Heute ist mal wieder die Landschaft der Star! Nachdem wir um sechs Uhr von Vogelgezwitscher geweckt wurden, machen wir ein schnelles Frühstück, erledigen den Abwasch und rüsten den Camper zur Abfahrt. Um acht Uhr verlassen wir den Campingplatz in Richtung Lüderitz.
Bei Garub – das liegt ca. 20 km westlich von Aus – soll man die Wüsten-Wildpferde beobachten können. Es ist nicht zu 100% klar, woher die Pferde stammen, aber mir gefällt die Version am besten, dass es Nachkommen entlaufener Pferde der deutschen Schutztruppe sind. Als wir den Beobachtungsunterstand erreichen, sehen wir eine große weite Sandfläche, aber keine Pferde. Also fahren wir weiter in Richtung Lüderitz und werden es mit den Pferden noch mal auf der Rückfahrt versuchen.
Wir fahren auf einer kerzengeraden, bestens ausgebauten, asphaltierten Straße durch eine bizarre Landschaft. Links von der Straße erstreckt sich das riesige Naturschutzgebiet „Sperrgebiet“ (wegen des noch heute dort betriebenen Diamantenabbaus ist der Zutritt verboten), auf der rechten der Namib Naukluft Nationalpark.
Wir befinden uns auf einer topfebenen Fläche, in der Strohgelb als Farbe dominiert, durchsetzt mit ockerfarbigen und orangen Flecken. Aus dieser Ebene heraus ragen in einiger Entfernung Bergketten in pastellfarbenem Blau, Violett und Rosa. Fast mutet es an, als würden Bergspitzen gelben Nebel durchdringen. Sieht es auf dem Mars nicht auch so aus, oder an irgendeinem anderen außerirdischen Ort?
Bei diesen Eindrücken geht die einstündige Fahrt zur Kolmannskuppe schnell vorüber. Kolmannskuppe ist eine Geisterstadt, die entstand, als hier vor gut 100 Jahren Diamanten gefunden wurden. Schnell wuchs mitten in der Wüste eine kleine Stadt heran, die zur damaligen Zeit als die „reichste Stadt der Welt“ bezeichnet wurde.
Heute zeugen davon noch die Häuser der leitenden Angestellten, Einrichtungen wie eine doppelte Scherenkegelbahn, eine Eisfabrik und ein großes Krankenhaus. Allerdings sind die Häuser, die schon vor mehr als einem halben Jahrhundert verlassen wurden, heute teilweise verfallen und vom Wüstensand zurückerobert worden. Das liefert außergewöhnliche Eindrücke und natürlich auch Fotomotive. Wir finden, Kolmannskuppe ist ein spannender „lost place“. Wer sich mehr für die Geschichte des Ortes und für die Diamanten interessiert, findet hier >> weitere Infos >> .
Zwei Stunden vergehen wie im Flug. Der Wind hat zwischenzeitlich an Kraft derartig zugelegt, dass es uns den Sand ständig ins Gesicht bläst. Höchste Zeit, diesen Ort zu verlassen.
Auf den wenigen Kilometern nach Lüderitz sehen wir Straßenarbeiter bei ihrem täglichen Kampf, die Straße sandfrei zu halten.
In der Küstenstadt Lüderitz angekommen, gönnen wir uns einen kleine Mittagspause (Fish & Chips und ein Glas Radler) und planen nebenbei unsere Stadtbesichtigung. Leider entpuppt sich die Stadt in unseren Augen als nicht besonders sehenswert. Immerhin vermittelt sie aber einen guten Eindruck davon, wie es hier vor gut hundert Jahren ausgesehen haben mag. Denn viele der Kolonialbauten sind noch sehr gut erhalten. Befremdlich ist für uns, dass wir hier im tiefen Süden Afrikas auf Straßennamen wie Bismarkstraße, Nachtigallstraße oder Bremerstraße stoßen. Zum eigentümlichen Ortsnamen „Lüderitz“ ist anzumerken, dass dieser sich auf einen Bremer Kaufmann zurückführen lässt, der 1883 diesen Ort gründete.
Der Wind hat mittlerweile nach unserem Empfinden „Orkanstärke“ erreicht und wir können uns am Aussichtspunkt von Shark-Island kaum noch auf den Beinen halten. Das Meer wird durch den Wind stark aufgepeitscht, der Felsenstrand ist alles andere als einladend, wobei eine Wassertemperatur von vielleicht 13 Grad ohnehin nicht zum Baden einlädt.
Gegen 15:30 Uhr machen wir uns auf den Rückweg. Auf dem Rückweg entdecken wir bei Garub schon von der Straße aus drfei Wüstenpferde, zwei erwachsene und ein Fohlen. Was haben wir doch für ein Glück! Die Tiere kommen gerade von der Wasserstelle und wir können sie aus nächster Nähe beobachten!
Zurück im Camp legen wir uns beim Haupthaus an den Pool, lassen uns von der Sonne wärmen und essen zu Abend. Danach heißt es rasch zum Zeltplatz fahren, den Camper für die Nacht richten, Duschen und bei einer leckeren Flasche Tokara Sauvignon Blanc den Tag ausklingen lassen und unseren Bericht schreiben (heute absolutes Teamwork).
Da bin ich mal auf die Bilder gespannt.
Schöne Grüße aus dem verregneten Deutschland 🙂
Danke!
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LG Wolfgang