In die Drakensberge

Ausnahmsweise frühstücken wir heute erst gegen 8 Uhr und machen danach noch einen kleinen Spaziergang auf dem weitläufigen Gelände des Little Fields Country House, bevor wir aufbrechen, um in die Drakensberge zu fahren.

In Howick legen wir einen Boxenstopp bei einer Metzgerei ein, da man dort besonders gutes Biltong bekommen soll. Beim kleinen Schnack mit dem Metzger berichtet dieser, dass seine Vorfahren im 19. Jhd. aus Brandenburg nach Südafrika ausgewandert sind, er also Nachfahre deutscher Auswanderer sei. So zeigt er sich auch interessiert, woher genau aus Deutschland wir kommen, und so weiter.

Lohnt es sich, einen kurzen Abstecher zum Howick Wasserfall zu machen, fragen wir uns, und wir entscheiden, dass dafür ausreichend Zeit ist. Und ob es sich lohnt! Über eine Steinstufe von mehr als 110 Meter Höhe fällt gar nicht so wenig Wasser ins Tal und bietet einen recht spektakulären Anblick. Vermutlich ist dieser im Sommer, wenn mehr Wasser den Mgeni River hinunterfließt, sogar noch viel imposanter. Wir lassen den Anblick auf uns wirken, genießen die herrliche Aussicht über das Flusstal und setzen uns nach einigen Minuten wieder in unseren Hilux.

Der nächste geplante Zwischenstopp ist die Nelson Mandela Capture Site. An der Stelle, an der Mandela 1962 gefangengenommen und dann für 27 Jahre inhaftiert wurde, steht heute ein Denkmal und ein 2020 eröffnetes Museum zum Thema Apartheid. Das Museum wurde sehr gut konzipiert. An den Wänden eines großen Saals laufen auf einer riesigen Videoleinwand Filmsequenzen ab. In der Mitte des Raumes werden Exponate, die die Lebensgeschichte Mandelas und vor allem sein Kampf gegen die Rassentrennung anschaulich und begreifbar gemacht wird, sehr schön präsentiert. Im anschließenden Saal berichten verschiedene Persönlichkeiten per Videobotschaft, wie mit der 1994 neu gewonnen Freiheit umgegangen werden soll. Insgesamt ein Ort, der nachdenklich stimmt aber auch versöhnlich angesichts des Ausgangs der Geschichte.

Im Außenbereich des Museums erreicht man entlang des „Langen Weges der Freiheit“ das berühmte Mandela Denkmal. Dabei handelt es sich um 50 bis zu 9,50 m lange Metallstelen, die aus dem Boden ragen und die von genau einer Stelle aus gesehen das Konterfei von Nelson Mandela ergeben, wie er das Tal hinabschaut. Von jedem anderen Standpunkt aus erkennt man das Bild nicht, sondern sieht einfach etwas unregelmäßige Metallstäbe.

Von hier aus sind es noch etwa zwei Stunden Fahrt zum Parkgate des Royal Natal NP. Schon von weitem erkennen wir am Horizont die über 1000 Meter hohe Abbruchkante der Drakensberge. Der Name ist nachvollziehbar: die Bergkette sieht aus wie der Rücken eines riesigen Drachens. Allerdings hüllt sich der Drache in Rauch und Dunst. Unzählige Felder brennen und die Schwelbrände verursachen große Rauchfahnen. Die verbreiten sich in der ganzen Gegend und trüben die Sicht erheblich ein.

Als wir der Abbruchkante näher kommen, wird sie zunehmend deutlicher erkennbar, bis sie schließlich – einige Kilometer vor dem Nationalpark – in voller Pracht vor uns aufragt. Welch ein Anblick. Wir hatten damit gerechnet, dass die Bergflanken komplett mit gelbem, trockenen Gras bedeckt sein würden. Aber nein: es gibt Bereiche, in denen bereits sattes Grün vorherrscht! Je näher wir kommen, desto klarer zeichnet sich das so genannte Amphitheater ab, eine Felswand von mehr als 1000 Meter Höhe, die sich über eine Länge von ach Kilometern vom 3165 m hohen Sentinel bis zum 3011 m hohen Eastern Buttress erstreckt.

Das Thendele Camp, unsere vorletzte Unterkunft, liegt auf 1580 m Höhe und die Berge des Amphitheaters ragen direkt vor uns auf. Der Panoramablick aus unserem Chalet auf diese Bergwelt ist atemberaubend schön. Im Detail lässt diese Unterkunft schon zu wünschen übrig, aber insgesamt ist das Chalet „irgendwie schon schön“ – der Blick aus dem Fenster jedoch ist einzigartig.

Nach dem Check-in unternehmen wir noch einen kleinen Spaziergang entlang des Wanderwegs zum Devil’s Hoek. Die Sonne verschwindet aber bald hinter den hohen Bergen und zwingt uns zur Umkehr.

Bevor es ganz dunkel wird bleibt noch Zeit, den Grill anzufeuern, um das Abendessen zu braaien. Dank eines Radiators, der im Schlafzimmer steht, werden wir in dieser Nacht nicht frieren müssen. Es wird voraussichtlich um die Null Grad kalt werden. Unseren Tagesbericht schreiben wir heute am Feuer unseres offenen Kamins, der heimelige Wärme spendet.

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