Ein Bericht über die Anreise sollte in aller Regel kurz ausfallen, denn dann gibt es zumindest nichts zu berichten, was schiefgelaufen wäre. Der Bericht über die Anreise nach Windhoek im vergangen Jahr war leider lang. Der heutige ist – Gott sei Dank – kurz, denn wir sind wohlbehalten und ohne größere Überraschungen und Probleme in Südafrika angekommen.
Dass es bei der Deutschen Bahn zu einer Verspätung kommt, ist nichts Besonderes. Da wir sehr, sehr früh von zuhause aufgebrochen waren, hat uns die dreiviertelstündige Verspätung des ICE ab Karlsruhe weder die gute Laune verdorben noch in irgendeiner Weise nervös gemacht – es war schließlich „unendlich“ viel Puffer eingebaut.
Wir hatten uns aufgrund der Horrorberichte über die Abfertigungsprobleme an den Flughäfen auf lange Schlangen und Wartezeiten eingestellt und waren dann bass erstaunt, dass sowohl die Gepäckaufgabe als auch die Sicherheitskontrolle im Sauseschritt erledigt waren. Das verschaffte uns ausreichend Zeit, uns mit einem Imbiss zu stärken und es uns am Gate bequem zu machen, um auf unser Boarding zu warten. Obwohl das Boarding fast pünktlich begann und zügig ablief, startete unsere Maschine, eine 747-8, erst um 22:55 Uhr mit 50 Minuten Verspätung. Personalengpässe beim Verladen hatten den Zeitplan wohl durcheinandergebracht.
Ein ereignisloser 10 ½-stündiger Flug, auf dem wir überraschend lange geschlafen haben, brachte uns an den Flughafen O.R. Tambo in Johannesburg. Da stehen wir nun – zum dritten Mal auf südafrikanischem Boden. Die Passkontrolle nimmt einige Wartezeit in Anspruch, dafür geht die Gepäckausgabe um so schneller. Die Schlange vor dem Schalter der Autovermietung (Europcar) ist allerdings ziemlich lang und es geht auch nur schleppend voran. Das liegt daran – erfahren wir bald – dass einige Autos nicht zur Verfügung stehen, die eigentlich gerade ausgegeben werden sollten. So auch unser City-SUV. Ohne langes Zögern bietet uns der Europcar-Servicemitarbeiter ein kostenloses Upgrade auf einen „Toyota Hilux Doublecab“ an. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen, da wir uns riesig über einen „richtigen Wagen“ freuen im Gegensatz zu dem „Wägelchen“, das wir eigentlich gebucht haben (Toyota RAV4). Dass das aber nicht nur einen, sondern zwei Haken hat, übersehen wir in unserer Begeisterung. 1. oh Schreck, es ist ein Schaltwagen und kein Automatikgetriebe und 2. er hat ein Canopy mit Sichtfenstern. Unser Gepäck im Laderaum ist also von außen bestens sichtbar. Das ist keine gute Idee in Südafrika! (Außerdem erweist sich später das Canopy als sehr staubdurchlässig.)
1:45 Std nach dem Aufsetzen unseres Flugzeugs verlassen wir in „unserem“ Hilux den Flughafen. Jetzt ist Andrea richtig gefordert: Linksverkehr, manuelle Schaltung und Großstadtverkehr – eine heftige Mischung! Aber sie meistert das (wieder einmal) mit Bravour und verwechselt nur selten den Blinker mit dem Scheibenwischer und verschaltet sich nur anfangs ein, zwei Mal. Sicher manövriert sie uns durch den zweitweise recht dichten Verkehr zum Voortrekkerdenkmal bei Prätoria. Das Voortrekkerdenkmal ist ein Monumentalbauwerk zu Ehren der Voortrekker, die die Kapkolonie zwischen 1835 und 1854 zu Tausenden verließen, um weitere Gebiete des heutigen Südafrikas zu besiedeln. Das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig soll laut Wikipedia dafür als Vorlage gedient haben.
Sie mutet schon ein wenig seltsam an, die Glorifizierung der Niederschlagung der indigenen Bevölkerung, die mit diesem Denkmal zum Ausdruck gebracht wird. Aber es ist ein Stück der Geschichte dieses Landes und in der Kürze unseres Besuchs können wir uns nicht anmaßen zu beurteilen, ob mit diesem Teil der Geschichte Südafrikas an dieser Gedenkstätte angemessen umgegangen wird.
Das monumentale Bauwerk (1938 – 1949 erbaut) beeindruckt uns durchaus, und auch das liebevoll gestaltete Museum mit Exponaten aus der Voortrekker-Zeit und der prächtig angelegte (Stein-) Garten sind sehr schön anzuschauen. Die Geschichte des Großen Trecks wird auf 27 Marmorfriesen sehr anschaulich gezeigt. Die 64 steinernen Ochsenkarren, die das Monument umgeben, stehen als Symbol für eine Wagenburg, so wie sie von den Voortrekkern seinerzeit zur Verteidigung aufgebaut wurde.
Nach einer kurzen Stärkung auf der Terrasse des Uitspan Restaurants fahren wir zu unserer ersten Unterkunft in der Industriestadt Middelburg. Wier erwarten weiter nichts von diesem Ort, außer dass wir dort in der Mall einkaufen können und dass wir übernachten können. Middelburg liegt einfach „strategisch günstig“ auf unsere Stecke Richtung Panoramaroute und Kruger NP. Gut, dass wir uns für den ersten Tag keine längere Strecke vorgenommen haben, sonst wäre uns das zu stressig und zu anstrengend geworden.
Im Lamor Guesthouse werden wir freundlich begrüßt, man zeigt uns unser ansprechendes Zimmer und wir bekommen ein leckeres Abendessen. Was will man mehr? Wir sind jetzt schon recht müde und werden sicher bald zu Bett gehen. Es ist außerdem auch schon seit 18 Uhr dunkel draußen! Ein echter Nachteil, im Winter hier zu sein. Vorteilhaft aber die Temperatur – es war heute bei schönstem Sonnenschein 25 Grad warm und heute Nacht kühlt es deutlich ab.