Heute Morgen wirft uns der Wecker um 6:00 Uhr aus den Federn. Wir haben erstaunlich gut in dem zweckmäßigen Rondavel geschlafen und nun gilt es, schnell startklar zu werden. Brote toasten und belegen, Kaffee kochen, Wasser abfüllen und alles griffbereit im Wagen verstauen. Dann die restlichen Dinge zusammenpacken und im „Kofferraum“ (Canopy) verstauen. Ziel erreicht: um 6:35 Uhr rollen wir durchs Gate Richtung Süden, dem „Olifants Rest Camp“, entgegen.
Unser Plan lautet: wir fahren, bis wir an einen schönen Beobachtungsposten kommen, möglichst mit anwesenden Tieren und dort wird dann im Wagen gefrühstückt. So haben wir es auch die letzten beiden Jahre in Etosha gehandhabt und damit zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
Unsere Tour führt uns mal mehr, mal weniger entlang des Flusses Letaba und wir hoffen unterwegs auf ein paar Sichtungen. Aber kein einziges Tierchen lässt sich blicken. Leider sind die wenigen Abstecher Richtung Fluss auch ergebnislos, bis wir einen schönen Braunkopfliest entdecken. Ein blau, braun, weißer Vogel, der zur Familie der Eisvögel gehört (wie auch unser heinmischer Eisvogel). Na also, geht doch!
Und kurz darauf ist uns die Sichtungsfee nochmals hold: ein Leopard kreuzt unseren Weg, zügig läuft er im Gegenlicht vor uns über die Pad. Während wir erst einmal noch rätseln, ob das nun ein Leopard oder Löwe ist und ich die falsche Kamera hochreiße, ist die Raubkatze auch schon am rechten Straßenrand verschwunden. Doch wir haben unglaubliches Glück, denn das imposante Raubtier pirscht parallel zu unserer Fahrtrichtung zwischen den Büschen entlang. Wir haben also immer wieder Gelegenheit, zwischen vereinzelten Buschlücken den Leoparden zu beobachten und zu fotografieren. Welch ein fesselnder Anblick, dieses majestätische Tier in freier Wildbahn zu beobachten. Als der Leopard schließlich immer tiefer ins Gestrüpp eintaucht, brechen wir unsere Beobachtung ab und begeben uns wieder auf die Suche nach einem geeigneten Frühstücksplatz, denn langsam fangen unsere Mägen an zu knurren. Weitere Sichtungen, wie ein Impala, das mit stoischer Ruhe die Fellpflege von zwei Madenhackern über sich ergehen lässt, nehmen wir dabei gerne mit.
Gegen acht Uhr haben wir endlich eine wunderbare Stelle mit Sicht auf den Fluss gefunden, die sich für unser Frühstück anbietet. Es sind zwar zunächst keine Tiere zu sehen, aber da wir mächtig Hunger haben, ist dies zweitrangig. Wir genießen die Aussicht, das warme Licht, das die noch tief stehende Sonne auf die Landschaft zaubert, lauschen den exotischen Vogelstimmen rund um uns. Plötzlich betritt ein imposanter Elefantenbulle die Szenerie – wie beeindruckend! Auf unserer Weiterfahrt machen wir noch die ein oder andere Sichtung. Erwähnenswert sind drei Nyalas, eine im Kruger eher seltenere Antilopenart, die wir bei unseren bisherigen Aufenthalten im südlichen Afrika noch nie zu Gesicht bekommen haben. Die Sichtungsfee hat heute was gut bei uns!
Gegen zehn Uhr erreichen wir einen weiteren, wunderschönen Aussichtspunkt, hoch über dem Fluss gelegen. Und wegen seiner isolierten Position ist es sogar gestattet, das Auto zu verlassen. Diese Gelegenheit nutzen wir natürlich gerne, um uns die Beine zu vertreten und Ausschau nach weiteren Tieren zu halten. Je länger wir die Flusslandschaft „scannen“, desto mehr Entdeckungen machen wir: mehrere Krokodile, Wasserböcke und weit entfernt Giraffen auf der gegenüberliegenden Flussseite. Nach einer Dreiviertelstunde rollen wir weiter, unserem nahe gelegenen Camp entgegen.
