Seit drei Wochen befinden wir uns nun in Südafrika und unsere Tagesabläufe waren durch viel Autofahren geprägt: zu Beginn der Reise einfach um von A nach B zu kommen, oder um entlang der Panorama-Route wunderschöne Aussichten zu genießen. Dann folgten acht Tage im Krüger NP, danach der Hluhluwe, etc., in denen wir viele Stunden auf Safari waren. Immer im Auto natürlich.
Doch diese Bewegungsarmut findet heute ein jähes Ende! Wir haben uns eine der TOP-Wanderung in den Drakensbergen ausgesucht: entlang der Tugela-Schlucht zu den Tugela-Falls, dem zweithöchste Wasserfall der Erde (983 Meter).
Nach einem deftigen Frühstück machen wir uns um 7:30 Uhr auf den Weg. Es ist noch recht kühl, so um die 10 Grad, und wir haben uns dick angezogen, legen aber binnen 30 Minuten Schicht um Schicht ab, denn die Sonne strahlt wärmend vom wolkenlosen Himmel. Wie lange die ausgesuchte Wanderstrecke genau ist, konnten wir der spärlichen Tourenkarte nicht entnehmen. Wir gehen aber davon aus, dass wir am frühen Nachmittag wieder zurück sein werden.
Die Wanderstrecke gefällt uns ausgesprochen gut, denn sie führt nicht, wie vor der Wanderung befürchtet, im oder direkt neben dem Flusslauf, sondern schlängelt sich immer rechts oberhalb davon gemächlich ansteigend durch eine zunächst sehr grüne Landschaft. Und dieses saftige Grün ist wohl auch der Grund für eine tolle Begegnung mit einer kleinen Gruppe Elen-Antilopen, die wir gestern nur aus weiter Ferne sehen konnten. Erstaunlich, wie behände der junge Bock und seine fünf Mädels am steilen Hang unterwegs sind.
Weiter geht der recht gut befestigte Weg nun durch eine eher karge, braune Graslandschaft, immer wieder gesäumt von Protea-Pflanzen. Die Protea hat es uns seit unserem ersten Urlaub in Südafrika angetan: diese wunderschönen, riesigen Blüten sind einfach einzigartig. Noch blüht hier aber kein einziger Busch. Oder besser gesagt Baum, denn diese Gestalt haben die Pflanzen hier. Viele der Proteen müssen vor kurzem auch einem starken Feuer ausgesetzt gewesen sein, so schwarz verkohlt sind die Stämme. Aber erstaunlicherweise treiben fast alle Pflanzen wieder neue Blätter aus und erste Blütenknospen sind erkennbar. Klar, der Frühling steht hier erst vor der Tür, aber erfreulicherweise können wir hier und da schon ein paar Frühblüher entdecken.
An kleinen, steilen Seitentälern wird die offene Grasfläche von dschungelartigen Wäldchen abgelöst, in denen es angenehm kühl ist. Und kaum kommen wir wieder aus solch einem Waldstück heraus, trifft unser Blick erneut auf die grandios ausschauende Felswand vor uns.
Nach fünfeinhalb Kilometern ist der Weg gesperrt (Erdrutsch?) und von hier beginnt der etwas anstrengendere Teil der Wanderung, denn es geht in einer Umleitungsstrecke steil und eng bergauf und bergab zwischen Bäumen und Felsen bis wir schließlich direkt im Flussbett ankommen. Dieses ist, wie zu erwarten zu dieser trockenen Jahreszeit, quasi leer. Lediglich ein kleines Bächlein bahnt sich seinen Weg durch die teils riesigen Felsblöcke. Und durch dieses Geröll führt ab jetzt unsere Wanderung. Wir suchen uns unseren Weg zwischen größeren und kleineren Felsen, queren den Wasserlauf mehrere Male und freuen uns an dem Anblick des glasklaren Wassers, das sich immer wieder mal in kleinen Becken sammelt. Nach weiteren 1,5 Kilometern haben wir das Ende der begehbaren Strecke erreicht. Das Wasser strömt hier aus einem „Tunnel“, in den wir uns noch ein paar Meter vorwagen. Leider sind auch die Leitern rechts am Fels gesperrt, wohl auf Grund ihres maroden Zustandes. Über diese hätten wir die Tour noch ein Stück fortsetzen können.
Vom hohen Wasserfall ist übrigens nichts zu sehen, nicht einmal eine nasse Felswand und schon gar kein in die Tiefe stürzendes Wasser. Wir hatten das wegen des wenigen Wassers im Flussbett schon vermutet. Schade, aber die wunderschöne, abwechslungsreiche Wanderung ist für sich gesehen schon „Lohn“ genug.
Nach einer kurzen Vesperpause an einem der schönen, glasklaren Becken machen wir uns auf den Rückweg und treffen kurz vor 15 Uhr wieder im Thendele-Camp ein. Im Shop kaufen wir uns kühles Ginger-Bier und zwei Magnum-Eis als „Belohnung“ und gehen anschließend in unsere Berghütte.
Eines ist uns schnell klar: die 15 kilometerlange Wanderung wird sich morgen durch einen ausgewachsenen Muskelkater bemerkbar machen. Aber der Plan ist, diesen einfach mit der nächsten Tour „wegzuwandern“.
Kurz nach 16 Uhr feuert Wolfgang den Grill an und kredenzt uns um 17 Uhr herrliche Steaks mit Grillgemüse und Knoblauchbrot. Dazu gibt’s einen wunderbaren Beyerskloof Pinotage. So endet ein weiterer wunderschöner Tag in Südafrika.