarpment) von der Hochebene zum Lowveld führt, wie die Schwarzwaldhochstraße an. Erst als später exotische Bäume die „Tannenwälder“ ersetzen, als Meerkatzen am Straßenrand zu sehen sind und Euphorbien auftauchen, mutiert die „Schwarzwaldhochstraße“ zur der Panorama Route in Südafrika, die sie ja eigentlich ist.

Unser erster Aussichtspunkt ist der „Pinnacle“ eine mächtige Felsnadel, die wir uns kurz anschauen und dabei genießen, dass wir – weil früh unterwegs – den Anblick ganz exklusiv erleben.

Unser zweiter Stopp ist das Gods Window, ein herrlicher Aussichtspunkt am escarpment, der einen weiten Blick hinunter ins Lowveld bietet, bis hin zum Kruger Nationalpark. Bei Nacht soll man von hier sogar die Lichter von Maputo sehen, Mozambiks Hauptstadt. Angeblich sind es 300 Stufen auf dem gut ausgebauten Pfad, der durch den hier vorhandenen Regenwald führt. Wenn feucht-warme Luft aus Westen kommt, steigt sie an der Abbruchkante auf und regnet ab. Daher gibt es hier Niederschläge von durchschnittlich 2400 mm pro Jahr. Aber nicht heute. Das Wetter ist hervorragend: Sonne pur und bereits um 10 Uhr etwa 20 Grad. Aufgrund der Niederschläge gibt es hier tatsächlich einen kleinen Regenwald, den man in dieser ansonsten trockenen Umgebung gar nicht erwartet. Wir lassen uns schnell vom dichten Grün verzaubern und fühlen uns nun restlos im Afrikaurlaub,.

Weiter geht unsere Fahrt zu den Lisbon Falls. Wie gut, dass Rainer uns geraten hat, sie anzuschauen. Es ist wirklich imposant, die herrliche Landschaft, die uns umgibt zu genießen und das Wasser des Lisbon River 94 Meter in die Tiefe stürzen zu sehen. Es liegen aber noch so viele weitere Highlights vor uns, so dass wir nach vielleicht einer halben Stunde bereits weiterziehen.

Zu den Bourke’s Luck Potholes fahren wir knapp eine halbe Stunde. Die Flüsse Blyderiver und Treur River fließen hier zusammen und haben in den Jahrtausenden nicht nur eine tiefe Schlucht in den Fels gefräst, sondern auch bizarre Strudellöcher geschaffen – Potholes genannt. Welch außergewöhnlicher Anblick! Wir kraxeln über Steine, gehen über Stege und Brücken und erschließen uns immer neue Einblicke in die Schlucht und auf die Potholes. Es ist mittlerweile Mittag und mein Magen knurrt, also gibt es hier auf einem schönen Picknickplatz unseren Standard-Mittags-Snack: Biltong und Nüsse.

Ab hier führt die Straße entlang des Blyde River Canyon, einer der größten Schluchten der Erde. Der Canyon ist 26 km lang und bis zu 800 m tief und gilt als eines der größten Naturwunder Südafrikas. Der nächste Aussichtspunkt entlang dieser Stecke ist der Lowveld Viewpoint, wo wir aussteigen, zur Abbruchkante gehen und den Blick in das Tiefland richten, das uns quasi zu Füßen liegt. Welch ein Glück, dass wir heute so eine wunderbare Fernsicht haben. Es ist zwar diesig, aber oft (vor allem im Sommer) herrscht hier Nebel oder so viel Dunst, dass von dem Blick in die Ebene nicht viel zu sehen ist. Unsere fast perfekten Wetterbedingungen machen Hoffnung auf tolle Bilder und Ausblicke auch beim nächsten Höhepunkt der Tour, den Three Rondavels.

Diese Felsformation ist sicher millionenfach fotografiert worden. Jetzt wissen wir warum! Schöner geht es kaum. Der Fluss hat hier eine tiefe Schlucht gegraben, ein Felsen wird von einer Flussschleife umfahren, auf der gegenüberliegenden Seite sind die drei massiven, markanten Felsen zu sehen, die an afrikanische Rundhütten erinnern – daher auch der Name „Three Rondavels“. Wir erleben dieses Naturwunder tatsächlich bei besten Lichtverhältnissen und können uns kaum daran sattsehen. Es gelingt uns nicht, die Faszination dieses Ortes in Worte zu kleiden – vielleicht helfen die Bilder ein wenig – ansonsten bleibt nur, die Three Rondavels selbst zu besuchen.

Von hier sind es noch 1 ¾ Stunden zu unserem heutigen, direkt am Olifants River gelegenen, Guest House namens River House. Die Gastgeberin Lisbeth empfängt uns herzlich, weist uns in die Örtlichkeit ein und empfiehlt uns, die Zeit bis zum Abendessen unten am Deck direkt am Fluss zu verbringen. Dem Vorschlag folgen wir aufs Wort, lassen uns in den bequemen Stühlen auf dem Deck nieder und genießen die Zeit bis zum Sonnenuntergang mit einem Glas Chenin Blanc (oder auch zwei). Welch eine Ruhe hier herrscht – jedoch keine Stille, denn verschiedene Vogelstimmen, das Quaken von Fröschen und das Grunzen von Flusspferden erfüllen die Luft. Der Sonnenuntergang zaubert ein zartes Rot an den afrikanischen Himmel und wir sind überglücklich über das Privileg, so etwas erleben zu dürfen.

Gleich geht es zum Abendessen, das wir aufgrund des lauen Abends draußen auf der Terrasse einnehmen können.

Soooo. Gerade kommen wir von einem außergewöhnlichen Candle-Light-Dinner auf unser Zimmer zurück. Wir sind selig, nicht nur weinselig, denn wir haben einen außergewöhnlich schönen Abend verbracht. Wir sind die einzigen Gäste im River House. (Es gibt hier ohnehin nur zwei Gästezimmer.) Lisbeth hat ihren Garten mit zig Kerzen für uns ausstaffiert und damit eine zauberhafte Atmosphäre geschaffen. Es ist eine laue Nacht – kein Vergleich mit den tiefen Temperaturen der letzten beiden Abende. Das Essen, das uns serviert wurde, war erste Klasse! Uns wurde ein kleiner Snack, bestehend aus Karotten-Rohkost und einem leckeren Knoblauch-Dip angeboten, dann kam ein wunderbares Filetsteak mit einer exzellenten Sauce, mit Kartoffeln und einem raffinierten gemischten Salat auf den Teller und als Dessert ein leckeres Blaubeer-Nuss-Crumble. Alles äußerst schmackhaft zubereitet und top Qualität.

PS: morgen geht es in den Kruger. Da werden wir vermutlich ein paar Tage ohne Internet sein. Also erscheinen die Berichte wohl mit Verspätung …

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