Unser Wecker klingelt um 5:50 Uhr, denn um 6:30 Uhr sind wir mit Themba verabredet, einem Guide, der uns auf eine Birdingtour begleitet und uns die Vogelwelt der iSimangaliso Wetlands näherbringen wird.
Wir beginnen damit, zu Fuß durch den Ort zu gehen und nachzuschauen, was hier auf den Bäumen sitzt. Es ist eine überraschend große Anzahl von verschiedenen Vögeln, auf die uns Themba aufmerksam macht. Alleine auf uns gestellt wären wir nicht annähernd in der Lage, all diese Vögel auszumachen. Themba weiß genau an welchen Plätzen, auf welchen Bäumen er welche Vögel zu erwarten hat. Er kennt ihre Stimmen und weiß längst, bevor er den Piepmatz gesehen hat, wer da pfeift. Sein Wissen scheint uns unendlich – seine Augen sehen offenbar erheblich besser als unsere, denn was ich mit dem Fernglas kaum erkenne, sieht er mit bloßem Auge. Unglaublich!
Andrea muss Hochleistungen am Fotoapparat vollbringen. Ständig rufen wir ihr Namen von Vögeln zu, die sie fotografieren soll. „Hier ein white-eared barbet, weiter oben, hinter dem kahlen Ast, jetzt weiter unten, weiter rechts. Dort ein olive sunbird, …“. Es wäre etwas einfacher für sie, wenn die gefiederten Freunde nicht hektisch von einem Ast zum anderen flögen und wenn die Sonne ihr nicht entgegenscheinen würde und wenn die Äste sich nicht im Wind bewegen würden und wenn nicht alle Vögel mehr oder weniger gleichzeitig „auftreten“ würden und wenn sie mehr Zeit zum Fokussieren hätte. Aber sie macht das prima und die „Ausbeute“ unserer Jagd ist enorm.
Später fahren wir an den Ortsrand, um den küstennahen Wald nach weiteren Vögeln abzuklappern. Auch hier folgt eine Sichtung auf die nächste im Minutentakt. Es sind schon jetzt etliche neue Vogelarten auf unserer bird life list hinzugekommen. Manchmal dauert es einige Minuten, bis wir den Vogel sehen können, den Themba gehört hat und den er durch Nachahmen der Vogelstimme anlockt. Wie perfekt er das macht, erkennen wir, als wir aus der Roberts-App die gleichen Vogelstimmen „vom Band“ abspielen. Wahnsinn, wie genau er die Rufe, das Pfeifen und Trillern nachahmen kann.
Es ist irgendwann zwischen 10 und 11 Uhr, als wir in den iSimagiliso Wetland Nationalpark hineinfahren. Mit fortschreitender Zeit wird es immer schwieriger, weitere Vögel zu entdecken. Aber weiterhin sind wir erfolgreich. An einer Wasserfläche sehen wir z.B. eine Entenart, die wir noch nie gesehen hatten. Aber wir starren uns fast die Augen nach ihnen aus, so gut sind sie getarnt.
Die Landschaft dieses Nationalparks zeigt sich von einer ganz anderen Seite als die bisherigen Parks. Alles ist viel grüner, die Vegetation unterscheidet sich komplett von der Buschsavanne, in der wir uns zuletzt vorwiegend aufgehalten hatten. An einem der Aussichtspunkte können wir weit über den Lake Santa Lucia blicken, den größten See Südafrikas.
An einem Picknickplatz steigen wir aus dem Wagen aus und nehmen das vorbereitete Lunchpaket zu uns. Kaltgetränke gibt es aus der Kühlbox, die wir mitgenommen haben.
Nach und nach gehen uns die Sichtungen aus. Es ist zwar nicht heiß geworden, aber auch bei 24 Grad machen unsere gefiederten Freunde Mittagsruhe. Aus einem bird hide heraus sehen wir dann zwar noch einige Reiher, Kormorane, Löffler und einen Haubenzwergfischer, aber schließlich haben wir keine Energie und keine Lust mehr für die Suche nach weiteren Vögeln.
Wir treten den Rückweg an und kommen gegen 15 Uhr wieder zur Lodge. Acht Stunden Birding (Mittagspause bereits abgezogen) reichen dann auch wirklich.
Wir haben heute ca. 70 (!) verschiedene Vogelarten gesichtet, davon mehr als 20 Erstsichtungen. Wenn das mal kein Erfolg ist. Zufrieden – aber auch etwas abgekämpft – relaxen wir im Garten der Lodge Afrique und lesen in unseren Büchern, bevor es zu kalt wird, um draußen zu sitzen. Zu Fuß gehen wir in die Stadt zum Abendessen ins Restaurant Barraca.