Normalerweise würden wir für die paar Kilometer bei langsamer Fahrt nicht mehr als 30 Minuten benötigen, doch eine kleine Elefantenfamilie mit zwei Jungtieren macht uns einen Strich durch die Rechnung. Am rechten Straßenrand taucht sie plötzlich auf, friedlich grasend und wir genießen die herrliche Sichtung. Doch langsam dämmert uns, dass hier kaum ein Vorbeikommen ist, denn eine „Tante“ eines Kalbes baut sich demonstrativ am Straßenrand auf, kurz darauf gesellt sich das Muttertier dazu. „Wenn‘s mal wieder etwas länger dauert“ kommt mir ein bekannter Werbeslogan in den Sinn. Nein, ein Snickers haben wir nicht parat, aber kürzlich gekaufte Macadamia-Nüsse. Ein ums andere Auto gesellt sich zu uns, bis einem Autofahrer letztlich der Geduldsfaden reißt und er an den Elis vorbeifährt, zunächst langsam, dann aber sehr zügig, worauf die Dickhäuter aufbrausend reagieren. Dieses Manöver hätte auch ins Auge gehen können! Durch die plötzliche Unruhe sehen sich zum Glück alle Elefanten genötigt, die Straßenseite zu wechseln und geruhsam von dannen zu ziehen. Selbiges machen wir auch und erreichen glücklich gegen 11:30 Uhr das Olifants Rest Camp.
Nachdem die Check-In-Formalitäten erledigt sind (unser Haus können wir leider erst um 13:30 Uhr beziehen), unternehmen wir einen kleinen Rundgang, stärken uns im Restaurant mit Kaltgetränken, essen einen Toast und genießen die Aussicht auf den Fluss Olifants, der sich direkt unterhalb des Camps malerisch durch rötliche Gesteinsformationen schlängelt. Wir entdecken grasende und dösende Flusspferde (ungewöhnlich bei Temperaturen um die 28 Grad), eine kleine Kuduherde, Paviane, Krokodile und viele Wasservögel – einfach paradiesisch.
Nachdem wir unsere kleine Rundhütte bezogen haben (ebenso nüchtern gehalten wie die gestrige, aber weniger funktional, da ohne Küchenzeile), machen wir uns um 15 Uhr nochmal auf zu einer kleinen Runde südlich vom Camp. Entlang des Flusses Olifant haben wir immer wieder Gelegenheit, Tiere zu beobachten: auf Inseln grasende Elefanten, einen Goliathreiher, verschiedene Antilopen. Aber die beste Sichtung gelingt uns ganz am Ende unserer Runde: von einem Aussichtspunkt hoch über dem Fluss können wir eine Herde von zirka 25 Elefanten bei der Querung des Flusses beobachten! Erstaunlich, wie bedacht die Leitkuh die Querungsstellen auswählt, damit auch die kleinen Jungtiere ungefährdet die nächste Insel erreichen. Als auch der letzte Elefant das hiesige Ufer erreicht hat, machen wir uns, tief beeindruckt von dieser Beobachtung, auf den Rückweg.
Der Rest des Tages ist schnell erzählt: kurzes Einkaufen im Shop (wir hatten doch tatsächlich vor zwei Tagen keinen Wein einkaufen können, da sonn- und feiertags kein Alkohol verkauft wird), Abendessen im Restaurant (einfache aber ganz gute Küche), Frühstück für den nächsten Tag richten, Bilder sichten und Tagesbericht schreiben. Letzteres in der Hoffnung, dass wir morgen im Camp Satara ausreichend starkes Internet haben werden, um unsere Blogberichte hochladen zu können.