Namaqua NP

In den Namaqua NP kommt man sicher nicht wegen seiner Tierwelt. Das größte Pfund, mit dem der Park wuchern kann, sind seine gigantischen Wildblumenteppiche. Die Blumen blühen allerdings im Juli/August. Das wussten wir natürlich, bevor wir hier gebucht haben, aber wir wollten herausfinden, ob der Besuch auch außerhalb der Blütezeit der Wildblumen lohnt.

Um 7 Uhr klingelt der Wecker und wir sind gut ausgeschlafen, denn gestern fielen wir schon früh todmüde ins Bett. Die Sonne geht bald auf und es verspricht auch heute ein sonniger Tag zu werden. Wie schön, dass es heute Morgen nicht kalt ist. Da macht ein schönes Frühstück doch gleich noch mehr Laune. Wir braten Rührei und Schinken, es gibt Toast und bei mir kommen noch baked beans dazu. Auch eine Scheibe Marmeladentoast darf es heute Morgen sein; Kaffee, Tee und Orangensaft stehen ebenfalls auf dem Tisch.

Derart gestärkt verlassen wir gegen 10 Uhr das Skilpad Rest Camp, fahren bergab und erreichen nach 18 km auf einer dirt road „Koerobees“, eine Ansammlung von Farmhaus-Ruinen. Die Farm, auf der vier Familien lebten, wurde bereits in den 1950er und 1960er Jahren aufgegeben und verlassen und seither verfallen die Gebäude, die vor vielen Jahren aus Stein und Lehm errichtet wurden. Es gibt hier einen „heritage trail“, der von SAN-Parks sehr gut hergerichtet wurde. Ein Rundweg führt über die ehemalige Farm und Schautafeln erklären die Bauweise der einzelnen Gebäude und wie sie in früheren Zeiten genutzt wurden. Wir wundern uns, wie angesichts der Trockenheit in dieser Region hier jemals eine Farm betrieben werden konnte. Zuhause müssen wir mal erkunden, ob vor hundert Jahren das Klima hier noch grundlegend anders war.

Die gebirgige Landschaft gefällt uns sehr gut. Sie birgt trotz der kargen Flora ihre besonderen Reize. Die Schattierungen des spärlichen Grüns in seinen zahlreichen Farbnuancen, die roten Felsen als Kontrast dazu, der gelbe Sand und Lehm auf der pad, das alles gibt (für uns) ein stimmiges Bild.

Weiter führt uns die Fahrt nach Soebastfontein, einer kleinen Ortschaft, besser gesagt: einer Ansammlung von wenigen Häusern. Kein Grund hier anzuhalten – also gleich weiter Richtung Küste.

Das Gelände ist nun flach. Keine Berge oder Hügel sind mehr in Sicht. Die pad geht schnurgerade durch die von der Sonne verbrannte Natur. Wir erkennen, dass uns der Weg bis zur Küste viel zu lang wird und außerdem gefällt uns die Umgebung hier auch nicht. Es wird nicht lange gefackelt: wir wenden.

Also nehmen wir nun den gleichen Weg, den wir gekommen sind, auch für den Rückweg. Einen kleinen Abstecher machen wir noch auf den „caracal oeco trail“, eine 4×4-Strecke, die sich über 140 km durch den gesamten Park zieht. Als sich dabei aber keine Begeisterung bei uns einstellt, brechen wir die „4×4-Ruckelei“ bald wieder ab und fahren auf der vom Grader glatt gezogenen dirt road zurück zu unserem Chalet.

Dort stärken wir uns mit einem kühlen Getränk und begeben uns alsbald zu Fuß auf einen Rundweg durch die Blumenteppiche, die heute natürlich keine sind. Die 1 ¾ Stunden Fußmarsch tun uns sehr gut und sind eine angenehme Abwechslung zum vielen Autofahren. In der Hitze des Sommers würden wir diese Wanderung eher nicht machen, aber die winterlichen 26 Grad am heutigen Tage und ein lebhafter Wind laden förmlich zu etwas Bewegung im Freien ein.

Zum Abendessen gibt es als Vorspeise einen Rote-Beete-Salat, danach auf dem Indoor-Braai des Chalets gegrillte Boerewors mit „soßigen“ Nudeln und Mini-Kürbissen.

Überraschend – und erfreulich – wie reich die Vogelwelt an diesem trockenen, lebensfeindlichen Ort ist. Wir sahen den Tag über eine Vielzahl verschiedener Arten und Andrea gelang es, die meist sehr agilen Tierchen dennoch zu fotografieren. Unsere „bird life list“ wurde heute wieder ein bisschen länger!

Sogar einige Säugetiere konnten wir auf unserer Fahrt durch den Park erspähen, nämlich: Oryx, Springböcke, Steinböckchen, Ducker, Klippschliefer, Mangusten und Erdmännchen.

Die kleinste Schildkröte auf der Erde, die „Namaqua Speckled Padloper“ habe wir leider nicht angetroffen. Der Name „Skilpad Rest Camp“ (Skilpad = Schildkröte) hatte uns hier falsche Hoffnung gemacht.

Lohnt also ein Besuch des Namaqua NP außerhalb der Zeit der Blütenteppiche? Wir finden: ja. Wir mögen ohnehin abgeschiedene Landstriche und der herbe Charme trockner Landschaften fasziniert uns immer wieder. Als Birder sind wir auf unsere Kosten gekommen und die Unterkunft im Skilpad Rest Camp fanden wir ausgezeichnet. Die Aussicht von der Kante der großen Randstufe hinab in die Ebene mit ihren unbeschreiblich schönen Sonnenuntergängen ist alleine schon den Besuch wert.

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