Nach der langen Fahrt gestern, wollen wir es heute gemütlich angehen lassen. Zwar wecken uns Helligkeit, Vogelgezwitscher und Meeresbrandung bereits gegen 6:30 Uhr, aber wir sind ausgeschlafen und genießen die Aussicht von unserer großen Terrasse auf den Hotelgarten und den Strand. Um 7:30 Uhr sind wir wieder zum Video-Call mit Lucas, Jana und Lena verabredet (toll, diese Möglichkeit, am Geschehen zu Hause etwas teilnehmen zu können!) und um 8 Uhr geht’s zum Frühstück an das reichhaltige Buffet auf der überdachten Hotelterrasse. Die Tagesplanung sieht lediglich einen Strandspaziergang in den „Ortskern“ von Puerto Viejo vor. Da wir für die 2,5 km einfachen Weg zwischen 30 und 40 Minuten einplanen und wir im Ort eine Kleinigkeit zu Mittag essen wollen, wandern wir nicht sofort los, sondern legen uns auf die Hotelliegen an den Strand, genießen den Blick auf Strand und Meer und lesen.
Um 11:30 Uhr machen wir uns schließlich auf den Weg am schwarzen Strand entlang (der Sand hier ist vulkanischen Ursprungs). Doch nur wenige Minuten später stehen wir vor einem Problem: dichtes Mangrovengestrüpp, das bis ans Wasser reicht, versperrt uns den Weg. Was nun? 10 Meter dahinter ist der Strand wieder breit genug, so dass wir nicht befürchten müssen, mit nassen Klamotten in der City anzukommen. Da wir keine Lust haben umzukehren, wieder die Schuhe anzuziehen und den Umweg über die Straße zu nehmen, „studieren wir 3 bis 4 Minuten lang den Wellengang, um dann einen günstigen Moment zu erwischen, in dem wir nur bis zu den Knien im Wasser an den Mangroven vorbeikommen.
Wir lachen noch über dieses gelungene Manöver, als Wolfgang in der nun flachen Ufervegetation ein Faultier entdeckt. Kaum zu glauben: wir können den sehr seltenen Vorgang eines Baumwechsels eines Faultieres beobachten, der nur alle 7 bis 14 Tage erfolgt. Vergleichsweise schnell krabbelt dieses auf dem Boden so ungelenke Wesen eine ziemlich weite Strecke (ca. 200 Meter) über eine Sand- und Rasenfläche bis zur nächsten Baumgruppe. Wir beobachten es dabei eine Weile (Filmen und Fotografieren natürlich inbegriffen), wovon sich das Zotteltier aber gar nicht beeindrucken lässt und unbeirrt weiterkriecht (5 Meter pro Minute!).
Gegen 12:30 Uhr erreichen wir den Stadtstrand von Puerto Viejo de Talamanca, an dem sich vor allem die Einheimischen häuslich eingerichtet haben: da wird auf improvisierten Grillstellen Essen zubereitet, aus dem Autoradio ertönen karibische Klänge, die kleinen Kinder buddeln im Sand, die größeren springen waghalsig von einem kleinen Schiffswrack ins Wasser. Wir ziehen unsere Schuhe an und schlendern durch die Sträßchen dieses doch sehr touristischen Örtchens: Verkaufsstände für allerlei Krimskrams reihen sich dicht an dicht, das ein oder andere Lokal könnte man sich auch am Ballermann vorstellen und es wimmelt von Touristen aller Altersklassen. Hier steppt nachts sicherlich der Bär! Was sind wir doch froh, etwas außerhalb zu wohnen 😉. An einem kleinen Obststand kaufen wir zwei Kokosnüsse, die uns der Verkäufer gekonnt mit einer Machete öffnet.
Zum Mittagessen kehren wir in das schnuckelige „Como en mi Casa – Art Cafe“ ein, das vielversprechende Slow-Food-Gerichte auf seiner kleinen Speisekarte anbietet. Auf der schmalen Terrasse machen wir es uns zwischen Backpackern und Digitalnomaden gemütlich (soweit das bei 100% Luftfeuchtigkeit und 32 Grad möglich ist), genießen hausgemachte Ingwerlimonade und lassen uns einen vegetarischen Burger und einen glutenfreien Burrito schmecken.
Gegen 15 Uhr treffen wir wieder in unserem Hotel ein, beziehen unser neu zugeteiltes Häuschen (wir werden noch einmal wechseln). Um uns von der langen Fahrt zu erholen, ziehen wir nun die Badesachen an und stürzen uns ins karibische Meer. Das Wasser ist warm (etwas weniger als am Pazifik, scheint es uns) und die Wellen kommen schön an den Strand hereingerollt. Hier gibt es aber gefährliche Rippströmungen. Kommt man in den Bereich dieser Strömung, so wird man unweigerlich aufs offene Meer hinausgetragen. Wir verhalten uns vorsichtig und schwimmen nicht aus der Brandungszone hinaus.
Anschließend gönnen wir uns einen Cocktail, bevor wir uns in unser Strandhäuschen begeben. Das Abendessen wollen wir heute ausfallen lassen, haben uns aber zum Bildersichten und Reiseberichtschreiben eine Flasche Weißwein gekauft. Auf unserer kleinen Terrasse richten wir uns gemütlich ein und lassen den Tag mit den besonderen Erlebnissen Revue passieren, bis ein heftiger Tropenregen uns zwingt, uns ins Haus zurückzuziehen.