St.Lucia – 3. Tag

Leider kein Whale Watching heute! Die maritimen Bedingungen lassen eine Bootsfahrt zu den Buckelwalen leider nicht zu. So wird das heute ein ganz entspannter Urlaubstag, der längst nicht so ausgefüllt ist, wie unsere bisherigen. Dennoch unternehmen wir schon vor dem Frühstück einen Spaziergang durch den Ort. Allerdings erst, als der leichte Regen aufhört, der just in dem Moment einsetzte, als wir vorhin von unserer Unterkunft aufbrechen wollten.

Wir wollen schauen, ob wir eine der beiden Turako-Arten, die es hier gibt, erspähen können. Gestern bei unserem Birding-Event hat sich uns dieser Vogel nicht gezeigt. Aber es ist auch dringend notwendig, dass wir zumindest ein wenig Bewegung bekommen, denn in den letzten Tagen ist die viel zu kurz gekommen.

So spazieren wir also durch St.Lucia, das noch ganz verschlafen ist und ruhig und beschaulich. In den Bäumen der vielen Gärten zeigt sich der eine oder andere Vogel, aber eine besondere Sichtung ist nicht dabei. Auch in dem Wald am Ortsrand zwitschert schon die Vogelwelt, aber auch hier gelingt es uns nicht, einen der „Ziel-Vögel“ zu sehen. Unser Frühstückshunger beginnt sich bemerkbar zu machen. Also drehen wir um und sind sehr erstaunt und höchst erfreut, als Andrea plötzlich ein Pärchen Glanzhaubenturakos auf einem Baum in einem der Vorgärten erspäht. Leider sind diese wunderschönen Vögel nur kurz und gegen die Sonne zu sehen, aber immerhin! Die Chefin unserer Lodge sagt uns, als wir sie beim Frühstück sehen, dass sie noch nie einen Turako im Ort zwischen den Häusern gesehen hätte. Da haben wir wohl großes Glück gehabt.

Den Vormittag verbringen wir lesend in der Lodge. Wir telefonieren mit Lucas, Jana und Lena, die gerade auf dem Sprung von Malaysia nach Singapur sind. Es wäre zu schade, wenn wir den wundervoll angelegten Garten der Lodge immer nur auf dem Weg zum und vom „Chalet“ sehen würden. So genießen wir es jetzt, im Garten am kleinen Pool zu liegen, uns von der Sonne bescheinen zu lassen und in unserer Urlaubslektüre zu schmökern. Das Wasser im Pool ist uns definitiv viel zu kalt, um einzutauchen.

Für 13 Uhr haben wir eine Bootsfahrt auf dem Gewässer, das den Lake St.Lucia mit dem Meer verbindet, gebucht. So marschieren wir gemütlich von der Lodge Afrique in den Ort, stellen noch dem ein oder anderen Vogel nach, zahlen dann im Office des Anbieters die Tour und gehen zum Landesteg, von dem unser Boot ablegt.

Die zweistündige Tour genießen wir sehr. Der Bootslenker und gleichzeitig Guide erklärt die Örtlichkeiten, die Geschichte des iSimangaliso Parks, zu dem auch dieses Gewässer zählt, die Vogelwelt, das Verhalten der Nilpferde, und so manches andere hervorragend. Gemütlich gleiten wir mit dem Boot auf dem Wasser entlang, den Blick stets aufs nahe Ufer gerichtet, um nach Tieren Ausschau zu halten. Wir hätten es nicht erwartet, aber tatsächlich „spotten“ wir einen Kingfisher (leider im tiefen Gestrüpp der Mangroven versteckt), den wir zuvor noch nie gesehen hatten: einen Kobalt-Eisvogel! Ein weiterer Eintrag in unserer „life bird list“. Für die anderen Tourteilnehmer ist das große Krokodil, das sich gerade einmal drei Meter nebenan in der Sonne wärmt, wesentlich spektakulärer als ein Eisvogel. Kein Wunder: dieses urtümliche Echsentier lässt einen schon erschauern, zumal unser Guide nebenher einige gruslige Details zum Jagdverhalten dieser Tiere zum Besten gibt.

Die Sichtung einer Hippo-Gruppe, die sich am Ufer niedergelassen hat, ist wohl die beste Hippo-Sichtung, die wir jemals hatten – und wir haben schon viele Nilpferde gesehen! Die Tiere stehen nahe am Ufer und unser Skipper kann sein Boot auf wenige Meter an sie heranlenken. Die Hippos in diesem Park sind die Boote gewohnt und sehen sie nicht als Bedrohung, solange niemand das Boot verlässt. Besonders die zwei kleinen Hippos, die etwa erst ein halbes Jahr alt sind, haben es uns angetan. Hippos mitten am Tage außerhalb des Wassers, das kann man nur im Winter sehen, denn da ist die Sonne nicht zu intensiv und verbrennt die empfindliche Haut der Flusspferde nicht und das Wasser ist kalt, so dass die Tiere sich gerne in der Sonne etwas aufwärmen. Zu anderen Jahreszeiten liegen die Hippos tagsüber im Wasser und kommen nur nachts zum Grasen an Land.

Nach zwei Stunden mit intensiven Eindrücken legen wir wieder am Steg an, spazieren zurück zur Lodge und verbringen dort den weiteren Nachmittag. Zum Abendessen begeben wir uns noch einmal ins „Reef & Dune“. Gerade steht unser Essen auf dem Tisch, als eine der Bedienungen ruft „hippo passing by!“. In St.Lucia ist es völlig normal, dass nach Einbruch der Dämmerung Nilpferde aus dem Wasser kommen und mitten durch den Ort marschieren, um sich in den Vorgärten der Häuser und den öffentlichen Parks sattzufressen. Das schauen wir uns kurz an, gehen dann aber wieder zu unserem Tisch zurück und essen unseren Burger (A) und Lasagne (W).

Auf dem Weg zurück in die Lodge, taucht plötzlich im Licht unserer Taschenlampe – Straßenbeleuchtung gibt es hier keine – ein riesiges Hippo auf. Es frisst Gras von einem Rasenstück eines Wohnhauses. Der Besitzer hätte vielleicht besser seinen Rasen gemäht, so dass er für Hippos unattraktiv ist, denn auch das Blumenbeet wird vom „grasenden Riesen“ in Mitleidenschaft gezogen. Eine sehr ungewöhnliche Wildtiersichtung, die wohl an wenigen anderen Orten der Welt in dieser Form möglich ist.

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