Von Fox Glacier nach Westport (300 km)
Heute geht es in Richtung Norden der Südinsel. Die Strecke zu unserem nächsten Standort, wo wir uns dann wieder mal etwas länger als nur einen Tag aufhalten wollen, ist zu weit, als dass wir sie in einem Rutsch durchfahren wollten. Also teilen wir uns das heute so ein, dass wir an der Westküste entlang von Fox Glacier aus erst mal nach Hokitika fahren. Die Straße wäre landschaftlich sicher ein Gedicht, aber es schüttet aus vollen Kübeln, was an der Westküste ja völlig normal ist. Schon in der Nacht zuvor hat es mächtig viel geregnet. Kein Wunder, dass hier in der Gegend alles zentimeterdick mit Moos bedeckt ist: Weidezäune, Strommasten, Baumstämme, … 8000 mm Niederschlag pro Jahr kommen hier in der Gegend herunter!
Gegen Mittag kommen wir in Hokitika an. Die Stadt ist eine Hochburg für Jadeschmuck. Also wollen wir dort einige Juwelierläden besuchen, um für Andrea ein bisschen was einzukaufen. Nach wenigen Boutiquen hat sie ihren Favoriten gefunden und erstanden. Dann geht es zum Mittagessen zu „Fat Pipi Pizza“ (das heißt wirklich so!). Die Pizze in dieser Kneipe sind tatsächlich so gut, wie ihre Vorschusslorbeeren aus dem Reiseführer hoffen lassen. Mir hat die Whitebait-Pizza vorzüglich geschmeckt und Andrea hat eine „T-Rex“ verspeist (Whitebait ist ein winziger Schwarmfisch – eine lokale Spezialität).
Weiter führt uns der Westküstenhighway zu den Pancake Rocks, einer einzigartigen Felsformation an der Küste, die durch interessante Schichtungen des Gesteins überrascht und stark zerklüftet ist, so dass die Felsen von den Wellen ringsum umtost und sogar unterspült werden. Wieder einmal ist alleine schon der kurze Weg durch den Regenwald, der zu diesem Naturschauspiel führt, ein Höhepunkt für sich. Erstmals begegnen wir hier einer auffälligen Palmenart, der Kauri-Palme, die wir bisher noch nicht gesehen hatten.
Nach und nach reißt der Himmel auf und die Sonne lässt den einen oder anderen Strahl durchblicken. Jetzt bekommen wir ein Gefühl dafür, warum diese Straße zu den weltweit schönsten Küstenstraßen zählt. Am liebsten würde man an jeder Ecke anhalten, denn die Aussichten auf die Küste sind genial. Dichtester Regenwald fällt steil bis an die Wasserlinie hinab. Im Meer stehen Felsnadeln und große Blöcke in den Wellen und selbst diese Felsen sind noch von einer dichten Flora grün überzogen. Die hohen Wellen klatschen an die Felsen und versprühen einen riesigen Gischt-Schleier. Aber schon der nächste Regenguss entzaubert die Szenerie.
In Westport angekommen ist es nun schon 17:30 Uhr. Wir müssen noch eine Unterkunft suchen. Leider ist unser Wunsch-Motel ausgebucht. Schließlich steigen wir in einem Motel ab, was nicht gerade „der Bringer“ ist. Na ja – ist ja nur für eine Nacht. Gleich nach dem Einchecken machen wir uns auf an die Küste zum Cape Foulwind. Hier gibt es einen tollen „walk“ an den Klippen entlang, der zu einer großen Robbenkolonie führt. Den wollen wir noch gehen, nach all dem Autofahren. Der Wind bläst uns um die Nase, die Ausblicke sind herrlich und das seltsame Wetter sorgt für eine ganz spezielle Stimmung. Im Hinterland ist es ganz dunkel vor lauter Regenwolken, auf dem Meer scheint teilweise die Sonne mit gleißendem Licht, an manchen Stellen sieht man, dass Regen in der Ferne fällt, … nach ca. 45 Minuten strammem Marsch erreichen wir die Robben. Schön anzuschauen, wie die Elterntiere mit ihren Jungen da zwischen den Felsen liegen. Es sind ca. 20 Tiere, die wir einige Minuten beobachten und natürlich auch fotografieren, dann vertreibt uns eine aufziehende fette Regenwolke, die sich auch schon nach wenigen Minuten über uns ergießt. Dem gelungenen Abendspaziergang tut dies aber ganz gewiss keinen Abbruch.