Tag 5 im KNP – Skukuza

Um 6:35 Uhr fahren wir mit unserem Hilux los zum nächsten Rest Camp im KNP, nach Skukuza. Dabei handelt es sich um eine Strecke von knapp 100 km. Bei durchschnittlich 25 km/h beträgt die reine Fahrzeit also vier Stunden. Dazu kommen dann aber noch ein paar kleinere loops und hoffentlich auch einige Sichtungen, die uns „aufhalten“ werden. Wir rechnen daher, etwa um 15 Uhr in Skukuza einzutreffen.

Mal sehen, was wir heute zu sehen bekommen. Die Sonne steht noch ganz tief als glutroter Ball über dem Horizont. Es ist kalt heute Morgen: 10 Grad und wolkenloser Himmel. Schön, eine Heizung im Auto zu haben. Die Leute auf den offenen Safarijeeps auf ihren Morgensafaris sind dick eingemummelt, tragen Handschuhe und Mützen und können einem fast etwas leidtun.

Es geht gut los: eine stattliche Büffelherde grast unweit der Straße (der H1-3). Im Licht der aufgehenden Sonne bietet das ganz besondere Eindrücke. Es sind riesige Tiere – zumindest im Vergleich mit unseren Kühen zuhause 🙂 – und sie sehen auch nicht ungefährlich aus. Zu Fuß wollte ich denen nicht in die Quere kommen. Kein Wunder, dass sie zu den „big five“ zählen.

Weinige Minuten später geht eine Hyäne an der Straße entlang. Wir nähern uns ihr an, schließen zu ihr auf, was sie nicht im Geringsten irritiert. Unbeirrt trottet sie weiter und lässt sich von uns nicht stören. Fast könnte man vergessen, dass es ein Wildtier ist, das wir hier gerade sehen, das in einem Nationalpark lebt, und nicht etwa in einem Safaripark.

Der kurze Abstecher zum Sweni-Wasserloch bleibt in Sachen Sichtungen mehr oder weniger erfolglos. Ebenso die N’waswitsontso-Schleife. Allerdings ist diese, übrigens gut befahrbare, Strecke landschaftlich einfach toll. Also keine Zeit- und Kilometerverschwendung.

Wieder einmal wieder sind es die Vögel, die die Pirschfahrt besonders machen, was aber natürlich nicht heißen soll, dass wir Antilopen, Wildkatzen und Co nicht zu schätzen wissen. Auf einem großen Nest in einem Baumwipfel sitzen Weißrückengeier. Ihre namensgebenden weißen Rückenfedern und die schwarzen Augen, die sie von anderen ähnlichen Geiern unterscheiden, sind gut sichtbar. Wenige Kilometer weiter an der H1-3 erspähen wir auf einem Baum einen Gaukler, ein zweiter landet in Nachbarbaum im Nest. So nah haben wir diese Greifvögel noch nie gesehen.

Den südlichsten Baobab lassen wir uns nicht entgehen. Kurz verlasen wir die Asphaltstraße und fahren über eine dirt-road zu dem imposanten Baum. Er hat einen riesigen Stammdurchmesser. Schlecht zu schätzen, aber ein paar Leute braucht man auf jeden Fall, wollte man ihn „umarmen“.

Kurz vor der Abzweigung, nach der die H1-2 weiter nach Skukuza führt, biegen wir auf den Orpen Dam loop ab. Die schmale Schotterstraße führt zu eine Aussichtspunkt hoch über einem aufgestauten Fluss.

Ich steige voll in die Bremsen, als nach einer Kurve plötzlich ein großer Einzelgänger-Elefant entgegenkommt, um dem Tier nicht zu nahe zu kommen, damit es sich nicht bedroht fühlt. Jetzt ist der Rückwärtsgang dran, denn für uns beide ist auf dem Fahrweg kein Platz. Dieser Zeitgenosse ist allerdings einer von der besonders schlauen Sorte, denn als sich ihm die Gelegenheit anbietet, ein paar Meter von der Fahrspur abzugehen, tut er dies. Nachdem wir ihn in sicherem Abstand passieren, setzt er seinen Marsch auf der Straße fort. Solche Begegnungen mit Elis sind doch immer wieder spannend.

Noch vor dem Aussichtspunkt auf dem Bergrücken kommen wir an einen viewpoint an einer Flussschleife. Welch ein Idyll! Und dass ein Paar Sattelstörche hier im Wasser steht, ist mehr als nur eine willkommene Dreingabe. Die Sattelstörche sind mit ihren kräftigen Farben sehr schön anzuschauen. Für Vogelliebhaber eine hervorragende Sichtung!

Vom Orpen Dam Viewpoint genießen wir einen herrlichen Blick auf die fast vollständig mit Wasserpflanzen bedeckte Wasserfläche. Mindestens 10 Krokodile liegen gut getarnt am Ufer auf der Lauer, im Hintergrund hören wir Nilpferde grunzen, ein paar Wasservögel sind sehr weit entfernt und nur mit dem Spektiv zu beobachten. Allein schon der  Ausblick entlohnt die (geringen) Mühen, hier heraufzufahren.

