Birding in San Gerdardo

Birder stehen früh auf. Konkret heißt das heute für uns, dass der Wecker um 4:45 Uhr klingelt, denn um 5:15 Uhr wollen wir uns mit Marino treffen, der mit uns auf die „Jagd“ nach dem Quetzal gehen wird.

Es ist 5:25 Uhr, das Thermometer zeigt 12 Grad kalt und es ist dunkel. Marino ist noch nicht erschienen. Ein Kollege, der andere Gäste der Lauraceas Lodge zu einer Gruppen-Birding-Tour abholt, nimmt uns in seinem Auto zu einem Treffpunkt in der Nähe mit. Erstaunt und nicht gerade erfreut nehmen wir am Treffpunkt zur Kenntnis, dass Marino schon mit zwei anderen Gästen unterwegs ist – also keine private Tour mit uns macht! Bald stellt sich aber heraus, dass eine private Quezal-Tour hier ohnehin wenig Sinn machen würde. Mindestens 8 bis 10 Guides versammeln sich mit ihren Teilnehmern an der Stelle an der Straße, an der man erhofft zu sehen, wie ein Quetzal aus seiner Bruthöhle kommt. Also eher eine Massenveranstaltung als eine private Birdingtour.

Tatsächlich bekommen wir das Objekt der Begierde nach kurzem Warten zu sehen. Ein männlicher Quetzal kommt aus einem Loch im Baumstamm heraus und fliegt zu einem nahegelegenen Ast. Alle Spektive, Ferngläser, Fotoapparate und Augenpaare der zahlreichen Vogelinteressierten richten sich auf das Tier. Es ist noch nicht richtig hell zu dieser frühen Stunde und zudem lässt sich der Quetzal nur für kurze Zeit betrachten. An ein gutes Foto ist nicht zu denken! Aber immerhin: wir haben ihn gesehen!

In der Zeit, in der wir warten, ob er noch einmal seine Bruthöhle verlässt, erspähen wir drei andere Vogelarten. Als die Hoffnung auf eine weitere Sichtung sinkt, verlegen wir den Standort. Wir fahren mit Marinos Auto wieder zurück in die Nähe unserer Unterkunft und starten dort einen erneuten Sichtungsversuch. Auch hier rotten sich bald viele Birder zusammen und haben das Glück, ein weiteres Quetzal-Männchen kurz zu sehen.

Recht abrupt endet die als 3-stündige (private) Tour gebuchte Aktivität nach bereits 1 ½ Stunden. Wir sind erstaunt und ein wenig verärgert über diese eher verunglückte Veranstaltung. Da wir planen, später den Batsù Garden zu besuchen, fragen wir Marino, ob das ein guter Ort für Vogelsichtungen ist. Er meint, das sei der beste Ort im ganzen Tal und da er uns ansieht, dass wir gerade nicht „happy“ sind, nuschelt er irgendetwas vor sich hin, was heißen könnte, dass er uns – ohne weitere Berechnung – durch besagten Batsù Garten führen würde. Wir verabreden uns auf 14:30 Uhr.

Jetzt gehen wir erst einmal zum leckeren Frühstück. Danach machen wir uns auf eigene Faust auf, den Quetzal noch einmal zu suchen. Wir finden ihn zwar nicht, aber dafür das eine oder andere interessante Federtier. Der ausgiebige Spaziergang tut uns körperlich gut nach dem vielen Sitzen bei der gestrigen Anreise.

Dem Garten unserer Lodge, der uns schon gestern so gut gefallen hatte, statten wir jetzt erneut einen Besuch ab. Und wieder sind wir begeistert von der schönen Gartenanlage und seiner Vogelvielfalt. Heute sehen wir sogar Arten, die wir gestern nicht vor die Linse bekamen, so z.B. die knallrote Sommertangare. Am Ende des Rundwegs entdecken wir, ein wenig versteckt, eine Fütterungsstelle. Hier verweilen wir noch länger und spotten zahlreiche wunderschöne neue Vogelarten. Andrea gelingen wieder sehr schöne Bilder, z.. vom gelb-blauen Langschwanz-Seidenschnäpper.

