Nossob – Geburtstag in der Kalahari

Zum Frühstück gibt es heute zwar keine Geburtstagstorte aber einen guten Kaffee und ein echtes „Safari-Frühstück“. Genau so habe ich es mir vorgestellt, als ich darüber nachdachte, meinen Sechziger in der Kalahari zu erleben. Perfekt!

Welch ein Schock! Das Thermometer im Auto zeigt 3 Grad (plus) an, als wir losfahren!!! Wir können es kaum glauben, denn als wir heute Morgen aufgewacht sind, war es ausnahmsweise einmal nicht a….kalt in unserem Chalet. Der Heizlüfter im Bad zum Duschen war nur eine nette Dreingabe und wäre wirklich nicht zwingend erforderlich gewesen. Also dachten wir, es wäre eigentlich recht warm, aber in Wirklichkeit ist es saukalt. Kein Problem, denn wir sitzen jetzt im beheizten Hilux und starten auf die 165 km lange Strecke von Twee Rivieren nach Nossob.

Das darf man sich etwa so vorstellen, als würde man über holprige Feldwege von zuhause bis nach Freiburg fahren und immer dann anhalten, wenn irgendwelche Vögel zu sehen sind, oder Rehe, Wildschweine, Eidechsen oder Schmetterlinge oder wenn sonst irgendetwas kreucht und fleucht.

Also dann: los geht’s auf pad. In der ersten Stunde haben wir keine Sichtungen. Es ist etwas neblig im Tal des trockenen Flusses Nossob, was sagenhafte Stimmungsbilder zaubert. Vermutlich gibt es diese Morgenstimmung hier nicht sehr oft.

Plötzlich entdecken wir zwei Singhabichte am Straßenrand. Komisch, diese Vögel sehen wir doch sonst immer nur auf den Spitzen höherer Bäume. Was machen die da unten? Sie fliehen nicht, als wir uns annähern. Jetzt erkennen wir auch, dass es nicht nur zwei Exemplare sind, sondern derer sechs. Schnell wird uns klar, was sie hier treiben. Sie jagen gemeinsam einen jungen Honigdachs. Dieser ist mit einem Elterntier zusammen unterwegs. Allein schon die Sichtung der Honigdachse ist für uns eine große Freude, denn oft sind uns Honigdachse noch nicht vor die Linse gekommen. Aber die grausame Jagd der Greifvögel auf das Junge zu beobachten, ist etwas ganz Spezielles. Wie dieses „Spiel“ auf Leben und Tod ausgeht werden wir nie erfahren, denn irgendwann verschwinden Jäger und Gejagte im Unterholz und sind zu weit entfernt, als dass wir weiter zuschauen könnten.

Es dauert nicht lange und wir werden auf mehrere Autos aufmerksam, die am Rande der pad stehen. Da muss es irgendetwas zu sehen geben. In der Tat: ein Gepard läuft parallel zum Fahrweg und zieht die Aufmerksamkeit der Beobachter auf sich. Eine großartige Sichtung auch für uns, denn bisher haben wir Geparden nur unter Bäumen liegend gesehen, aber nicht in Bewegung, so wie dieses ausgewachsene Prachtexemplar. Wir können die imposante Katze eine geraume Zeit lang beobachten, bis sie abbiegt und sich weiter von uns entfernt. Welch ein großartiges Geburtstagsgeschenk!

Über dem Wasserloch, das wir als nächstes erreichen, kreisen mehrere Schwärme Flughühner. Sie werden hoffentlich gleich landen, um Wasser aufzunehmen, das sie dann über viele Kilometer zu ihrem Nachwuchs transportieren. Nach und nach landen immer mehr Flughühner am Wasserloch und welch eine Freude: es sind auch Fleckenflughühner (Buchell’s Sandgrouses) darunter, also eine Art von Flughühnern, die wir bisher noch nicht gesichtet haben (zumindest nicht bewusst). Eine Erstsichtung ist immer etwas Schönes! So darf es weiter gehen.

Aber die Hoffnung auf weitere schöne Sichtungen bleibt eine Hoffnung. Es folgen viele, viele Kilometer bis ins Rest Camp nach Nossob, auf denen wir fast keine Tiere sehen. Die einzigen „mehr oder weniger sicheren Kandidaten“, die sich immer wieder mal zeigen, sind Oryx und Springbock, aber das war es dann auch. Bis auf die Sichtung einer Straußenfamilie von Vater, Mutter und sage und schreibe 16 jugendlichen Straußen. Sie stehen nahe und so können wir sie sehr gut beobachten. Irgendwann wechseln die Eltern die „Straßenseite“ und es dauert einen längeren Moment, bis es den Jugendlichen klar wird, dass sie den Anschluss verlieren. Plötzlich kommt Hektik unter ihnen auf und sie rennen mit hohem Tempo direkt an uns vorbei und schließen wieder zu den Eltern auf. Für uns ist das ein spektakuläres Schauspiel.

Nach insgesamt etwa sieben Stunden erreichen wir unser heutiges Ziel, das Nossob Rest Camp. Es erwartet uns eine typische, ordentliche SAN-Park-Unterkunft, mit der wir sehr zufrieden sind. Gleich beim Check-in buchen wir einen sunset drive, in der Hoffnung, auf dem Wege noch ein paar weitere Sichtungen zu erleben. Bis zum Start des drives bleiben uns zwei Stunden, die wir vorwiegend für einen Schönheitsschlaf nutzen.

Der Wunsch auf weitere Sichtungen wird erfüllt: beim sunset drive sehen wir neben einigen der üblichen Verdächtigen (Oryx, Springbock, Singhabicht) dreimal Löffelhunde, einmal einen Kapfuchs, eine afrikanische Wildkatze, zwei Fleckenuhus und zweimal Springhasen. Auch wegen der guten Beschreibungen, der Hinweise und Kommentare des sehr kompetenten Guides, wurde dieser drive ein gelungenes Erlebnis und ein wunderbarer Ausklang dieses besonderen Geburtstages.

Fazit: Guter Start – dann lange nichts – gutes Ende beim sunset drive. Es wurde übrigens im Laufe des Tages dann noch 30 Grad warm. Ein toller, unvergesslicher Geburtstag, auch wenn jetzt „eine 6 davorsteht“.

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