Messum Krater

Bis hierher war unsere Rundreise durch Namibia wenig abenteuerlich und es gab glücklicherweise auch keine „Zwischenfälle“ irgendwelcher Art, die sie zu einem Abenteuer gemacht hätten. Für heute haben wir uns jedoch vorgenommen, die mehr oder weniger ausgetretenen Pfade zu verlassen. Wir werden in eine sehr abgelegene Region fahren, in der es auf weite Strecken nur  noch 4×4-Pisten gibt, eine Region, in der weit und breit keine Menschenseele lebt, in der es keinen Handyempfang gibt und in die sich kaum ein Tourist „verirrt“: in den Messum Krater. Südwestlich des Brandbergs liegt diese 130 Mio. Jahre alte Formation von 25 Kilometern Durchmesser, die von einer ringförmigen Bergkette (Kraterrand) mehr oder weniger komplett umschlossen ist.

Zunächst fahren wir aber auf gut präparierter gravelroad ins nahegelegene Uis, wo wir an einer Tankstelle – es ist Sonntag und der Supermarkt ist geschlossen – noch ein wenig Trinkwasser „auftanken“. Zwei junge Mineralienverkäufer bieten uns vor der Tanke verschiedene Steine zum Kauf an. Wir hatten ca. 25 Chrysokoll-Steine aus der Abraumhalde der Mine bei Camp Aussicht mitgenommen. Die biete ich wiederum den beiden Jungs an. Sie hatten nicht damit gerechnet, heute Steine einzukaufen, statt zu verkaufen. Der Deal läuft dann schließlich so ab: ich suche ein paar sehr schöne Mineralien aus, deren Preis 1500 N$ sein soll. Von dem Betrag ziehen wir 1000 N$ für die Steine ab, die die beiden von uns bekommen und so sind dann beide Seiten sehr zufrieden.

Die beiden Männer sind sehr aufgeschlossen und kontaktfreudig und wir nutzen die Gelegenheit, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und unterhalten uns eine halbe Stunde lang sehr angeregt mit Ihnen über alles Mögliches. Es entwickelt sich schnell eine angenehme und interessante Unterhaltung. Die beiden sind z.B. sehr daran interessiert, wie viel Geld wir für einen Urlaub in Namibia aufwenden. Mit der genannten Summe habe er ausgesorgt und könne sich zur Ruhe setzen, behauptet einer von den beiden sehr glaubwürdig. Natürlich ist auch das Thema „Corona“ und speziell das Impfen Gesprächsthema. Den chinesischen Impfstoff lehnen beide ab, weil sie befürchten, die Chinesen machen mit den Afrikanern Menschenversuche …

Von Uis führt uns eine weiterhin gut befahrbare Schotterpiste an den südlichen Rand des Brandbergs. Hier beginnt die lange 4×4-Strecke zum und in den Krater. An einer „historical site“ steigen wir aus, können aber nicht erkennen, was diesen Ort historisch macht. Wir besteigen einen kleinen Berg und haben zum ersten Mal einen Eindruck von der Größe des Kraters und von der Einzigartigkeit dieser Landschaft. Wieder einmal fehlen mir die Worte, um zu beschreiben, was die Faszination dieses Ortes ausmacht. Aber eines ist klar: Das hier ist etwas ganz Besonderes.

Wir haben heute im Messum Krater lediglich eine einzige Gruppe von drei Personen mit zwei Fahrzeugen getroffen. Am viewpoint hatten wir eine perfekte Übersicht, so dass wir es auf jeden Fall gesehen hätten, wenn noch weitere Fahrzeuge hereingekommen wären. So sind wir uns sehr sicher, dass sich in einem Kreis von 100 Kilometern Durchmesser außer uns maximal drei weitere Personen aufhalten. Wann waren wir jemals zuvor so abgeschieden?

Fahrtechnisch ist die gesamte 4×4-Strecke gut zu bewältigen, aber zwei Stunden Gerüttel und Geschüttel sind dann doch etwas zermürbend. Und so sind wir froh, als wir an der Stelle im Krater ankommen, an der „wild camping“ erlaubt ist. Es ist jetzt 14 Uhr und wir haben noch viel Zeit bis zum Sonnenuntergang, um die Gegend zu erkunden, ein Feuer anzuzünden, Brötchen zu backen, ein Essen zuzubereiten, einen Drink für den Sundowner zu mixen, selbigen zu genießen und in die Stille und Einsamkeit dieser location einzutauchen.

Der Wind frischt zunehmend auf. Nach Sonnenuntergang wird es schnell empfindlich kalt und selbst das Lagerfeuer kann gegen aufkommendes Frösteln wenig bewirken. Doch ein Punkt steht noch auf der „Agenda“ für den heutigen Tag: Andrea möchte die Gelegenheit nutzen, in dieser Abgeschiedenheit und der somit absolut dunklen Umgebung Aufnahmen von der Milchstraße zu machen. Wir ziehen mehrere Kleidungsstücke übereinander und Andrea bereitet die Fotoausrüstung im Camper soweit vor, dass sie draußen in der Kälte sofort mit den Aufnahmen beginnen kann. Ihr Plan, wo die Milchstraße ungefähr erscheinen wird, geht voll auf, so dass Bergsilhouette und Bushcamper optimal unter der Milchstraße platziert sind.


Den (kurzen) Rest des Abends verbringen wir im Camper. Es wird eine Nacht mit recht wenig Schlaf, denn das Rütteln, das Knattern der Planen und der heulende Wind halten uns von geruhsamem Nachtschlaf stundenlang ab. Das mindert aber nicht das extreme Outdoor-Erlebnis unseres Aufenthalts im Messum Krater.

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