Kann der Batsù Garten das noch toppen? Es bleibt nur noch eine Stunde Zeit, um uns ein wenig von den Anstrengungen am frühen Morgen in unserem Chalet zu erholen und dann werden wir die Frage beantworten.

Pünktlich um 14:30 Uhr holt uns Marino ab, um uns in den nahegelegenen Batsù Garten zu fahren. Das ist ein Ort, der speziell für Vogelfreunde geschaffen wurde, in dem sehr viele Bäume, Sträucher und Blumen gepflanzt wurden, die durch ihre Früchte bzw. Nektar die verschiedensten Vögel anlocken. Außerdem gibt es überdachte Beobachtungsplätze, an denen auch angefüttert wird. Die Zahl der Besucher ist limitiert, um den Birdern optimale Bedingungen zu gewährleisten.

Man könnte annehmen, dass an so einem Ort ein Guide überflüssig ist – schließlich haben wir am Vormittag ja ohne Guide auch viele Vögel gesichtet. Dass Marino uns hier im Garten hilft, die verschiedenen Vögel aufzuspüren, bringt aber in der Tat sehr viel. Die Frage am Vormittag war: Kann der Batsù Garten das noch toppen? Ja, er kann! Obwohl wir schon im Garten unserer Lodge erfolgreiche Erstsichtungen hatten, können wir unserer Bild-Life-List einige weitere Arten hinzufügen. So z.B. den wunderschönen Laucharassari, ein kleiner vorwiegend grüner Tukan mit blauer Kehle und gelbem Schnabel. Jetzt startet Marino einen weiteren Versuch, einen Quetzal zu finden. Dieser Versuch ist allerdings nicht von Erfolg gekrönt, was dem Erlebnis der – jetzt doch noch – privaten Führung keinen Abbruch tut.

Marino entschuldigt sich am Ende der Tour für den schlechten Start am Morgen. Er gesteht, dass er uns an der falschen Lodge abholen wollte und dass er dort die beiden anderen Leute aufgegabelt hat, weil er meinte, dies seien die Personen, die er heute führen sollte. Er findet den morgendlichen Massenauflauf auch nicht gut und räumt ebenfalls ein, dass das mit einer privat geführten Tour wenig zu tun hat. Daher verlangt er für die fast 3 Stunden am Nachmittag keine Bezahlung. Wir müssen nur den Eintritt in den Batsù Garten bezahlen. Der Preis fällt zudem noch um einiges billiger aus, als wenn wir vor Ort oder übers Internet gebucht hätten. Ende gut – alles gut! Wir sind nach dem unglücklichen Start nun vollkommen versöhnt und glücklich über die Erlebnisse des Tages.

Kurz nach 17:00 Uhr sind wir zurück in unserem Chalet, duschen und gehen anschließend zum Abendessen, das wieder sehr „forellenlastig“ ausfällt. Es wäre auch verrückt, auf den Genuss fangfrischer Lachsforellen zu verzichten, die in den Seen des idyllischen Gartens unter idealen Bedingungen gezüchtet werden.

Wir sind gespannt auf die „Ausbeute“ des Tages, daher gehen wir bereits um 19:00 Uhr zurück in unser schnuckeliges Häuschen, um die Bilder des Tages zu sichten und die schönsten für den Blogbeitrag auszuwählen.

Und dann heißt es ab unter die dicke Daunendecke! Das ist schon verrückt: haben wir die letzte Woche quasi ohne Bettzeug geschlafen, da es nachts nicht abgekühlt hatte (bzw. wir unsere Klimaanlage auf 25 Grad gedrosselt hatten), so müssen wir uns hier dick einmummeln, denn die Temperatur im ungedämmten Holzhaus gleicht im Laufe der Nacht der Außentemperatur – 12 Grad – an! Das wird sich morgen Abend wieder ändern, denn es geht ab in die Karibik!

error: Geschützte Inhalte - keine Kopie erlaubt!