Sandwich Harbour ist eine etwa 10 Kilometer lange Lagune, die durch Versandung einer Meeresbucht entstand und rundherum von den Dünen der Namibwüste umgeben ist. Es ist ein Feuchtgebiet das international als sehr wichtig anerkannt ist (Ramsar Schutzgebiet). Unsere heutige Exkursion mit dem Exkursionsleiter Uwe führt uns über Walvis Bay zu diesem in den Dünen versteckten Juwel.
Um 8 Uhr holt Uwe uns ab und fährt mit uns die Küstenstraße nach Walvis Bay, dann durch eine riesige Salzgewinnungsanlage und danach entlang eines wenige Meter breiten Meeressaums entlang der Küste weiter in Richtung Süden. Schon im Walvis-Bay-Feuchtgebiet (ebenfalls ein Ramsar Schutzgebiet) können wir interessante Wasservögel sehen. Vor allem die riesigen Schwärme von Zwergflamingos beeindrucken uns. Aber auch zahlreiche andere Arten sind auszumachen – oft in großer Anzahl.
Weiter geht die Fahrt. Wir passieren ein Gebiet, bei dem einiges Buschwerk, unter anderem auch die Nara-Melone wächst. Das ist aber gar keine Melonenart, sondern ein Kürbisgewächs und kommt ausschließlich in Namibia vor. Mit ihren bis zu 40 Meter tiefen Wurzeln erreicht es das Grundwasser, das an machen Stellen auch in der Wüste vorhanden ist. Eine recht seltene Pflanze: Wikipedia schätzt die Population auf einige hundert bis wenige tausend Exemplare – Uwe teilt diese Meinung nicht ganz. Die Nara-Frucht wird von vielen Tieren der Namib verzehrt. Ja, richtig gelesen: hier in der Wüste gibt es auch Tiere – einige davon werden wir heute noch sehen.
Auf der gesamten Fahrt entlang des Strands liegen immer wieder viele tote Robben im Sand. Uwe kann uns auch nicht mit Sicherheit sagen, was dieses massive Robbensterben verursacht. Die wenigen lebenden Robben, die wir hier sehen, sind abgemagert und schwach und ebenfalls dem Tod geweiht. Ein sehr betrüblicher Anblick.
Direkt am Meeresufer ragen nun hohe Dünen auf. Es bleibt nur ein wenige Meter breiter Sandstreifen, auf dem wir fahren können. Bei Flut reicht das Meer bis an die Dünen und der Weg ist dann für Fahrzeuge abgeschnitten.
Als wir über den schmalen Uferstreifen nicht mehr weiterkommen, lenkt Uwe seinen Toyota Landcruiser über bis zu 100 Meter hohen Dünen. Steil geht es durch den Wüstensand auf die erste Düne hinauf und noch steiler wieder hinunter, wobei sich sofort die nächste Auf- und Abfahrt anschließt, und immer so weiter. Unglaublich, dass man hier überhaupt mit einem Auto durchkommt. Nach unzähligen Aufs und Abs erreichen wir einen Aussichtspunkt hoch über dem Sandwich Harbour. Welch ein Anblick: mitten in der Wüste am Meeresufer eine Lagune, die wie eine Oase wirkt. Grüne Pflanzen säumen die Bucht, denn hier fließt Süßwasser ins Meer. Im flachen Wasser stehen Flamingos, in der Bucht schwimmt eine einsame Robbe und lässt sich dabei die Sonne auf den Bauch scheinen. Zur einen Seite liegen 100 Kilometer Sandwüste, zur anderen Seite tausende Kilometer Meer. Und vor uns diese grün gesäumte Bucht bzw. Lagune und über uns spannt sich ein strahlend blauer Himmel – unglaublich schön!
Für den Rückweg wäre die Fahrt entlang des schmalen Sandstreifens am Fuß der Dünen viel zu riskant. Daher schlägt Uwe nun den Rückweg über die Dünenkämme ein. Etliche Kilometer arbeitet sich der Landy nun durch den Sand. Und wieder geht es dabei auf und ab und manchmal steht der Wagen auch schräg. Insgesamt ist das eine recht „muntere Achterbahnfahrt“. Beachtlich, dass Uwe in diesem Labyrinth aus Sand immer wieder einen Weg durch die zahllosen Dünen findet.
Als wir das Nara-Valley (die oben beschriebene Stelle mit den Nara-Melonen) wieder passieren, können wir zwischen den Büschen Oryx, Springböcke und Strauße sehen. Wir hätten nicht damit gerechnet, dass es hier sogar große Säugetiere gibt. Aber die wenigen Pflanzen, die hier wachsen scheinen für sie offenbar ausreichend Lebensgrundlage zu bieten. Selbst ein paar Schakale leben hier und einige davon können wir auch erspähen. Von den hier ansässigen Hyänen sehen wir allerdings nur die Fußspuren.
Wieder aus den Dünen heraus, fahren wir am Meeresufer entlang und „kümmern“ uns wieder vermehrt um die Vogelwelt. Entlang weiter Küstenabschnitte sitzen unzählige Kormorane in langen Reihen am Ufersaum. Unglaublich, das müssen ja viele tausende von Vögeln sein!
Sanderlinge, Regenpfeifer, Säbelschnäbler, Stelzenläufer und einige weitere Spezies kommen uns zu Gesicht. Allerdings keine Seeschwalben. Die hätte ich gerne auch noch gesehen und dieser Wunsch stachelt Uwes Ehrgeiz an. Er nimmt einen größeren Abstecher in Kauf, um uns auf die Landzunge bei Walvis Bay hinauszufahren, denn dort hatte er in der Vergangenheit immer mal Seeschwalben gesehen. Aber heute scheinen sie ausgeflogen zu sein. Fast schon am Pelican Point angekommen entdecken wir dann doch noch einen Schwarm von ihnen. Diese Sichtung rundet den vogelkundlichen Teil dieser Exkursion hervorragend ab.
Aber dieser Ausflug war nicht nur eine Landschaftsfahrt mit Vogelsichtungen, sondern bot auch viel 4×4-Dünen-Action. Zudem hat Uwe uns nicht nur die Umgebung, ihre Pflanzen und Tiere erklärt, sondern auch etliche andere interessante Themen angesprochen, was bei uns zu einem immer besseren Verständnis für das Land und die Leute Namibias beiträgt.
Zum Dinner gehen wir ins „The Tug“, das angesagteste Fischrestaurant in Swakopmund. Das Gebäude ist ein auf den Strand gebautes Schiff. Zwar ist es rustikal aber irgendwie finden wir es nicht besonders gemütlich, was dadurch verstärkt wird, dass es hier drinnen sehr kühl und etwas zugig ist. Wir essen die Atlantische Fischsuppe (W), Hake-Bäckchen im Tempurateig (A) als Vorspeisen. Zum Hauptgang wählen wir Hake-Filet (A) und The Tug Trio (W), eine Kombination von Fisch, Tintenfischringen und Crevetten. Insgesamt nicht schlecht, aber das Essen im Deutschen Haus gestern hatte uns besser geschmeckt.
Dann noch ein Absacker an der Hotelbar und schon ist wieder ein Tag vergangen. Jeden Tag so viele neue Eindrücke und Erlebnisse, da können wir uns gut damit anfreunden, bald wieder nach Hause zu fliegen. Aber noch bleiben uns ja 4 Tage in Namibia.