Heute steht unser erster „Umzug“ in Südafrika an: von Langebaan am Atlantik in die Cederbergs, nordöstlich von unserer bisherigen Position im Landesinneren.
Nach dem gewohnt guten Frühstück in unserer Unterkunft und dem Beladen des Toyota Ranger, fahren wir zunächst eine Tankstelle an, denn in den nächsten Tagen besteht kaum eine Möglichkeit zum Tanken. Da wir im Hinterland mindestens 600 km ohne Tankstopp überstehen müssen, wollen wir zudem einen vollen Ersatzkanister mitnehmen. Bereits am Vortag wollten wir einen kaufen, jedoch ohne Erfolg. An der Tankstelle gibt es wider Erwarten auch keine Kanister zu kaufen. Doch zum Glück legt sich unser Tankwart Patrick mächtig ins Zeug und zaubert von irgendwoher einen gebrauchten 10 Liter-Kanister herbei. Wir sind dankbar und das Trinkgeld fällt entsprechend aus.
Vor uns liegen ca. 260 km, zunächst entlang der Atlantikküste bis Elandsbay. Diesen kleinen Umweg fahren wir, weil wir noch eine Weile den Blick aufs Meer genießen wollen…doch daraus wird nichts: über den Dünen bis ca. 300 Meter ins Landesinnere hält sich hartnäckig eine Nebelfront! Vom Meer ist also nichts zu sehen. Schade!
Da sich Elandsbay als wenig attraktiv entpuppt, kehren wir also nun dem Atlantik den Rücken und fahren gen Osten, den Zederbergen entgegen. An deren Ausläufern angekommen machen wir einen kurzen Stopp in Clanwilliam, eigentlich eine Kleinstadt, aber die „Hauptstadt des Roibos-Tees“. Leider hat der Rooibos-Factory-Store sonntags geschlossen (alle anderen Läden haben auf!), sodass wir uns ohne Teevorrat, aber nach nochmaligem Betanken des Autos, wieder auf den Weg machen. Nach ca. 20 Km Richtung Süden verlassen wir die gut ausgebaute N7 Richtung Osten: ab hier fahren wir für die nächsten Tage nur noch auf gut präparierten gravel roads. Wir überqueren den Olifants-River, fahren stetig bergan in einer recht kargen, aber dennoch beeindruckenden Berglandschaft mit faszinierenden Ausblicken. Als uns eine Informationstafel am Straßenrand darauf aufmerksam macht, dass wir uns nun im Land der Leoparden befinden, wird mir schon ein wenig mulmig…aber wenn es sich mit denen so wie bei uns mit den Luchsen und Wölfen verhält ist eigentlich alles halb so wild.
Kurz nach 14:00 Uhr erreichen wir die Rezeption unserer Unterkunft, die Cederberg Cellars. Da es Sonntag ist, müssen wir allerdings bis 16:00 Uhr warten, bis wir die Anmeldeformularien erledigen können. Kein Problem: da das Anwesen mit seinen teils im kapholländischen Stil gehaltenen Gebäuden und dem kleinen, aber feinen Park vor der Winery zum Verweilen geradezu einlädt, setzen wir uns auf die Parkbänke bzw. legen uns auf den gepflegten Rasen und genießen die Ruhe dieser „Oase“ inmitten der schroffen Berge.
Die Anmeldung erfolgt zügig, sodass wir kurz nach 16:00 Uhr unsere bescheidenes, aber nettes Häuschen im Sanddrif Holiday Resort beziehen können, gut 1 km vom Weingut entfernt. Die Ansammlung von ca. 15 unterschiedlicher Cottages gruppiert sich entlang des Dwarsrivier, einem kleinen Flüsschen, das jede Menge Sand an seinen Ufern liegen lässt und damit einen wunderbaren kleinen, aber feinen Badestrand für die Bewohner parat hält. Daher vergeuden wir auch keine Zeit, ziehen die Badeklamotten an, legen uns in besagten feinen, weißen Sand, baden und relaxen im Schatten exotischer Bäume.
Zum Abendessen steht uns die nächsten Tage kein Lokal zur Verfügung, so abgeschieden wie die Cederberg Wilderness Area liegt. Dafür legt sich Wolfgang am Grill mächtig ins Zeug und zaubert uns am Grill aus Steak, Wurst, Kürbis und Brot ein wunderbares einfaches, aber leckeres Abendessen, während ich mich auf einen speziellen Nachteinsatz vorbereite: die Fotografie der Milchstraße! Bei uns in Europa auf Grund der „Lichtverschmutzung“ quasi unmöglich, hier in dieser Abgeschiedenheit jedoch quasi ein „Muss“ für den ambitionierten Hobbyfotografen. Zu Hause habe ich mir ein lichtstarkes Weitwinkelobjektiv besorgt, im Internet diverse Tipps zur Sternenfotografie geholt und Bücher zum Thema gelesen. Nun habe ich ca. eine Woche Zeit zum Experimentieren! Es trifft sich gut, dass auch der Mondzyklus mitspielt, denn wir haben Neumond.
Nach den nötigen Voreinstellungen an der Kamera, bewaffnet mit Kamera, Stativ und Stirnlampe, müssen wir nur hinters Haus gehen, um einen wunderbaren Blick auf die Milchstraße genießen zu können, den wir zunächst andächtig in uns aufnehmen. Dann mache ich mich an die Vorbereitung für hoffentlich gelungene Nachthimmelaufnahmen und lege los…das Ergebnis ist für den Anfang mehr als zufriedenstellend, denn auch ohne Bildbearbeitungsprogramm macht das schon richtig was her.
Für den nächsten Abend suchen wir einen fotogeneren Vordergrund aus, tunen noch etwas an der Belichtungszeit und sind gespannt, was dabei rauskommen wird.