La Fortuna hat uns wettermäßig kein Glück beschert, wenngleich der Name anderes suggerieren könnte. Und auch heute Morgen zeigt sich La Fortuna von seiner nassen Seite. Es regnet weiter, immerhin mit nachlassender Tendenz. Daher entscheiden wir uns beim Frühstück dafür – diesmal beim Italiener gegenüber vom Red Frog, der Mittwochs Ruhetag hat – , die Strecke entlang des Nordufers des Arenalsees zum Parque National Volcàn Tenorio zu nehmen, statt der kürzeren Strecke abseits des Sees. Leider hängen die Wolken noch sehr tief und vom See ist sehr wenig zu sehen. Aber selbst bei guter Sicht lohnt der Umweg entlang des Arenalsees eigentlich nicht, denn es gibt fast keine Stellen, von denen man von der Straße Aussicht auf den See hätte.
Die Fahrt zum Tenorio Nationalpark zieht sich wie Kaugummi, zumal die Straße immer schlechter wird. Der Asphalt ist zuweilen als solcher nicht mehr zu erkennen und Schlagloch reiht sich an Schlagloch. So kommen wir nur noch sehr langsam voran. Die Landschaft ist allerdings wunderschön. Andrea hat aber ganz wenig davon, denn ihr Blick muss fest auf die Straße gerichtet bleiben, um nicht in eines der Schlaglöcher zu geraten in der ohne Mühe ein Kleinwagen versinken könnte (leichte Übertreibung!).
Geschafft! Um 9:40 Uhr waren wir nach einem Tankstopp in La Fortuna losgefahren und jetzt kommen wir gegen 12:30 Uhr am Nationalpark an. Wir sind gespannt, ob der Rio Celeste, der durch den NP fließt, die spektakuläre blaue Farbe aufweist, wegen der wir genaugenommen hierhergekommen sind. Nach dem massiven Regen der letzten Tage würde es uns nicht wundern, wenn das strahlende Blau einem schlammigen Braun gewichen wäre. Aber schon kurz vor Erreichen des Parkeingangs kreuzten wir den Fluss und sahen seine blaue Farbe. Also kann jetzt die Wanderung durch den Urwald des Nationalparks beginnen.
Zunächst ist der Weg ein in den Wald betoniertes Band, das aber nach einigen hundert Metern in einen bequemen Schotterweg übergehet. Nach 1,5 km weisen Schilder entweder hinunter zum Wasserfall oder hinüber zu einem Aussichtspunkt. Wir wählen zunächst die letztere Option. Ein Urwaldpfad der immer matschiger wird führt mit einigen Auf und Abs zu der Stelle, an der ein glasklarer Fluss in den intensiv-blauen Rio Celeste mündet. Interessant, denn so wird einem besonders bewusst, WIE BLAU der Rio Celeste ist. Ach ja: die Vulkanlandschaft des Tenorio, die wir von dem Weg aus sehen sollten, bleibt uns vorenthalten, denn die umliegenden Berge hüllen sich weiterhin in dichten Wolken.
Auf dem gleichen Weg geht es zurück bis zum Abzweig, der hinunter zum Wasserfall des Rio Celeste führt. Eine Treppe mit 253 Stufen überwindet den Höhenunterschied. Es dauert nicht lange, bis wir am Fuße des „blauen“ Wasserfalls ankommen und die Aussicht genießen. Das stürzende Wasser sieht natürlich weiß aus, aber schon im Becken, in das das Wasser fällt, zeigt es wieder seine leuchtendblaue Farbe. Der leichte Schwefelgeruch in der Luft zeugt davon, dass wir uns am Fuße eines aktiven Vulkans befinden.
Wir brauchen sechs sehr anstrengende Minuten, um die 253 Stufen wieder hochzugehen und oben anzukommen. Der gleiche Weg, der zum Wasserfall führte, ist jetzt auch unser Rückweg zum Parkplatz. Ohne viel Zeit zu verlieren, fahren wir nun zu unserem nächsten Etappenziel, dem Hotel de Campo Eco Lodge in Cano Negro.
Besonders die letzten 25 Kilometer, nach Verlassen der Ruta National Primaria 4 sind eine echte Herausforderung für Mensch und Material. Waren die meisten Streckenabschnitte der heutigen Route bereits mehr oder weniger eine Ansammlung von Schlaglöchern, so toppt der letzte Streckenabschnitt das alles. Alleine die Tatsache, dass google maps für diese 25 km eine Fahrzeit von 55 Minuten annimmt, deutet auf die schwierigen Straßenverhältnisse hin. Wir brauchen übrigens nicht „nur“ 55 Minuten, sondern etwas mehr als eine Stunde dafür. Glücklich und erlöst erreichen wir unser Ziel, checken ein und beziehen unsere Unterkunft.
Gleich danach gehen wir ein paar Schritte in der Anlage und kommen zu einer „Lagune“. Dort sichten wir eine Vielzahl von Vögeln, u.a. einen Dreifarbreiher, einen Löffler, Rotschnabel-Pfeifgänse, Stelzenläufer, Bronze-Kiebitze, Regenpfeifer, einen Rallenkranich und einige weitere.
Ab 18 Uhr gibt es Abendessen und aufkommender Hunger treibt uns an den Tisch. Ein Bierchen gegen den Durst ist jetzt genau das Richtige und Gaspar-Fischfilet (A) und Lammragout (W) mit Gemüse, Reis und Salat schmecken ausgezeichnet.
Jetzt aber bald ins Bett, denn morgen klingelt um 5 Uhr der Wecker.