Faszination Wüste

„Wenn du aus der Wüste zurückkommst, 
bist du reicher,
aber auch einsamer,
denn die Zahl derer,
die dich verstehen können,
ist weniger geworden“.

Bruno Baumann, Wüstengänger

Als wir von unseren Reisen zurückkamen, die uns 2019 und 2020 in verschiedene Wüstengebiete Südafrikas und Namibia führten, wurden wir gelegentlich verständnislos gefragt „Wieso fliegt ihr 10.000 Kilometer, um dann Sand, Schotter und Steine zu sehen. Das muss doch furchtbar langweilig und öde sein!“

Offensichtlich sehen wir das anders, denn sonst ließe es sich nicht erklären, dass wir heuer schon wieder die Einfachheit, Klarheit und Stille der Wüste suchen und daher in den Norden Namibias reisen werden. *1)

Wer an Wüste denkt, sieht vor dem geistigen Auge sicher erst einmal Sand, Dünen und flirrende Hitze. Doch Wüste kann viel mehr sein: Stein, Geröll, blendend weißes Salz oder skurrile Felsformationen und Trockenflusstäler. Wer an Wüste denkt, denkt vermutlich an eine tote Landschaft. Aber es sind die wenigen Pflanzen und Tiere, die sich an die lebensfeindliche Umwelt anpassen konnten, die es gelernt haben, in der Wüste zu überleben, die uns mit ihrer Überlebenskunst beeindrucken.

Wüste, das hat etwas Abweisendes, Karges, Schroffes aber dennoch unglaublich Faszinierendes an sich. Es ist tatsächlich schwer zu vermitteln, was diese Faszination ausmacht, dass man sich an Orte begibt, die so lebensfeindlich sind, dass dort fast „kein Baum und kein Strauch wächst“. An Orte mit einer Anmutung einer eher außerirdischen Welt, einer Todeszone aus Formen, Farben und Licht.

Für uns liegt die Faszination sicher ein Stück weit darin, dass die Wüsten-Landschaft so pur ist. Pure unglaubliche Weite und Leere. Nichts was ablenkt; keinerlei Spuren menschlichen Wirkens, so weit das Auge reicht. Keine Stromleitung, keine Straße, kein Haus – nur Landschaft.  

Und dann diese atemberaubende Stille. Kein Lärm, keine Stimmen, kein Ton, kaum ein Geräusch, außer dem Wind. Aber selbst den hört man fast nicht, da es nichts gibt, woran er sich bricht.

Und wenn es auch schwerfällt, diese fantastischen Wüsten-Landschaften mit bloßen Worten zu beschreiben, kommen wir zumindest ins Schwärmen von wundervollen Aquarellfarben: Violett, Rosa, Orange, Gelb und Blau. Und wir können uns unendlich begeistern für die  fast schon magische Stimmung vor und während des Sonnenuntergangs, wenn die Farben und Formen immer intensiver werden. Ganz zu schweigen vom anschließenden Sternenhimmel, der ungestört ist von Licht- und Luftverschmutzung.

Wer bei Wüste also nur an Sand denkt, lässt den größten Teil aus.


*1) aber keine Angst: in den vier Wochen werden wir auch grüne Landschaften am Okavango, Kwando und Kunene erleben – also nicht nur Wüste.

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