Vom loop zurück auf der Asphaltstraße werden wir auf eine Ansammlung von fünf, sechs langsam fahrender Autos aufmerksam. Sie eskortieren einen Leoparden, der ungerührt am Straßenrand den Asphalt zum bequemen Vorankommen in der Savanne nutzt. Ob er die „Paparazzi“ wohl doof findet, die neben ihm herfahren? Vermutlich nicht, denn er scheint sich seiner Überlegenheit und Unantastbarkeit sehr bewusst zu sein. Nach mehreren hundert Metern gemeinsamer Wegstrecke, biegt er in Richtung einer Impalaherde ab. Schade, dass wir nicht sehen können, ob er auf Jagd geht. Diese Art von Begegnungen mit Wildtieren finden wir weitaus weniger schön als die, bei denen sie mehr oder weniger in ihrem angestammten Habitat angetroffen werden und nicht wie hier auf einer asphaltierten Straße.

Ein paar Kilometer weiter machen wir Rast am Tshokwarle Picknickplatz. Welch ein Umtrieb: Familien machen hier ihr mittägliches Braai, andere trinken etwas im „Gartenlokal“, wieder andere nehmen im „Restaurant“ ihr Mittagessen ein. Eine solche Einrichtung hätten wir im KNP eigentlich nicht erwartet.

Die Fahrt Richtung Skukuza setzen wir nach vielleicht einer halben Stunde Rast fort. Nahe an der Straße liegt die Leewpan, ein natürliches Wasserloch. Diese Art von Storch, der hier im Wasser steht, haben wir noch nie gesehen. Ein kurzer Blick in die Roberson-App klärt auf: es handelt sich um einen Wollhalsstorch. Also eine weitere Erstsichtung! Fast brechen wir wieder auf, als wir am Waldrand Elefanten erblicken, die in Richtung Wasser marschieren. Es ist eine Gruppe von etwa zehn Tieren. Das lassen wir uns nicht entgehen. Aber kaum sind sie eingetroffen, gesellen sich weitere Elefantenfamilien hinzu. Plötzlich wimmelt es von über fünfzig Dickhäutern im und am Wasser. Welch ein Schauspiel! Natürlich sind es vor allem – aber nicht nur – die Kleinen, die uns begeistern. Etwas tollpatschig kommen sie daher, beherrschen ihren Rüssel noch nicht so richtig, haben Mühe sich zum Trinken zum Wasser zu neigen und suhlen sich verspielt im Schlamm. Mindestens eine halbe Stunde dauert dieses Schauspiel, dann verabschieden sich nach und nach die einzelnen Elefantengruppen und die Wasserfläche liegt wieder einsam und verlassen da – allerdings mit Unmengen von Elefantendung am Ufer.

Es ist nicht mehr weit zu unserem Etappenziel. Wir entscheiden uns, über die H12 und dann die H1-4 die restlichen Kilometer ins Camp zu fahren. Eine gute Wahl, denn wir kommen in den Genuss einer weiteren Katzensichtung: Wir biegen um eine Kurve und wieder einmal sehen wir, dass einige Autos beieinander auf einer Stelle stehen. Also muss es hier etwas Interessantes geben. Eine Löwin geht entlang der Straße, die Autos verfolgen sie. Ein prächtiges Tier! Aber der Genuss ist – ähnlich wir vorhin beim Leoparden – ein wenig durch die Situation getrübt, in der wir es antreffen. Aber wir wollen nicht klagen: Büffelherde, Hyäne, tolle Vögel, Leopard, 50 Elefanten, Löwe und viele weitere Tiere, das Erlebnis der heutigen Sichtungsfahrt von Satara nach Skukuza kann sich sehen lassen.

Im Camp treffen wir um Viertel nach zwei Uhr ein. Der Entschluss, heute nicht mehr rauszufahren, ist schnell gefasst. Skukuza ist viel mehr eine kleine Stadt als ein Rest Camp. Es sind alle möglichen Infrastruktureinrichtungen vorhanden. Keine Ahnung, wie viele Leute hier beherbergt werden können, aber es sind sehr viele. (Ich werde das recherchieren.) Buschfeeling kommt hier nicht unbedingt auf, muss aber auch nicht unbedingt sein. Beim Cattle Baron genehmigen wir uns einen Drink und nehmen danach – je nachdem wie man es sieht – ein spätes Mittagessen oder frühes Abendessen ein. Andrea schmeckt ihr Burger und mir schmeckt mein Filetsteak sehr gut. Auf der Terrasse unseres Rondavels 114 schreiben wir unseren Tagesbericht, werden dann duschen und zu Bett gehen. Übrigens haben wir die Betten aus der Mitte des Raums an den Rand verschoben, denn an der Decke unsers Raumes hängen Fledermäuse und deren Hinterlassenschaften fallen mitten auf unsere Betten. Mit der Verschiebung der Betten sollte zumindest sichergestellt sein, dass sie uns in der Nacht nicht unsere Betten vollsch…


PS: über das Südafrikaforum bekam ich folgende Auskunft zur Anzahl der Übernachtungskapazität des Camps:

Skukuza hat meines Wissens etwa:

– 860 Betten in „normalen“ SANParks-Unterkünften

– 256 Betten in der neuen Skukuza Safari Lodge

– 48 Betten in der neuen Shelati Train Lodge

– 85 Campsite-Stellplätze für je max. 6 Personen

Summa summarum wären das 1’674 Übernachtungsmöglichkeiten im Skukuza Rest Camp selber (exklusiv Staff & Research Village sowie Luxus-Lodges und sonstige Unterkünfte im Umkreis). Das ist deutlich weniger weniger als in einem mittelgrossen Kreuzfahrtschiff der AIDA-Linie. Weniger als ein Zehntel von dem, was z.B. in Garmisch oder Oberstdorf an Beherbergungsbetten angeboten wird.

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