Von St.Lucia nach Howick

Gesten hatten wir berichtet, dass kein Whale Watching möglich war. Aber heute Morgen gibt es eine Chance! Es sind zwar etwa vier Stunden Autofahrt nach Howick, wo unsere nächste Unterkunft liegt, aber das hält uns nicht davon ab, zuerst noch die Buckelwale zu besuchen. Das bedeutet: um 6 Uhr aufstehen, weil um 6:45 Uhr unsere Tour startet, die wir gestern noch geschwind gebucht haben.

Wir beginnen den Tag ohne Frühstück, was wir sehr bedauern, denn das Frühstück in der Lodge Afrique zählt zu den besten, das wir bisher auf dieser Reise bekommen haben. Das ist eben der Preis für diese Whalewatchingtour. Wir checken noch nicht aus, sondern fahren in den Ort zum Office des Touranbieters, bezahlen, warten auf die anderen Teilnehmer und fahren dann in einem offenen Wagen, der von einem Traktor gezogen wird, an den Strand. Dort schiebt der Traktor mit einer Schubstange die beiden Whalewatching-Boote vom Strand ins flache Wasser.

Jetzt fährt der Skipper langsam parallel zum Ufer und zu den Wellen, die sich hier brechen, bis er eine Lücke in den Brandungswellen findet. Plötzlich starten wir durch (Vergleiche zu einem Raketen- oder zumindest dem Blue Fire-Start im Europapark drängen sich auf). Die 400 PS des Motorboots katapultieren uns über die Wellen hinaus hinter die Brandung. Das hört sich wenig spektakulär an, ist aber eine sehr heikle „Operation“. Dieser Start von Land aus fordert den Bootslenker sehr und wir – die Fahrgäste – fühlen uns wie in einer Achterbahn. Ich bekomme fast einen Krampf in der Bauchmuskulatur, so spanne ich mich an, um mich auf meinem (dafür relativ ungeeigneten) Sitz zu halten. Das Boot schlägt hart auf dem Wasser auf, als es die Wellenkämme durchbricht. Geschafft! Wir befinden uns hinter den brechenden Wellen in ruhigerem Gewässer, allerdings weiterhin mit Wellen von etwa 1,50 Meter – wie der Skipper mir auf Nachfrage erklärt. Die Nussschale von Bötchen, mit dem wir fahren, wird ganz schön durchgeschaukelt. Obwohl wir heute Morgen keine Dusche nötig haben, werden wir immer wieder mit hochspritzendem Salzwasser „abgebraust“.

Es dauert nicht lange, da erkennen wir, dass vor uns Wale Luft ausblasen. Die typischen Fontänen erscheinen vor uns. Wir nähern uns an – die Wale tauchen ab. Völlig normal, sagt unser Guide. Die Tiere warten und schätzen ab, ob wir für sie gefährlich sind oder nicht. Nach vielleicht 5 bis 10 Minuten sind sie offenbar der Überzeugung, dass wir harmlos sind, denn sie zeigen sich wieder an der Wasseroberfläche. Es sind zwei erwachsene Buckelwale und ein Kalb. Einzigartig, wie nahe wir uns den Meeressäugern nähern können. Wären sie nicht damit einverstanden, dass wir ihnen auf wenige Meter nahekommen, würden sie einfach abtauchen. Das tun sie aber nicht, sondern halten sich eine gute Dreiviertelstunde lang bei uns auf und zeigen sich uns immer wieder. Mal schaut der Rücken aus dem Wasser, mal ist es eine der Brustflossen, die Schwanzflosse (besonders eindrucksvoll) oder einmal sogar der Kopf. Der Skipper meint, dass wir sehr großes Glück mit dieser Sichtung haben. Meistens müssten sie die weiterziehenden Wale „verfolgen“. Unsere Wale bleiben aber genau an dieser Stelle und bieten uns eine außergewöhnliche Vorstellung. Tief beeindruckt fahren wir, als es dafür Zeit wird, zurück an den Strand.

Das Boot gibt Vollgas und rast durch die Brandung auf das Ufer zu und kommt dann mit einem heftigen Ruck zum Stillstand. Wir sehen bei unserer Abfahrt, wie die nächste Gruppe startet. Die Wellen sind jetzt noch etwas höher als bei unserem Start und beinahe gibt es ein Unglück. Eines der beiden Boote schafft es fast nicht, die Wellenkämme zu durchqueren und droht umzukippen. Aber: gerade nochmal gut gegangen! TIA – ich glaube nicht, dass man das überall auf dieser Welt so machen könnte.

Auf dem Parkplatz des örtlichen SPAR futtern wir in Blätterteig eingewickelte Würstchen als Frühstückersatz, fahren danach nochmal zur Lodge zum Check-out und machen uns dann auf den kürzesten Weg nach Howick. Ein kurzer Stopp wird allerdings noch in Pietermaritzburg in der Liberty Midlands Mall eingelegt, um die Verpflegung für die nächsten fünft Tage einzukaufen, denn in den Nationalparks in den Drakensbergen werden wir Selbstverpfleger sein.

Wir sind total begeistert, als wir am „Little Fields Country House“ ankommen. Wie schnuckelig das Cottage ist, in das wir uns heute einquartiert haben! Es ist hier alles sehr stilvoll und stimmig eingerichtet. Ein richtiger Wohlfühlort! Wir haben noch etwas Zeit vor dem Sonnenuntergang, um einen Spaziergang – bgeleitet von einem der Haushunde – auf dem großen Gelände des Anwesens zu machen. Wüssten wir nicht, dass wir gerade in Südafrika sind, könnte man meinen, wir seien irgendwo z.B. in Bayern unterwegs. Selbst hier machen wir – überraschender Weise – noch eine Vogel-Erstsichtung. Wir sehen erstmalig einige Kleinelsterchen, eine Art aus der Familie der Prachtfinken.

Zum Abendessen schieben wir ein Fertiggericht in die Mikrowelle und lassen uns eine Flasche Cederberg Merlot-Shiraz dazu munden. Wir schauen uns die Fotos und die Go-Pro-Videos vom Whalewatching an und sind einhellig der Überzeugung, einen weiteren herrlichen Tag in Südafrika verbracht zu haben.

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