Blenheim – Wither Hills
Dem Wetterbericht Glauben schenkend muss es heute Morgen beim Aufstehen grau in grau sein, wenn nicht regnen. Ich ziehe daher die Vorhänge missmutig auf und staune nicht schlecht, einen blitzeblanken Himmel über dem Queen Charlotte Sound zu erblicken! Wir können uns kaum satt sehen an diesem Anblick.
Beim Frühstück bitten wir Colette um eine Empfehlung für einen „walk“ in der Umgebung. Sie meint, die Wither Hills wären gut geeignet und außerdem wären wir dann auch ganz in der Nähe der berühmten Marlborough Weingüter, die wir ja sicher auch noch besuchen wollen. „That’s what we do!“ lautet unsere Antwort auf ihren Vorschlag.
Aber vorher muss eines noch unbedingt erledigt werden: Baden vor der Haustür, ganz egal, bei welchen Temperaturen (Colette meinte, mehr als 13°C dürfte das Wasser nicht haben). Also noch schnell die Badehose an, den steilen Abstieg durch den „Garten“ ans steinige Ufer und rein ins kühle Nass. Lange währt der Badespaß natürlich nicht, aber toll war ’s.
Habe ich gestern nicht von den gelben, ungewöhnlich anmutenden Bergen und Hügeln geschrieben? Genau das sind die Wither Hills, an deren Fuße Blenheim liegt. Von einem Wanderparkplatz aus nehmen wir einen sportlich ansteigenden Weg hinauf zum Rotary Lookout. Von hier aus sehen wir schön über die Stadt auf die benachbarte Bergkette und das grüne, mit Weinfeldern ausgefüllte Tal des Wairau River. Wenngleich sie mit ihrer Wärme nicht gegen den frischen Wind ankommt, freuen wir uns an der Sonne, die die gelben Berge in ein ganz besonderes Licht taucht. Mal bergab, aber vor allem weiter bergauf führt unser Weg durch die Wither Hills Farm. Warum heißt das eigentlich „Farm“, wo es sich doch nur um unendlich große Grasfelder auf Hügel- und Bergketten handelt? Später lesen wir, dass es sich tatsächlich um eine Rinder- und Schaffarm handelt, die voll in Betrieb ist.
Langsam bedeckt sich leider der Himmel und wir müssen fürchten, dass wir beim Abstieg nass werden könnten. Dem ist dann aber doch nicht so. Trocken kommen wir nach ziemlich genau 3 Stunden Wanderung wieder am Ausgangspunkt an.
Jetzt wollen wir im Restaurant der „Wither Hill Vinery“ zu Mittag essen. Es ist nicht weit dort hin. Nach wenigen Minuten mit dem Auto betreten wir das Weingut, ein ansehnlicher moderner Bau, der ein – wie sich herausstellen soll – ganz gutes Restaurant beherbergt. Naheliegend, dass diejenigen, die etwas von Wein verstehen, sich auch mit gutem Essen auskennen. Auch dieser Tipp unserer Vermieterin Colette ist ein Treffer! Andrea isst den Fisch des Tages und ich ein Rinder-Reh-Pillaf. Beides mundet uns vorzüglich. Dazu gibt es natürlich tolle Weine der „Wither Hill Vinery“. Nach dem Essen machen wir uns bei einem „tasting“ mit weiteren Weinen dieses Weinguts vertraut. Schade, dass wir im Flugzeug nicht mehr als ein, zwei Flaschen mitnehmen können, ohne Unsummen für das Übergewicht zahlen zu müssen.
Nun geht ’s noch kurz in ein Internetcafé, um den Wetterbericht für die kommenden Tage in Erfahrung zu bringen. Colette hatte uns von einem heranziehenden Sturmtief berichtet. Leider hat sie mehr als Recht: es erwarten uns zwei Tage fieses Regenwetter auf der Nordinsel, auf die wir uns morgen begeben werden. Und auch für die Tage danach sagt der Trend nicht gerade warmes Sommerwetter voraus. Der Sommer 2012 ist in NZ ein Totalausfall und es scheint auch nichts aus einem versöhnlichen Spätsommer zu werden. Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Also werden wir die Köpfe nicht hängen lassen und schauen, was die verbleibenden Reisetage auf der Nordinsel für uns bereithalten.
Den Abend verbringen wir lesend in unserer Unterkunft in Picton und genießen dazu noch ein Gläschen des feinen Marlborough Weines.