Wir stehen wieder früh auf, ca. 6:00 Uhr, denn es rüttelt und schüttelt an unserem Bushcamper. In der Nacht hat der Wind derart an Stärke zugenommen, dass Wolfgang befürchtete, der Wagen könne umfallen. Ich hingegen werde davon erst gegen Morgen aus dem Schlaf gerissen. Zum Glück flaut der Wind nun aber ab und wir können in Ruhe unser Frühstück genießen. Nutznießer sind die Bergstare, die sich auf unserem Windschutz niedergelassen haben und nur mit ihrer Anwesenheit um Futter betteln. Natürlich fallen ein paar Trauben für sie ab.
Um 8:00 Uhr rollen wir von unserem wunderbaren Campingplatz und fahren zur Lodge. Gestern Abend haben wir einige „Gerätschaften“ (Handys, Laptop, Kameraakkus) in der Rezeption zum Laden abgegeben, denn am Campingplatz selbst gibt es außer für die Beleuchtung des Sanitärblocks keinen Strom und schon gar kein Internet. Was die Logistik bzgl. unseres Online-Tagebuchs anbelangt, ist dieser Urlaub folglich eine Herausforderung.
Während wir die Texte der letzten drei Tage hochladen und fast alle zugehörigen Bilder, machen wir es uns bei einer Tasse Kaffee in der Lobby gemütlich.
Gegen 10:00 Uhr verlassen wir Aus auf der C 13 Richtung Helmeringhausen. Vor uns liegen ca. vier Stunden Autofahrt, ausschließlich auf Schotterpisten, zum Namib Rand Familiy Hideout. Ja, es geht nun also in die Namib, diese für ihre riesigen roten Sanddünen bekannte Wüste.
Schon von Beginn unserer Fahrt an zieht uns wieder die einmalige Landschaft in ihren Bann: zunächst die in Pastelltönen aus dem gelblichen Untergrund herausragenden Berge, später am Horizont erkennbares Orange der Namib. Wir passieren den „Ort“ Tirool und biegen westlich auf die D707 ab, eine der schönsten Straßen Namibias, da sie sich am Rande der Namib auf der einen Seite und an den Tirasbergen auf der anderen Seite entlangschlängelt. Über Geschmack lässt sich bekanntlich vortrefflich streiten und so würde es uns nicht wundern, wenn der ein oder andere unserer Blogleser unsere Begeisterung für diese Wüste nicht teilen kann. Doch wir staunen in einem fort über die sich ständig ändernde Landschaft und deren Farbgebung.
Nach 111 km auf der D 707 stoßen wir auf die C 27 und biegen bei Betta Richtung Sesriem ab. 40 km weiter in nordwestliche Richtung und wir stehen vor dem Tor zum Namib Rand Natur Reservat.
Wir rollen nun mit 40 km/h direkt auf die roten Dünen zu, die hier noch längst nicht die Höhe der berühmten Düne 45 bei Sesriem haben, aber allein durch ihre Farbe ein Hingucker ist. Nach weiteren 20 Kilometern haben wir gegen 15:00 Uhr unser Ziel erreicht, die Campsite „Jupiter“. Einer von leidglich drei weit auseinanderliegenden Stellplätzen in dieser Dünenlandschaft, mit jeweils eigenem Sanitär- und Küchenblock.
Unser Empfangskomitee: eine Oryxantilope, die Schatten unter einem der zahlreichen Kameldornbäume gesucht hat. Keine 10 Minuten später fährt Andrew mit seinem Safari-Jeep vor. Er wird an den nächsten beiden Tagen unser Guide hier auf dem Gelände sein. Nach kurzer Einweisung und Warnung, bei Wanderungen auf vergrabene Schlangen zu achten und unbedingt Stiefel zu tragen, verabreden wir uns auf 5:45 Uhr am nächsten Morgen zu einer gut 2-stündigen Safari-Rundfahrt.
Den Rest des Tages verbringen wir auf unserer Aussichtsterrasse, genießen einen Cocktail (Basis Ginlikör der Destillery Kristall), zum Abendessen (Wurst vom Grill mit Kürbis und Nudeln) einen Protea Merlot und lassen die intensiven Farben der Namib auf uns wirken. So lässt sich’s aushalten.
Eigentlich wäre noch ausreichend Zeit für neue Aufnahmen der Milchstraße, worauf ich mich schon bei der Planung unseres Urlaubs gefreut habe. Gerade hier wäre der perfekte Ort dafür, denn dunkler geht’s kaum. Doch leider passt das Timing der Milchstraße dieses Mal gar nicht, denn abends ist sie nicht zu sehen. Wir hoffen, eggen Morgen mehr Glück zu haben und stellen uns, weil wir ja eh früh raus müssen, den Wecker gleich nochmal auf eine halbe Stunde früher.
Die Barking Geckos (bellende Geckos) „singen“ uns gegen 22:00 Uhr in den Schlaf.