Zurück nach Windhoek

Die Frage, die sich Nelly Furtado in einem ihrer Lieder stellt „why do all good things come to an end“, stellen wir uns nun auch. Ja, ein einmonatiger Urlaub geht eben auch einmal zuende! So wenig wir uns mit dem Gedanken anfreunden können, ins kalte, coronavirenverseuchte Deutschland heimzukehren, so sehr freuen wir uns aber auch auf unser Zuhause mit all seinen Annehmlichkeiten und auf unsere Familie.

Also beginnt ab heute die Heimreise! Das haben wir so definiert, um nicht vom letzten Tag in Namibia enttäuscht zu sein, denn von Windhoek und dem Hotel in der Nähe des Flughafens erwarten wir nicht wirklich viel.

Wir haben in unserem Edel-Chalet wunderbar geschlafen und werden mal wieder vor der Zeit von verschiedenen Vogelstimmen und der aufgehenden Sonne direkt vor unserem Panoramafenster geweckt: Herrlich!

Nach einem reichhaltigen Frühstück im Restaurant packen wir unsere Taschen, Rucksäcke und die Kiste für Jana und Lucas in den Wagen und fahren von der Plateau-Lodge runter zur Rezeption. Was sich so einfach liest, ist ein Gezirkel zwischen Felsen rechts und links eines gepflasterten, eng gewundenen und wahnsinnig steilen Weges. Bei der gestrigen Fahrt hinauf hatte Wolfgang schon befürchtet, dass der Wagen das Gefälle nicht packen könnte, heute fahre ich runter und werde das Gefühl nicht los, dass der Wagen jeden Moment einen „Purzelbaum“ machen wird.

Jetzt, wo unser Urlaub fast zuende ist, sichten wir zum ersten Mal eine Antilopenart, die wir zuvor noch nie gesehen hatten: das Kirk-Dikdik! Mit seiner rüsselartigen Schnauze und dem markanten Haarbüschel zwischen den Hörnern sieht diese kleine Antilope, die maximal 40 cm hoch wird, schon sehr „putzig“ aus.

An der Rezeption übergeben wir einem netten jungen Mann die Kiste, der uns verspricht, diese gut aufzubewahren und am nächsten Nachmittag Jana und Lucas zu übergeben. „Und die kommen auch wirklich?“ fragt er noch. „Na klar, sie haben ja bereits gebucht“, antworten wir. Wir haben mit den beiden natürlich im Vorfeld nochmals alles abgeklärt, vor allem wegen der Corona-Entwicklung in Deutschland und einem drohenden Lockdown. Aber nichts spricht gegen eine Reise nach Namibia.

Dreieinhalb Stunden dauert unsere Autofahrt. Die ersten 40 km (gravel road) entlang des Waterbergs ist landschaftlich besonders schön. Wir staunen nicht schlecht, dass sich zum ersten Mal bewahrheitet, was durch Warnhinweisschilder angekündigt wird, denn wir entdecken am Straßenrand immer wieder Warzenschweine. Zum Glück sind die aber so clever und rennen nicht blindlings auf die Straße. Aber Vorsicht ist dennoch geboten.

Bevor wir auf die B1 nach Süden abbiegen, erhöht Wolfgang nochmal den Reifendruck und nun geht’s auf Teer-Straßen etwas flotter unserem Ziel entgegen. Unterwegs stellen wir uns vor, wie für Jana und Lucas morgen die ersten Eindrücke von Namibia sein werden, wenn sie diese Strecke in umgekehrte Richtung fahren. SUPER, da sind wir uns sicher.

Zur Unterhaltung schalten wir das Radio ein: Boney M trifft mit seinem Song „Gotta go Home“ den Nagel auf den Kopf! Ja, es geht nach Hause! Aber nach vier Wochen Urlaub in diesem schönen Land wäre es absurd, damit zu hadern.

