Von Playa Grande nach Santa Elena

Wir haben uns den Wecker auf 7:00 Uhr gestellt, sind jedoch bereits eine halbe Stunde früher wach. Macht nichts, denn wir sind ausgeruht und haben somit fürs Packen genügend Zeit bis zu unserem Videocall mit Lena, Jana und Lucas. Um 7:30 Uhr sitzen wir in unserem Outdoor-Aufenthaltsbereich unterm Haus (der gleichzeitig auch die Küche ist) und erfahren von den Daheimgebliebenen vom frühlinghaften Wetter im Badischen. Gut, diese Temperaturen können wir hier noch locker toppen, was sich aber im Laufe des Tages ändern wird. Nach dem vergnüglichen Gespräch wollen wir zügig aufbrechen, zumal wir vor der Fahrt zur nächsten Unterkunft noch frühstücken gehen wollen. Doch leider gibt es ein großes Problem, als wir die Unterkunft bezahlen wollen: wir sind davon ausgegangen, mit Karte bezahlen zu können, doch die Besitzerin/der Verwalter akzeptiert nur Cash. Wenn der nächste Bankautomat nicht gut 30 Fahrminuten von hier entfernt wäre, wäre dies auch kein großes Ding. So aber ist guter Rat teuer, bis dem Verwalter einfällt, dass wir ja mit Paypal bezahlen können. Doch auch diese Bezahlmethode hat es in sich…denken wir, weil wir ja im Ausland sind und in der App auf besondere Abläufe hingewiesen wird. Mehrere Nachrichten und Telefonate mit der Eigentümerin des Ferienhauses sind nötig, bis die Bezahlung dann doch noch klappt Die Fahrt hin nach Tamarindo und zurück hätte nicht wesentlich länger gedauert.

Egal. Die verlorenen 45 Minuten sind nicht dramatisch, da nur gut drei Stunden Fahrt vor uns liegen. Zunächst aber rollen wir in den Ort, der entlang der Straße zum Strand eigentlich nur aus Restaurants, Bars und kleinen Supermärkten besteht und lassen uns im chilligen „Pots & Bowls“ nieder. Wir sitzen noch nicht richtig, als ein junger Angestellter sofort einen Smalltalk mit uns aufnimmt. Wir wundern uns, als er fragt, welche Sprachen wir sprechen. Noch verwunderter sind wir, als er uns bittet, französisch mit ihm zu sprechen, damit er seine Kenntnisse in dieser Sprache anwenden kann. Die Konversation mit dem jungen Mann verläuft sehr unterhaltsam, vor allem, da er beim Servieren des Frühstücks dann doch auch ins Deutsche oder Englische wechselt. Wir zollen ihm unseren Respekt, da er seine Sprachkenntnisse ausschließlich durch Touristen erworben hat.

Ein weiteres interessantes Gespräch entwickelt sich mit einem Mann am Nebentisch, der uns auf Deutsch fragt, aus welcher Region wir stammen. Er selbst stammt aus dem Hohen Norden Deutschlands, ist irgendwann nach USA ausgewandert, seit kurzem in Rente, hat sein Haus in Dallas verkauft und reist seither mit seiner Frau um die Welt. Das heißt: er lebt mal hier, mal da für mehrere Monate und besucht zwischendurch die Kinder im Norden der USA. Auch ein interessanter Lebensstil.

Gegen 10 Uhr machen wir uns endlich auf den Weg. Das Navi empfiehlt uns die direkte Route auf Nebenstraßen und nicht den Umweg über die Autobahn. Wir sind ziemlich skeptisch, ob das eine gute Idee ist, angesichts unserer bisherigen Erfahrung mit den desolaten Straßenzuständen. Mutig entscheiden wir uns für den Routenvorschlag und sind froh über diese Entscheidung: die Straßen sind in gutem Zustand und wir fahren durch die abwechslungsreiche Landschaft der Nicoya-Halbinsel gen Osten. Nach gut 1 ½ Stunden Fahrtzeit, überqueren wir den Golfo Colorado, eine große Meeresbucht, die die Halbinsel vom Festland trennt. Leider haben wir von der Brücke aus keinen guten Blick auf den Golf, anhalten kann man natürlich auch nicht und somit gibt’s auch keine Bilder 🙁

Warum das Navi für die 166 km Strecke eine Fahrzeit von 3 ½ Stunden ermittelt hat, offenbart sich auf den letzten 26 km: es geht kurvig, steil und eng bergauf, zu Beginn noch auf ordentlichem Asphalt, dann immer wieder unterbrochen von desolaten Straßenabschnitten. Es ist mal wieder höchste Aufmerksamkeit gefordert, die Aussicht auf den Golfo Colorado genießen wir nur an drei Aussichtspunkten, an denen ein Stopp gefahrlos möglich. Als wir an einer Unfallstelle vorbeikommen (zum Glück kommen wir vorbei, denn in Costa Rica darf man den Unfallwagen keinen Millimeter bewegen, bis der Gutachter da war), wird uns dies erst recht bewusst.

Gegen 13:30 Uhr erreichen wir Santa Elena, einen kleinen, sehr touristischen Ort im Nebelwald in der Nähe des bekannteren (und noch touristischeren Ortes Monteverde). Wir beziehen unser Quartier im Arco Iris Hotel, dessen Zimmer aus kleinen Wohneinheiten bestehen, die sich um einen kleinen Garten gruppieren. Eine gute Wahl!

Danach schlendern wir durch den überschaubaren Ort und beschließen, den Orchideengarten zu besuchen, denn für eine größere Unternehmung reicht nicht mehr die Zeit. Eigentlich sind wir nicht nun nicht gerade die großen Fans von Orchideen, aber das muss man auch gar nicht sein. Fast könnte man sagen: im Gegenteil, denn die bei uns erhältlichen, auf große Blüten gezüchteten Pflanzen haben nicht viel gemein mit den ursprünglichen Arten, die wir hier zu sehen bekommen. Zunächst sind wir wenig begeistert, dass wir den Garten geführt erleben sollen (und deshalb auch noch 20 Minuten warten müssen). Aber es wäre ein riesengroßer Fehler gewesen, dies nicht zu tun, denn der junge Mann, der uns höchst ambitioniert eine knappe Stunde lang durch das Wäldchen mit seinen gut 400 Orchideen führte, vermittelte unserer kleinen Gruppe auf unterhaltsame Weise viel Wissenswertes und Interessantes über diese Pflanzengattung.

Im Anschluss an diesen Augenschmaus gönnen wir unseren Mägen einen landestypischen Schmaus im La Gallera, schlendern ein wenig durch die Straßen und einen Souveniershop und erstehen in einem Supermarkt noch eine (völlig überteuerte) Flasche Rotwein für den Abend.

Den Abend verbringen wir mit Blogschreiben und Bilderauswahl (es gibt heute definitiv KEINE Vogel-, dafür Orchideenbilder 😉 ). Dann wird noch die Ausrüstung für morgen gerichtet, denn um 7:00 Uhr sind wir mit unserem Guide Fracier verabredet, der uns sechst Stunden lang durch den Nebelwald führen wird, auf der Suche nach allerlei Getier, besonders Vögeln, insbesondere dem Quetzal. Mal sehen, was der morgige Tag bringen wird.

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