Carara NP und Rio Tarcoles

Gestern hatten wir uns dazu entschlossen, die geplante Tour zu machen, obwohl wir die Macaw Lodge am liebsten nicht mehr verlassen hätten. Das heißt dann konkret: Aufstehen um 6 Uhr, Frühstück um 6:30 Uhr, Abfahrt kurz vor 7 Uhr und Ankunft am Carara Nationalpark um 8 Uhr. Dort treffen wir unseren Bird-Guide, der uns zwei Stunden lang durch den Park begleitet, um uns die schwer aufzufindenden Vögel nahezubringen.

Dieser Nationalpark ist ein bedeutendes ornithologisches Ziel mit einer sehr vielfältigen Vogelwelt. Diese zeigt sich uns aber nur sehr zögerlich. Es ist – nicht ganz untypisch in den Wäldern Costa Ricas – recht dunkel und im dichten Laub und Geäst ist es schwer Vögel auszumachen. Stattdessen zeigt uns unser Guide eine weiße Fledermaus, eine große Spinne, eine schwarz-grünen Pfeilgiftfrosch. Gleich beim Parkeingang erspähen wir hoch oben im Baum ein schlafendes Faultier. Ein Mexiko-Großmazama liegt im Unterholz. Das ist eine Art aus der Familie der Hirsche und erinnert sehr an unsere Rehe. Auch ein kleines Aguti lässt sich blicken und ein Nasenbär. Scheint so, als sei heute der Tag der Säugetiersichtungen.

Natürlich gibt es aber auch hier einige Vogel-Erstsichtungen, wie z.B. das Großtinamu, das sich sehr zutraulich zeigt und gut ablichten lässt, oder die Goldschnabel-Buschammer, die mit ihrem orange-roten Schnabel auffällt.

Insgesamt kommen wir uns auf unserer Runde durch den Nationalpark immer etwas gehetzt vor. Die 1 ¾ Stunden sind doch sehr knapp bemessen für den Besuch. Übrigens können wir wieder einmal sagen: es macht nur sehr wenig Sinn, ohne Führer durch den Park zu gehen, es sei denn, man legt keinen Wert darauf, Tiere zu entdecken. Ohne Guide: keine Chance!

10 Minuten bleiben uns, um mit dem Auto zur Bootsanlegestelle zu fahren, um die 10-Uhr-Bootsfahrt auf dem Rio Tarcoles zu unternehmen. Bis wir starten können ist es 10.15 Uhr, aber Ronny unser Guide auf dieser Tour, meint, dass wir die Viertelstunden hinten dranhängen werden.  Wir sagen Ronny, dass wir auf den Bootsfahrten bei Boca Tapada und Cano Negro schon sehr viele Reiher, Eisvögel, Schlangenhalsvögel und Kormorane gesehen haben. Um die müssen wir uns heute nicht mehr „kümmern“. Wir würden uns aber sehr freuen, einen Kahnschnabelreiher und einen Erzfischer zu sehen. Die fehlen uns noch in unserer Sammlung.

Bei aller Begeisterung für Vögel entgeht uns aber nicht, wie schön die Landschaft ist. Die Berge im Hintergrund, der Fluss mit seinen Windungen, die Mangroven am Flussufer, große Sandbänke, das alles zaubert ein fantastisches Naturgemälde. Leider ist der Fluss aber mit allerlei Unrat verschmutzt. Plastikflaschen, Autoreifen und vieles andere mehr, was nicht hierher gehört, verunstaltet die Natur.

Ronny ist ein sehr versierter Guide und unser junger Bootskapitän manövriert uns souverän durch die manchmal sehr flachen Stellen im Fluss und versteht es, die Punkte anzusteuern, die gute Sichtungschancen bieten und dabei das Boot immer so zu stellen, dass wir die optimale Aussicht haben.

In den gut zwei Stunden auf dem Fluss wächst unsere Bird-Life-List wieder um etliche neue Arten an. Unsere „Wunschvögel“ sind auch dabei. Der Kahnschnabelreiher versteckt sich zwar tief in den Mangrovenwurzeln, aber zumindest einige kurze Augenblicke ist er einigermaßen gut zu sehen. Ganz anders der Erzfischer (der kleinste aus der Gattung der Fischer). Der scheint für das Foto geradezu zu posen. Ganz nah kommen wir an in heran und er sitzt, ohne störende Äste und Blätter, offen auf einem Ast. Ein weiter Höhepunkt der Tour ist die Sichtung eines Fischadlers bei der Jagd. Dicht neben unserem Boot schießt er herab zur Wasseroberfläche und greift sich einen Fisch, der nahe an der Oberfläche schwamm. Mit der Beute in den Klauen fliegt er ans Ufer und verzehrt den Fisch sofort.

Die heutige Bootstour endet mit einem Lunch im Restaurant des Touranbieters. Es gibt ein leckeres Casado mit  Fischfilet.

Jetzt „dürfen“ wir die rumpelige Strecke zurück zur Lodge fahren. Als wir dort ankommen, gönnen wir uns erst einmal einen Cocktail auf der Terrasse. Danach geht es unter die Dusche. Bei 34 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit kamen wir heute Vormittag doch heftig ins Schwitzen. Dann ist ein kurzer Power-Nap angesagt, denn es war ja doch recht früh heute Morgen.

Die wunderschöne großzügige Anlage der Lodge lädt zu einem Spaziergang ein. Der Einladung folgen wir gerne und genießen den Anblick der vielen schönen Pflanzen aller Art. Vieles von dem, was hier im Freien wächst, kennen wir in unseren Breiten als Zimmerpflanzen.

Zum Abendessen gibt es heute eine Suppe, paniertes Hähnchen mit Gemüse und frittiertem Maniok und zum Nachtisch einen Flan, was uns alles sehr mundet. Um 19:30 schon gehen wir auf unser Zimmer und sichten die „Jagdtrophäen“ des heutigen Tages.

Fazit: Wir hätten etwas versäumt, wenn wir die beiden Touren am Vormittag – besonders die auf dem Rio Tarcoles – nicht gemacht hätten. Die Macaw Lodge ist unzweifelhaft ein Juwel, wo wir auf jeden Fall sehr gerne logieren. Nur die Kombination, die Touren im Carara NP und auf dem Rio Tarcoles von der Macaw Lodge aus zu unternehmen, ist wegen der Fahrerei einigermaßen unglücklich geplant.

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