Je mehr wir uns Windhoek nähern, desto „langweiliger“ wird die Landschaft. Dafür wird die Straße interessant, denn die letzten 50 Kilometer fahren wir tatsächlich auf einer vierspurigen Autobahn. Kaum zu glauben, aber wahr. Es sind aber auch die einzigen Autobahnkilometer 😉 im ganzen Land.

Punkt ein Uhr erreichen wir den Firmensitz von AVIS Safari Rental, wo wir unseren Bushcamper abgeben. Wir erklären Jan, was alles nicht zufriedenstellend war, was defekt ist und was zukünftig besser gemacht werden sollte. Er zeigt sich einsichtig und kommt uns wegen der verlorenen Zeit in Swakop preislich etwas entgegen. Vor 4 Wochen war der Hof leer – kein weiterer Camper stand dort zur Verfügung. Nun sind es schon wieder 4 oder 5 Autos, die er gerade bereit hält. Er zeigt uns, wie diese aufgebaut sind, welche Verbesserungen es gegenüber unserem Modell mittlwerweile gibt. Na ja, so einen neuen Camper hätten wir uns auch gewünscht und nicht unser in die Tage gekommenes Modell. Jan verspricht uns: bei der nächsten Anmietung bekommen wir ein TOP-Fahrzeug. Zu guter Letzt überlässt er uns den Camper kurzerhand einen Tag länger, da wir uns in Windhoek noch umsehen und ein wenig shoppen gehen wollen. Klasse! So können wir ganz unkompliziert noch downdown fahren und uns selbst ein Bild davon machen, ob Windhoek einen Besuch wert ist.

Die Antwort auf diese Frage ist schnell klar: wir finden, dass man Windhoek nicht unbedingt einen Besuch abstatten muss. Die namibische Hauptstadt wartet zwar mit eingen Gebäuden auf, die im Baustil der deutschen Kolonialzeit errichtet wurden, und man kann einge Sehenswürdigkeiten besichtigen, so z.B. die Christuskirche, die Alte Feste, einige Denkmäler. Aber Begeisterung kommt bei uns nicht auf.

Wir kaufen noch ein paar Kleinigkeiten ein. Andrea ersteht bei Himba-Frauen ein paar Reiseandenken und bekommt anschließend ungefragt ein Baby für ein gemeinsames Foto nach dem erfolgreichen „deal“ in die Hand gedrückt.

Als uns die Nachricht erreicht, dass Jana und Lucas sechs Stunden vor dem Abflug ihre Reise gecancelt haben, sinkt unsere Stimmung auf den Gefrierpunkt. Die beiden tun uns so leid, wie sie in ihrer Reisevorfreude von Corona so kalt erwischt wurden. Durch den anstehenden Lockdown in Deutschland wäre ihr Rückflug äußerst unsicher. Das Risiko können sie wegen ihrer Arbeitsplätze nicht eingehen.

Wir fahren ins Hotel. Das Transkalahari Inn hatten wir gewählt, weil es nah am Flughafen liegt. Es ist eine zweckmäßige, eigentlich ganz nette Unterkunft. Keine schlechte Wahl. In der Bar muntern wir uns mit Hunters Dry und Savanna Dry auf, „testen“ kurz den Pool und machen unser Gepäck für den Rückflug fertig.

Zum Abendessen gibt es Namibian Grill Platter mit Steaks vom Zebra, Elenantilope und Gnu. Lekker! Wir sind gespannt, wann wir das das nöchste Mal genießen können. Zuhause ja eher nicht 🙁

Morgen geht es dann um 8:00 Uhr zum Flughafen. Die Maschine fliegt um 10:00 Uhr ab. Dreizehn bis vierzehn Stunden FFP2-Maske tragen. Wie sehr wir uns darauf schon freuen 🙁

Pünktlich landet unsere Maschine in FRA und Lucas und Jana holen uns vom Flughafen ab und bringen uns wohlbehalten nach Hause, wo es wegen eines Fehlers beim Wiederhochfahren der Heizung sehr kalt ist …

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