Wir verlassen heute den Etosha NP und setzen unsere große Runde fort, indem wir an den Kunene fahren, den Grenzfluss zu Angola im Nordwesten Namibias. Wie immer, wenn es darum geht, möglichst viele Tiere zu sehen, ist frühes Aufstehen angesagt. Kein Problem, wir werden kurz nach 6 Uhr wach, noch bevor der Wecker klingelt und sind bereits kurz nach halb Sieben auf der Pad, da wir unser Frühstück schon am Vorabend gerichtet hatten und alles- soweit möglich – startklar gemacht hatten.
Wir haben heute wieder einmal ein größeres Stück Straße vor uns und sind nicht ganz sicher, wie gut ein Teilstück davon befahrbar sein wird. Aber erst einmal führt uns der Weg zum Galton Gate im äußersten Westen des Etosha Nationalparks. Gleich beim Restcamp Olifantsrus sichten wir einen Fleckenuhu, der sich nach seiner nächtlichen Jagd noch nicht zur Tagesruhe zurückgezogen hat.
Auf der etwa 70 Kilometer langen Strecke durch den Park werden natürlich alle Wasserlöcher angefahren, aber sie bieten uns leider keine Highlights mehr. Außer ein paar wenigen Antilopen, Gnus und Straußen lässt sich heute Morgen niemand blicken.
Schön, dass wir kurz vor dem Ausgang dann aber noch eine Herde von Hartmann Bergzebras erspähen. Sie sind eine seltenere Zebra-Art und unterscheiden sich von ihren Verwandten, den Steppenzebras, in einigen Merkmalen.
Am Parkausgang unterziehen wir uns außer den üblichen Formalitäten auch noch der Veterinärkontrolle, die zur Eindämmung von Tierseuchen an den so genannten „vet fences“ durchführt wird und bekommen prompt unsere Milchtüte abgenommen, denn die darf man nicht über den vet fence mitnehmen. (Tage später an einer anderen Stelle des Zauns ist aber genau das dann ausdrücklich erlaubt.)
Galton Gate mit „vet fence“
Jetzt geht es auf einer schnurgeraden Straße nach Norden in Richtung Ruacana. Die Landschaft ist zunächst hügelig, dann flacher, doch überall fast gleich karg. An einer der ganz wenigen Tankstellen machen wir unseren 160-Liter-Tank nochmal voll, denn in den nächsten Tagen werden wir keine Tanke mehr erreichen. Auch ein paar Einkäufe in einem sehr kärglich bestückten Laden müssen getätigt werden, damit wir uns in den kommenden Tagen das eine oder andere Mal selbst verpflegen können. Die Versorgungslage in der Region Kaokoveld, in der wir uns jetzt befinden, ist äußerst begrenzt. Gerne hätte ich auch den Vorrat an Bargeld aufgetankt, aber die einzigen beiden Geldautomaten in der ganzen Region waren leer!
Bis zum Ruacana-Staudamm (20 km nach Ruacana), zu dem wir einen kurzen Abstecher machen, ist die Straße asphaltiert, dann beginnt die die D3700, eine 4×4 Piste, die in der Trockenzeit, in der wir uns ja gerade befinden, recht gut befahrbar sein soll. Vor wenigen Jahren war das noch eine anspruchsvolle Strecke für 4×4-Profis, heute ist sie aber – bis auf einen ganz kurzen Abschnitt, problemlos befahrbar. Es macht richtig Spaß, durch die spröde Landschaft zu fahren, die zuweilen aber auch fantastische Ausblicke auf die „Oase“ des Kunene gibt. In einem schmalen Streifen neben dem Fluss ist nämlich alles grün. Es wachsen Palmen und die Bäume in Flussnähe sind belaubt. Welch ein Kontrast aber dazu die umliegende Landschaft bildet. Alles ist grau oder braun, die Bäume sind (noch) kahl und es sieht fast aus wie nach einem Waldbrand. Eine unbelebte Landschaft, die abweisender kaum sein könnte. Hier und da passieren wir ein Dorf der Himba. Wir können uns kaum vorstellen, wie man hier leben kann. Selbst die sonst überall anzutreffenden Ziegen am Straßenrand gibt es hier nicht.
Wie schön, als wir gegen 14 Uhr auf unserem Campingplatz an der Kunene River Lodge ankommen. Ein paradiesischer Garten direkt am Flussufer des Kunene bietet 13 Plätze, von denen wir uns den schönsten aussuchen und uns dort installieren. Die Managerin rät uns, dass wir uns gut umschauen sollen, wenn wir uns auf dem Gelände bewegen. Vor kurzem wurde ein Python dort gesehen, der aber ungefährlich ist. Im Fluss sollen wir auf keinen Fall baden, denn da gibt es Krokodile. Also Augen auf, beim Weg zur Toilette. Als wir uns die Zeltplätze anschauen, läuft uns kein Kroko, sondern ein harmloser ein Waran ( > 1 Meter) über den Weg.
Wir freuen uns schon auf die morgige „bird tour“ am Morgen und die „boat cruise“ am Abend, aber jetzt und heute heißt es erst einmal Relaxen am Pool, den wir ganz für uns alleine haben und danach ein Abendessen am Campingplatz. Im Potije koche ich ein Rinderfilet-Gulasch. Dazu gibt es auf dem offenen Mopane-Feuer geröstetes Toastbrot. Die Flasche Tinta Barocca vom Weingut Thonningii mundet herrlich dazu. Es ist auch jetzt um 9 Uhr abends noch recht warm, aber die Tiefsttemperaturen der Nacht sind mit 13 Grad doch eher „frostig“ angekündigt. Bald werden wir uns in den Camper zur Nachtruhe in den dicken Schlafsack begeben.