Rückreisetag

Von Auckland nach Steinmauern

Heute stehen wir „erst“ gegen 8:00 Uhr auf, denn wir werden die nächsten zwei Tage wahrscheinlich wenig zum Schlafen kommen. Nachdem wir unsere Koffer einmal aus- und wieder eingepackt haben, begeben wir uns in den gemütlichen Frühstücksraum unseres B&B. Ulrike, die Eigentümerin des Hauses, ist schon eifrig am Frühstück richten für ein paar andere Gäste. Sie freut sich, mal wieder Gäste aus der Heimat beherbergen zu dürfen und wir plaudern eine ganze Weile über unsere Erlebnisse und Eindrücke von NZ. Wir haben keine Zeit zu verlieren, denn es regnet. Laut „weatherforecast“ sollte eigentlich ein Sonnen/Wolkenmix vorherrschen. Wir beschließen, das schlechte Wetter für einen Einkaufsbummel in einem nahe gelegenen Einkaufscenter zu nutzen. Schließlich brauchen wir noch Mitbringsel für unsere Jungs. Zunächst erstehen wir für uns Markenjeans, die in Deutschland einiges teurer wären, und dann machen wir ein wirkliches Schnäppchen, als wir zwei Badeshorts sehr bekannter Surfermarken reduziert erstehen.

Als wir zur Mittagszeit wieder ins Freie kommen, treffen uns tatsächlich ein paar zaghafte Sonnenstrahlen. Daher ist unser nächstes Ziel der Mt. Eden, einer der ca. 50 Vulkane Aucklands, an dessen Fuß unser B&B steht. Von hier aus hat man einen tollen Überblick über die riesige Stadt und wir sehen zwischen all den Häusern wirklich viele kleinere und größere Vulkankegel. Die Stadt steht im wahrsten Sinne des Wortes auf einem Pulverfass.

Das wird uns erst recht bewusst, als wir nochmal das Museum der Stadt besuchen. Wir fahren dieses Mal mit dem Auto in die Innenstadt, weil uns die Kombination Bus/zu Fuß doch zu lange dauert. Kein Problem, mittlerweile sind wir routiniert genug, um uns auch in der größten Stadt Neuseelands im Linksverkehr zu behaupten.

In dem riesigen Gebäude machen wir uns sofort auf in die naturwissenschaftliche Abteilung. Auf dem Weg dorthin streifen wir durch einen Teil der Maori-Ausstellung, die wir tags zuvor wohl übersehen haben.

Dann zieht uns der sehr gelungene Bereich zur  Geothermie Neuseelands in seinen Bann. Hier wird sehr abwechslungsreich, aber auch eindringlich dieses faszinierende Thema aus den verschiedensten Blickwinkeln dem Besucher näher gebracht. Besonders beeindruckend wird für uns eine sehr realistische Simulation, die wir in einem gemütlich eingerichteten „Wohnzimmer“ miterleben dürfen: ein Seebeben wird im Hafen Aucklands registriert, die Experten im Fernsehen gehen von keiner Gefährdung aus, aber wir sehen durchs Fenster schon eine grauschwarze Wand auf uns zu kommen, das ganze Haus zittert, das Licht flackert und dann schlägt die Monsterwelle mit ungeheurem Getöse ein … danach ist es stockfinster! Das war’s! Die Lichter gehen an und man kann jeden im Raum durchatmen hören. Die Warnhinweise, die wir vorab zu dieser Simulation gelesen haben, waren nicht unberechtigt. Mit schwachem Herzen sollte man sich das wirklich nicht antun.

Wir streifen noch eine Weile durch den naturwissenschaftlichen Bereich, treffen u. A. auf ein imposantes, lebendes Exemplar eines Neuseeländischen Langflossenaals (2m, 35kg) und verlassen gegen 15:00 Uhr das Gebäude. Wir fahren zu unserer Unterkunft, um die Koffer zu holen. Nochmals ein kurzer Plausch mit Ulrike, dann machen wir uns auf zu unserer letzten Fahrt auf Neuseelands Straßen. Wir werden das „Geisterfahren“ doch irgendwie vermissen. Nach 20 Km kommen wir am International Airport an und trennen uns von unserem silbernen Toyota Corolla, ein zuverlässiges Gefährt. Noch schnell ein Blick auf den Kilometerstand: wir sind auf der Nordinsel knapp 1500 km gefahren, auf der Südinsel waren es gut 3300 km. In den vier Wochen haben wir also genau 4812 Kilometer zurückgelegt. Wow!

