Zu den Epupa Wasserfällen

„Es rauscht im Wald der Wasserfall; wenn’s nicht mehr rauscht, ist’s Wasser all“. Ganz wasserlos sind die Fälle nicht und so rauscht es dann doch ganz schön laut, während ich in dem Chalet der Epupa Falls Lodge sitze und den Bericht des heutigen Tages schreibe. Aber nun schön der Reihe nach …

Heute Morgen wecken uns die Sonnenstrahlen etwas später als an den vergangenen Tagen und wir lassen es gemütlich angehen mit dem Frühstück und damit, den Camper fahrbereit zu machen. Wir nutzen die kühlere Morgenstunde auch noch dazu, ein wenig in der Anlage herumzuspazieren und die Ruhe in der Natur am Kunene zu genießen.

Genau um 10 Uhr brechen wir zur heutigen Etappe auf. Es sind ziemlich genau 100 Kilometer bis zu den Wasserfällen. Die „Straße“ ist eine 4×4-Strecke, die zwar vor wenigen Jahre ausgebaut wurde und mit dem Grader mehr oder weniger regelmäßig geebnet wird, die dennoch nur in der Trockenzeit passierbar ist. Vor dem Ausbau der Strecke musste man 8 bis 10 Stunden für die 100 km einplanen, heute rechnen wir mit 3 ½ Stunden Fahrtzeit. Es geht gleich „lustig“ los! Die ersten paar hundert Meter bestehen aus Felsen, die mit dem Grader nicht eingeebnet werden können. Für einen 4×4-Spezialisten sicher nichts Besonders, für mich aber schon herausfordernd. Bald wird die Piste einfacher befahrbar, bis wir sehen, dass in einem der unzähligen Trockenflusstäler Wasser steht. Das bedeutet eine kleine Wasserdurchfahrt mit sandigem Untergrund. Bitte hier nicht steckenbleiben!!! Der 2,6-Liter-6 Zylinder-Diesel-Motor des Toyota Hilux zieht uns kräftig ohne Durchdrehen der Räder durchs Wasser und an der gegenüberliegenden Seite durch den recht tiefen Sand aus dem Bachbett wieder heraus.

Es ist sicher kein Zufall, dass genau an dieser Passage eine Himbafamilie steht. Kinder spielen im Wasser, eine Frau bittet uns, ihr etwas Geld und/oder zu essen zu geben. Ein Mann gesellt sich hinzu, mit einem Stück Fleisch in der Hand, was schon sehr merkwürdig anmutet. Der Bitte nach Lebensmitteln kommen wir gerne nach, die Bitte nach Bier für den Vater schlagen wir aus. Auf den kommenden Streckenabschnitten, als immer wieder – vor allem Kinder – an die Straße gelaufen kommen, wenn sie das Fahrzeug hören, geben wir nach und nach Teile unserer Lebensmittelvorräte ab und die Kinder freuen sich sichtlich über Orangen, eine Monkey Orange, Fruchtsaft, etc. Dabei fragen wir uns ernsthaft, wie man es hier im Kaokoveld überhaupt schaffen kann zu überleben.

In der Folge überrascht die Pad immer wieder mit sehr steilen Anstiegen und Abfahrten. Sie verläuft manchmal direkt am Fluss, manchmal aber auch hoch oberhalb des Flusses, mit tollen Aussichtspunkten. Der Kontrast zwischen dem oft palmenbestandenen Kunene und der umliegenden kargen Berglandschaft bietet immer wieder großartige Bilder. Vielleicht muss man ein gewisses Faible für die Wüste haben (wir haben es), um diese Umgebung schön zu finden, interessant ist sie aber allemal.

Um kurz nach 13 Uhr beziehen wir unser schickes Chalet Nr. 4, das direkt am Flussufer gelegen ist und vielleicht 25 Meter von der Absturzkante des Wasserfalls entfernt ist. Welch ein Ausblick und schön, mal wieder ein Zimmer mit Bad zu haben, richtige Betten und Breakfast + Dinner. Nicht dass wir das Camping verschmähen, aber zwischendurch ist es dann auch schön, sich in einer Lodge verwöhnen zu lassen.

Auf den letzten 1000 Kilometern unserer Fahrt gab es nur zwei Geldautomaten. Beide leer. Daher sind wir nur noch mit wenig Bargeld ausgestattet, was es schwierig gestaltet, an den hier angebotenen Aktivitäten teilzunehmen. Irgendwie bekommen wir es aber gedeichselt, dass wir auf eine boat cruise gehen können, die sich dann aber als Raftingtour herausstellt. Wir zögern kurz: wollen wir das wirklich? Unsere Bekleidung taugt einigermaßen dafür, also egal, dann wird es eben sportlicher! Da der Wasserstand des Kunene niedrig ist, kann es nicht allzu wild werden mit den Stromschnellen. Wir machen mit dem Shuttlejeep nochmal einen kurzen Stopp an unserem Chalet, damit Andrea die neu erworbene Go Pro Kamera holen kann. Vielleicht gelingen ihr ja ein paar schöne Action-Videos. Dann geht es mit dem Geländewagen die Straße, auf der wir gut eine Stunde zuvor gefahren sind, flussaufwärts zur Einsetzstelle am Kunene. Wir paddeln – jeder von uns in einem Boot mit je einem Guide – etwa 10 Kilometer den Fluss hinunter. Wir sehen Krokodile (teils sehr nahe) und ein paar Vögel und haben an den fünf Stromschnellen viel Spaß. Einmal legen wir für eine kleine Rast mit Kaltgetränken kurz in Angola an. Mit dem Gegenwind, den wir die ganze Zeit haben, ist die 2 1/2-stündige Paddeltour unterm Strich doch einigermaßen anstrengend. Sehr gut – nach so vielen unsportlichen Tagen.

Bis zum Dinner machen wir ein Mittagsschläfchen und relaxen im Chalet. Es gibt heute einen kleinen Salat, Beefsteak mit Karotten und Folienkartoffeln, danach ein Eis mit Obstsalat. Nicht schlecht, vor allem, wenn man bedenkt, dass die Versorgung mit frischen Lebensmitteln in dieser sehr abgelegenen Gegend hier oben alles andere als einfach ist.

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