Paarl. Nein, heute gibt es keine weiteren Schilderungen über unendliche Halbwüstenlandschaften, obwohl wir wieder durch die Klein Karoo gefahren sind! Denn: so öde und wüst ist die Strecke, die Route 62, gar nicht, teilweise recht kurvig, bergig, zwischendurch recht grün, aber dann auch einfach wieder nur wüst!
Ab und an kommt man durch kleinere Ortschaften, die fast alle ein paar nette, alte Häuschen als Hingucker zu bieten haben, mehr aber auch nicht. Ein „must“ unter den „Sehenswürdigkeiten“ ist ein Stopp bei Ronnies Sex Shop einige Kilometer vor Barrydale. Der Name hält nicht ganz, was er verspricht ;-). Der gute Ronny hatte vor langer Zeit einen Shop für landwirtschaftlche Produkte eröffnet. Da er sich damit kaum über Waser halten konnte, bot er Getränke und Gegrilltes an. Und irgendwann hatten seine Kumpels die lustige Idee, die Aufschrift am Haus „Ronnies Shop“ durch das Wörtchen „Sex“ zu ergänzen. Was soll man sagen, seither läuft der Laden! Von landwirtschaftlichen Produkten keine Spur. Aus dem Shop ist eine recht skurrile Kneipe geworden, die Wände gepflastert mit Unterschriften und Visitenkarten von Gästen und von der Decke über dem Tresen baumeln Kleidungsstücke, die zweifellos von weiblichen Besuchern stammen. Die Kneipe ist vor allem bei den Motorradfahrern sehr beliebt – von denen sind auf der R 62 viele unterwegs: Sex sells!
Um 13:00 Uhr kommen wir bei unserer Unterkunft in Paarl an, beim Nwanedi Country Manor, mitten im Wineyard gelegen mit Blick auf die Drakenstein mountains. Traumhaft! Gavin, unser Vermieter, heißt uns sehr herzlich willkommen. Wir plaudern eine Weile und es stellt sich heraus, dass er einziger Vertreter von Märklin in Südafrika war bis er in Rente ging und nun die Lodge und das Weingut betreibt. Ah, deshalb also die ganzen Eisenbahnmodelle und -zeichnungen in dem weiträumigen und stilvoll eingerichteten Gebäude. Wir entspannen ein paar Stunden am Pool mit Blick auf die Reben und die malerischen Berge im Hintergund.
Dann machen wir uns auf, um die Namensgeber von Paarl (= Perle, Afrikaans) zu erklimmen, drei riesengroße monolithische Granitkugeln, die in einem Berg über der Stadt „stecken“. Von unten sahen sie gar nicht so gigantisch aus, als wir aber endlch vor ihnen stehen, sind wir sprachlos ob der Ausmaße (es sollen angeblich die zweitgrößten der Welt sein). Und wir erklimmen eine der glatten Kugeln (Bretagne Rock). Zum Glück ist der Granit recht griffig und wir haben das geeignete Schuhwerk an, denn auf eine Halbkugel klettern, das scheint eigentlich unmöglich. An der steilsten Stelle ist dann auch ein Kette als Kletterhilfe angebracht. Oben angekommen, raubt uns der Wind fast den Atem.
Schnell ein paar Bilder gemacht und dann wieder ab nach unten. Es ist gar nicht so leicht, wieder die richtigen Stellen für den Abstieg zu finden (markiert ist nämlich gar nichts).
Auf die Halbkugel daneben kann man leider nicht klettern, dafür aber auf die dritte, kleinere, von der man einen schönen Blick auf die darunterliegende Stadt hat. Als wir auf der holprigen gravelroad den Nationalpark verlassen, erstrahlen die Drakenstein mountains im rötlichen Licht der untergehenden Sonne! Einen herrlicher Anblick. In Paarl gehen wir im Cattle Baron essen. Sonntagabends haben hier fast all Lokale zu, sonst wäre unsere Wahl eine andere gewesen. Aber obwohl dieses Lokal einer landesweiten „Kette“ angehört, sind wir von der Qualität der Speisen und der Weinauswahl angenehm überrascht.
Morgen wollen wir uns auf diversen Weingütern hier bei Paarl tummel und natürlich auch die Weine probieren. Wir werden mit Gavin nach dem Frühstück einen entsprechenden „Schlachtplan“ entwerfen. Wir sind hoffentlich morgen Abend noch in der Lage, ein paar vernünftige Sätze über den Tag online zu stellen. 😉