Dann folgt das bereits bekannte Procedere, alles völlig unkompliziert: Mietwagen abgeben, Gepäck einchecken, Inhalt der Wasserflasche einverleiben und ab geht ’s durch den Security-Check. Dann heißt es noch 1 ½ Stunden Warten auf das Boarding. Wir vertreiben uns die Zeit mit Lesen, werfen neugierige Blicke auf unseren Flieger, den A 380, und entdecken plötzlich unter all den Wartenden „alte Bekannte“, zwei Deutsche, denen wir schon in Rotorua und in Coromandel Town begegnet sind. Echt witzig. Die beiden werden mit nach Sydney fliegen und dort noch drei weitere Tage bleiben.

Ja und dann heißt es plötzlich Abschied nehmen von Neuseeland, einem Land, das uns mit seiner Vielfältigkeit sehr beeindruckt hat und das keine Wünsche offen lies, außer vielleicht in Bezug aufs Wetter. Wir betreten den A380 und suchen unsere Plätze im Unterdeck (klar, die First Class reist oben). Wir sitzen fast ganz vorne, was sich später noch als Nachteil herausstellen soll. Um 18:40 Uhr verlassen wir neuseeländischen Boden und schauen noch mal wehmütig auf das Land zurück, das wir vier Wochen lang durchquert haben. Durch die super von Wolfgang ausgetüftelte Route haben wir sehr viel „mitgenommen“, aber längst nicht alles. Und so sind wir uns beim Abheben einig, dass wir vielleicht doch nochmal wiederkommen werden (zum 30. Hochzeitstag?).

Die harte Realität holt uns schnell aus unseren Zukunftsträumen: weinende Kinder und Babys zwei Reihen vor uns halten Eltern, Flugbegleiter und letztlich alle Passagiere die nächsten dreieinhalb Stunden auf Trab. Als wir um 22:05 Uhr Ortszeit in Sydney zwischenlanden, atmen alle auf. Wir haben gut eineinhalb Stunden Zeit, um uns die Beine zu vertreten, dann steigen wir zur längsten Etappe wieder in den A380: 14 Stunden und 30 Minuten Flug am Stück liegen vor uns bis nach Dubai! Aber die Flugdauer soll sich nicht als das Schlimmste herausstellen, denn auch auf diesem Abschnitt weint ein Baby stundenlang, bis es irgendwann in den Armen der völlig entnervten Mutter einschläft. Zwischenzeitlich haben sich Personal und sogar Sitznachbarn redlich um allein reisende Mutter und Kind bemüht. Es ist also eine lange Nacht mit sehr wenig Schlaf (gut, denn damit trickst man nach unseren Erfahrungen vom Hinflug das Jetlag aus). Wir sehen wieder massenhaft Filme an, lesen und dösen zwischenrein und irgendwann ist auch diese Etappe überstanden und wir landen um 5:15 Uhr Ortszeit in Dubai. Jetzt heißt es, dreieinhalb Stunden bis zum Anschlussflug zu überbrücken. Wir wandern den Flughafen einmal komplett in seiner ganzen Länge und wieder zurück ab und brauchen dafür eine Stunde! Mit Gymnastik und Stöbern in den Duty-free-Läden vertreiben wir uns den Rest der Zeit.

Ein letztes Mal Sicherheitskontrollen und einsteigen, jetzt in eine Boing 777. Die letzte Etappe ist quasi ein Klacks: die 7 Std. Flug sitzen wir im wahrsten Sinne des Wortes auf der linken A….backe ab. Die Zeit vergeht „wie im Flug“ zwischen leckerem Essen, Filmen und Lesen und so landen wir wohlbehalten um 12: 45 in Frankfurt.

Als wir um 16:30 Uhr endlich im Rastatter Bahnhof ankommen, sind wir uns nicht ganz sicher, was nerviger war: die weinenden Kinder im Flugzeug, oder das unkomfortable Reisen mit der Deutschen Bahn. In Frankfurt hatten wir um fünf Minuten unseren Zug verpasst und mussten eine Stunde warten. Zudem mussten wir mit drei Koffern zweimal umsteigen und Sitzplätze waren in keinem der Züge zu ergattern. Egal: die Heimat hat uns wieder, wenn sie uns auch nur mit bedecktem Himmel und schlappen 11° C in Empfang nimmt. Um einiges herzlicher fällt da schon der Empfang durch unsere Jungs aus. Zum krönenden Abschluss unserer Trips ans andere Ende der Welt gönnen wir uns ein gemeinsames Abendessen in einer Gaststätte und beginnen begeistert, von unseren Reiseerlebnissen zu erzählen…

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